ein paar Fragen zu... medizinischer Statistik

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

ein paar Fragen zu... medizinischer Statistik

Beitragvon jo24 » Fr 6. Dez 2019, 15:21

Hallo zusammen,

Da die Statistikvorlesungen nun schon einige Jahre zurückliegen und ich mir trotz Internet Recherchen einfach nicht sicher bin poste ich hier nun meine Fragen zu meiner anstehenden Dissertation, die gerade in Planung liegt und bin euch sehr dankbar wenn ihr mir weiterhelfen könnt ;)

Es geht um einen Patientenstamm von insgesamt. ca. 230 mit der selben Grunderkrankung. Aufgrund dieser Grunderkrankung erfolgte eine Operation mit zwei leicht unterschiedlichen Verfahren (beide natürlich medizinisch valide). Hier lag keine Randomisierung vor, beide Verfahren werden täglich angewandt und bislang sind keine relevanten Vor- / Nachteile bekannt. Nun soll im Nachgang festgestellt werden ob statistisch signifikante Unterschiede zwischen den etwa gleich großen Gruppen im postoperativen Verlauf hinsichtlich verschiedener Vergleichsparameter bestehen (z.B. Wundheilungsstörungen, Schmerzen etc.)

Nun zu meinen Fragen:

1. Entscheidend ist dass die Studie rein retrospektiv ist. Nun bin ich mir nicht sicher ob ich sie als Fall-Kontroll Studie benennen kann
oder eben als Kohortenstudie. Oder bin ich ganz auf dem falschen Dampfer und es handelt sich um eine rein deskriptive Studie?

2. Es wurde keine Randomisierung vorgenommen. In unserer Klinik werden beide Verfahren ca. ähnlich häufig verwendet, es ist reiner
Zufall (da ja medizinisch kein Unterschied anzunehmen ist). Nun steigt mir die Ethikkomission aufs Dach weil die nicht verstehen
wollen dass die Zuteilung rein zufällig und wenn überhaupt dann nach Gusto des Operateurs erfolgte (da wenn Randomisierung
erfolgt wäre ja eine prospektive Studie vorliegen würde und da hätte vorher ein Ethikvotum bestehen müssen).

Für jeden Hinweis/ Tipp bin ich sehr dankbar :)
Danke und Frohen Nikolaus allen :D
jo24
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Re: ein paar Fragen zu... medizinischer Statistik

Beitragvon PonderStibbons » Fr 6. Dez 2019, 17:25

2. Es wurde keine Randomisierung vorgenommen. In unserer Klinik werden beide Verfahren ca. ähnlich häufig verwendet, es ist reiner
Zufall (da ja medizinisch kein Unterschied anzunehmen ist).

Demnach wird eine Münze geworfen oder ein äquivalentes Verfahren zur Zufallszuteilung?
Nun steigt mir die Ethikkomission aufs Dach weil die nicht verstehen wollen dass die Zuteilung rein zufällig und wenn überhaupt dann nach Gusto des Operateurs erfolgte

Was denn nun, reiner Zufall (Münzwurf etc.) oder Entscheidung des Operateurs? Alle Operateure verwenden
beide Verfahren und dies gleich häufig? Wonach entscheidet denn der Operateur, welches Verfahren er jeweils
fallweise (oder immer?) anwendet, wenn nicht per Münzwurf, d.h. was bedeutet "nach Gusto" konkret?
Für jeden Hinweis/ Tipp bin ich sehr dankbar

Du hast unter 2. keine Frage formuliert.

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons
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Re: ein paar Fragen zu... medizinischer Statistik

Beitragvon jo24 » Fr 6. Dez 2019, 18:31

Hallo,

Danke für die Rückmeldung.

Zu 1. Es gab kein Verfahren zur Zufallszuteilung. Um es evtll. plastischer darzustellen - es geht um zwei verschiedene operative Werkzeuge. Werkzeug A ist vornehmlich in Operationssaal A und Werkzeug B in Operationssaal B. Die Operateure haben keinen festen OP-Saal, sondern werden zufällig zu Saal A oder B zugeteilt. Ich hoffe das ist verständlich?

Zu 2. sorry Frage vergessen! Aber eigentlich deckt sich das mit der Beschreibung oben zu den OP Sälen. Im Endeffekt bin ich mir des Studiendesigns bzw Studienart nicht ganz im Klaren und ob diese "Art der zufälligen Zuteilung" statistisch überhaupt funktioniert.

Danke und Grüße
Jo
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Re: ein paar Fragen zu... medizinischer Statistik

Beitragvon strukturmarionette » Fr 6. Dez 2019, 21:08

Hi,

Die Operateure haben keinen festen OP-Saal, sondern werden zufällig zu Saal A oder B zugeteilt. Ich hoffe das ist verständlich?

- Das bezieht sich nicht auf die (fachlichen) Bedenken dieser Ethikkommission hinsichtlich der Anwendung unterschiedlicher Operationswerkzeuge bei gleichen Grunderkrankungen.
- Was sind konkrete Fragestellungen?

Gruß
S.
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Re: ein paar Fragen zu... medizinischer Statistik

Beitragvon bele » Sa 7. Dez 2019, 13:24

Hallo jo,

vielleicht hilft das:
Ein natürliches Experiment bezeichnet eine empirische Untersuchungsmethode, bei der die Probanden aufgrund von natürlichen, nicht durch den Forscher kontrollierbaren, Ereignissen in Experimentalgruppe und Kontrollgruppe eingeteilt werden. Der Forscher registriert hierbei lediglich als Beobachter, was ohne sein Eingreifen stattfindet. Natürliche Experimente sind Quasi-Experimente, da sie zwar kontrolliert sind (es gibt eine Kontrollgruppe), nicht aber im strengen Sinne randomisiert (die Gruppenzuweisung erfolgt nicht per Zufallsprinzip durch den Forscher) und somit abzugrenzen von randomisierten kontrollierten Studien. Im Idealfall ähnelt die natürliche Zuteilung der Probanden jedoch einer Randomisierung. Des Weiteren sind natürliche Experimente Feldstudien, da sie im Feld und nicht im Labor unter standardisierten Bedingungen stattfinden, und Beobachtungsstudien, da die unabhängige Variable nicht aktiv durch den Forscher manipuliert wird.


https://de.wikipedia.org/wiki/Nat%C3%BC ... Experiment

LG,
Bernhard
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(Lewis Carol, Alice in Wonderland)
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Re: ein paar Fragen zu... medizinischer Statistik

Beitragvon jo24 » Sa 7. Dez 2019, 20:39

Danke Bele das hilft mir schon sehr!! Problem gelöst :)

LG
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