Fragen zu Auswertungen und Vorgehensweisen

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Fragen zu Auswertungen und Vorgehensweisen

Beitragvon serieux1234 » Di 3. Sep 2024, 15:49

Hallo zusammen,

ich arbeite derzeit an einer empirischen Untersuchung, bei der ich den Einfluss eines Konstrukts X auf die Arbeitszufriedenheit untersuche. Dabei möchte ich später auch die Unterschiede zwischen den Geschlechtern analysieren. Das Konstrukt X messe ich mit einem validierten Fragebogen, der 5 Unterskalen umfasst, wobei jede Skala aus 3-4 Fragen besteht (insgesamt 19 Fragen).

Jetzt stehe ich vor der Frage, wie ich die Arbeitszufriedenheit am besten erfassen sollte. Ich habe zwei validierte Fragebögen zur Auswahl:

1.Kurzversion: Misst nur die allgemeine Arbeitszufriedenheit mit 8 Items. Das wäre praktisch, da der gesamte Fragebogen dann nur 27 Fragen hätte, aber die Ergebnisse wären weniger spezifisch.
2.Langversion: Misst die Arbeitszufriedenheit in 5 Facetten, jeweils mit 6 Fragen pro Facette (z.B. Kollegen, Vorgesetzte, etc.). Das ergibt insgesamt 30 Fragen, was zu einem Gesamtfragebogen mit 49 Items führen würde, was mir recht umfangreich erscheint.
Meine Fragen an euch:

1.Welchen Fragebogen würdet ihr in meiner Situation empfehlen? Ist die zusätzliche Spezifizität des längeren Fragebogens den erhöhten Aufwand wert?

2.Falls ich den längeren, facettenbasierten Fragebogen wähle, wird die Auswertung am Ende sehr kompliziert? Ich frage insbesondere im Hinblick auf die Analyse der Korrelationen zwischen den Unterskalen von Konstrukt X und der Arbeitszufriedenheit.

3.Wie gehe ich am besten vor, wenn ich die Korrelationen der einzelnen Unterskalen von Konstrukt X mit einem allgemeinen Indexwert der Arbeitszufriedenheit analysieren möchte? Welche Auswertungen wären hier am sinnvollsten?

4.Welche Analysen wären erforderlich, um ein umfassendes Bild zu bekommen, das die 4 Facetten von Konstrukt X und die 5 Facetten der Arbeitszufriedenheit in Beziehung setzt? Ist das für eine zeitlich begrenzte Untersuchung vielleicht zu aufwendig?

Ich bin für jede Hilfe und alle Tipps dankbar, da meine letzte wissenschaftliche Arbeit schon etwas zurückliegt.

Vielen Dank im Voraus!
serieux1234
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Re: Fragen zu Auswertungen und Vorgehensweisen

Beitragvon strukturmarionette » Di 3. Sep 2024, 17:44

Hi,

wie ich die Arbeitszufriedenheit am besten erfassen sollte

- passend zu deinem Thema? und Fragestellungen? gfs Arbeitshypothesen?

Gruß
S.
strukturmarionette
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Re: Fragen zu Auswertungen und Vorgehensweisen

Beitragvon bele » Di 3. Sep 2024, 17:58

Hallo serieux,

serieux1234 hat geschrieben:2.Langversion: Misst die Arbeitszufriedenheit in 5 Facetten, jeweils mit 6 Fragen pro Facette (z.B. Kollegen, Vorgesetzte, etc.).


Meine Frau wollte mal an einer Studie in unserem Betrieb teilnehmen, da wurde irgendsoein Gerät getestet, das einen korrigieren soll, wenn man eine schlechte Haltung einnimmt. Zu den vielen Fragebögen wurde dann auch ein Depressionsfragebogen genommen in dem unter anderem nach sexueller Aktivität und sexueller Lust gefragt wurde. Zugleich war die Pseudonymisierung keine, denn das "Pseudonym" waren erkennbar die Initialien und eine fortlaufende Nummer. Meine Frau hatte keine Lust, irgendeinem Kollegen der mit der Auswertung beauftragt wird Angaben zu ihrem sexuellen Verlangen zu machen und hat ihre Teilnahme dann aufgekündigt.

Was ich mit der Geschichte sagen will: Wenn Du allzu detailliert nach Kollegen, Vorgesetzten etc. fragst kann es also sein, dass die Leute aus anderen Gründen die Teilnahme aufkündigen. Wenn der einfache Bogen ausreichend ist, um Deine Frage zu beantworten, dann würde ich grundsätzlich zu Datensparsamkeit bei sensiblen Daten raten. Wenn der wissenschaftliche Mehrwert die vielen Fragen erforderlich macht, dann ist das halt so.
Vielleicht muss das Ganze auch von einem Datenschutzbeauftragten oder einem Betriebsrat genehmigt werden, dann ist Datensparsamkeit auch hilfreich.

Das ergibt insgesamt 30 Fragen, was zu einem Gesamtfragebogen mit 49 Items führen würde, was mir recht umfangreich erscheint.


Kommt halt auch sehr auf die Motivation der Teilnehmer an, ob sie bis zum Schluss aufmerksam bleiben oder ab Seite drei nur noch irgendwas kreuzen.

1.Welchen Fragebogen würdet ihr in meiner Situation empfehlen? Ist die zusätzliche Spezifizität des längeren Fragebogens den erhöhten Aufwand wert?


Das ist keine statistische Frage, das ist teils eine Frage der sachwissenschaftlichen Grundlage und teils eine der Machbarkeit.

2.Falls ich den längeren, facettenbasierten Fragebogen wähle, wird die Auswertung am Ende sehr kompliziert? Ich frage insbesondere im Hinblick auf die Analyse der Korrelationen zwischen den Unterskalen von Konstrukt X und der Arbeitszufriedenheit.


Es wird kaum komplizierter aber sehr viel umfangreicher. Wenn Du den langen Fragebogen zu einem Gesamtscore zusammenfassen kannst, dann ist das Rechnen mit dem Gesamtscore genauso kompliziert wie bei dem anderen Bogen und die vielen Teilscores ziehen halt viel Rechnen nach sich, aber kein komplizierteres rechnen.

3.Wie gehe ich am besten vor, wenn ich die Korrelationen der einzelnen Unterskalen von Konstrukt X mit einem allgemeinen Indexwert der Arbeitszufriedenheit analysieren möchte? Welche Auswertungen wären hier am sinnvollsten?


Entweder jede Unterskala für sich oder einen gemeinsamen Skalenwert, wenn der Fragebogen das hergibt. Einfache Korrelationen reichen nicht, wenn Du beispielsweise auch Geschlechtsunterschiede berücksichtigen willst. Dann bietet sich eine multiple Regressionsanalyse an. Das ist dann fast immer eine lineare multiple Regression, auch wenn es das nicht sein muss.

Ist das für eine zeitlich begrenzte Untersuchung vielleicht zu aufwendig?


Du wirst feststellen, dass das Erheben und das Erfassen der Daten den Zeitaufwand bestimmt, die Analyse von allen Schritten den wenigsten. Spezifischere Antworten kann man hier nicht geben. Da wird man in einer Hausarbeit etwas anderes erwarten als in einer Bachelorarbeit und in einer Bachelorarbeit etwas anderes als in einer Masterarbeit und in einer Masterarbeit etwas anderes als in einer Promotionsarbeit oder einer Habilitationsschrift.

Ich bin für jede Hilfe und alle Tipps dankbar, da meine letzte wissenschaftliche Arbeit schon etwas zurückliegt.


Immer an die Leser denken. Was wollen die Lesen, was kannst Du bieten, wieviel Aufwand ist welche Zufriedenheit der Leser wert?

LG,
Bernhard
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