Hallo Eli,
ich bin in zwei Punkten noch etwas verwirrt. Einerseits schreibt Ihr, dass Ihr eine "Übersichtsarbeit" erstellt, andererseits klingt es so, als hättet Ihr selbst eigene Messdaten. Mal stehen Studien im Plural, mal Interventions- und Kontrollgruppe im Singular.
Wenn das Daten aus einem eigenen Experiment sind: Habt Ihr die Daten in Deutschland erhoben? Auch wenn die Strahlenbelastung bei einer DXA gering ist stelle ich es mir erheblich schwierig vor, ein Ethikvotum für die Anwendung von Strahlen vor und nach einer Placebointervention zu bekommen. Unsere Ethikkommission würde dafür sicher ein Studienprotokoll mit statistischem Auswerteplan sowie statistischer Fallzahlschätzung haben wollen. Und selbst wenn nicht. Wenn man sich die Mühe gemacht hat, so etwas der Ethikkommission zu verkaufen, überlässt man dann die Auswertung zwei Bachelorstudierenden?
Wenn das eine Meta-Analyse von Experimenten anderer aus der Literatur ist, dann gibt es dafür ganz eigenen Statistikmethoden und ich kann nicht sagen, dass ich mich da auskennen würde. Dann hätte ich aber erwartet, dass ihr neben Vorher-Nachher-Durchschnitten auch die Fallzahl in den Studien einbezieht und Studien mit vielen Teilnehmern höher gewichtet als solche mit wenigen. Bei Meta-Analysen scheinen dann auch Effektstärkemaße häufiger genutzt zu werden, vielleicht kommt das daher?
Absolute Veränderungen wäre die Differenz des BMD zu Beginn und nach der Intervention und relativ wäre um wie viel % die Knochendichte (BMD) gestiegen oder gesunken ist.
Kurzer uninformierter Blick ins Internet sagt, dass DXA-Messungen häufig als z- oder T-Werte berichtet werden -- da müsste ich nachdenken, ob Prozent-Veränderung ein sinnvolles Maß ist (mein Bauchgefühl sagt nein). Wenn die Angabe in g/cm² erfolgt ist das natürlich was anderes.
Da wir keinen allgemeingültigen MCID für den BMD gefunden haben, dachten wir, wir können dies mittels Effektstärke berechnen. Oder meinst du es wäre sinnvoller, nur die absoluten und relativen Werte zu vergleichen, da dies ja mehr aussagt in der Klinik als die Größe des Unterschieds pro Standardabweichung. Man muss noch dazu sagen, dass in unserem Studiengang nicht erwartet wird, "hochgestochene" Berechnungen zu verwenden.
Meine persönliche Meinung: Ihr studiert eine Therapiewissenschaft. Es wäre schön, wenn Ihr die Bedeutung Eurer Arbeit einer konkreten Patientin erklären könntet. Es gibt bestimmt Studien dazu, wie die Knochendichte prämenopausal mit dem Frakturrisiko postmenopausal zusammenhängt. Vielleicht könntest Du einer Patientin sagen: Wenn Sie dieses Training aufnehmen dürfen sie einen Calciumeinbau erwarten, der in Beobachtungsstudien einer Verminderung des Risikos einer späteren Schenkelhalsfraktur um ein Fünftel verringert. Dann könnte die Patientin entscheiden, ob sie ein um 1/5 geringeres Risiko einer Schenkelhalsfraktur adäquat findet im Tausch gegen die Aufnahme eines High-Intensity-Trainings. Will sagen: Eine Übersetzung in konkrete Gesundheitsbegriffe und vielleicht eine subjektive Einschätzung dazu, ob das klinisch relevant sein könnte würde so eine Arbeit in meinen Augen sehr aufwerten. Auch, wenn Eure Definition von klinisch signifikant von meiner eigenen Einschätzung vielleicht abweicht.
Die EXTREME-Studie hat damals gezeigt, dass bei bestimmten Patienten durch ein Medikament das Überleben
im Median um 2,7 Monate verlängert wird. Man kann verschiedene Auffassungen zur klinischen Relevanz dieser Angabe haben aber sie hilft doch beim Beurteilen der klinischen Relevanz viel mehr, eine hazard ratio von 0,80.
Also selbst wenn Ihr eine Metanalyse anhand von Cohen d-Werten plant, solltest Ihr dennoch Überlegugnen zur klinischen Signifikanz anstellen und das nicht einfach übergehen.
JMTC,
Bernhard