Hypothesentest

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Hypothesentest

Beitragvon lila.luna » Mo 11. Dez 2017, 21:39

Hallo ihr Lieben,

ich möchte einen Hypothesentest durchführen und bin mir nicht ganz darüber schlüssig, welches Verfahren das geeignetere wäre.
Kurz zum Fragebogen: Es ist eine Stichprobe von N=40. Es gibt vier selbstentwickelte fünfstufige Likert-Skalen (mit jeweils 6-8 Items), die jeweils einen Merkmalsbereich an Unterrichtsstrategien messen. Die Teilnehmer werden aufgefordert, die Strategien in jedem der vier Merkmalsbereiche als gar nicht wichtig (1) - nicht wichtig (2) - neutral (3) - wichtig (4) - sehr wichtig (5) einzuschätzen.

Für jede Skala habe ich die einzelnen Mittelwerte der Items berechnet und durch die Itemanzahl geteilt.
Nun habe ich die Hypothesen, dass jeder der vier Merkmalsbereiche als wichtig bzw. sehr wichtig eingeschätzt wird und dementsprechend die Antworten häufiger angekreuzt werden.
Jetzt habe ich verschiedene Überlegungen:

1. Hypothesentest durch t-Test bei einer Stichprobe: Darf ich die Ausprägung "Sehr wichtig" und "Wichtig" Zusammenrechnen bzw. Zusammenfassen 4+5--> 4 (in SPSS über Variablen umcodieren) um dann einen Testwert für beide Ausprägungen festzulegen? Wenn nicht, wie mache ich es dann am besten?

2. Alternativ habe ich auch gelesen, dass man einen K-S Test bei einer Stichprobe zur Hypothesenüberprüfung bzw. einen Nichtparametrischen Einstichprobentest durchführen kann. Dieser gibt mir soweit ich verstanden habe an, ob die Antworten normalverteilt sind oder nicht und ob somit die Hypothese abgelehnt werden kann oder nicht. In diesem Zusammenhang hätte ich auch die Frage, ob in dem Fall die Antworten normalverteilt sein müssen oder auch gleichverteilt sein könnten. Rein theoretisch könnte ja jede Antwort mit der gleichen Wahrscheinlichkeit gegeben werden, oder?

Es kann auch sein, dass ich mit meinen Überlegungen total auf dem Schlauch stehe. Ich würde mich auf jeden Fall riesig über helfende Vorschläge und Antworten freuen!

LG
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Re: Hypothesentest

Beitragvon PonderStibbons » Mo 11. Dez 2017, 22:12

Für jede Skala habe ich die einzelnen Mittelwerte der Items berechnet und durch die Itemanzahl geteilt.

Warum nicht die gängige Vorgehensweise (Summieren der Itemscores)?
1. Hypothesentest durch t-Test bei einer Stichprobe: Darf ich die Ausprägung "Sehr wichtig" und "Wichtig" Zusammenrechnen bzw. Zusammenfassen 4+5--> 4 (in SPSS über Variablen umcodieren) um dann einen Testwert für beide Ausprägungen festzulegen? Wenn nicht, wie mache ich es dann am besten?
Wie lautet das Thema der Studie, wie war das Studiendesign, wie lauten die Fragestellungen und angesprochenen Hypothesen konkret?

LG
wtf

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Hypothesentest

Beitragvon lila.luna » Mo 11. Dez 2017, 22:54

Was genau ist denn der Unterschied zwischen dem was ich gemacht habe und dem Summieren der Itemscores?

Ich habe einen Fragebogen erstellt in dem Strategien aus den Bereichen Lehrer-Schüler-Beziehung, Classroom Management und Unterrichtsmerkmale von den Lehrern anhand einer Likert-Skala hinsichtlich der Relevanz zur Reduktion von Verhaltensauffälligkeiten von ADHS Schülern bewertet werden sollten.

Die Fragestellung lautet im Grunde, ob die Strategien aus den drei Merkmalsbereichen als wichtig bewertet werden oder nicht und eventuell ob es zwsichen den dreien Unterschiede gibt.
Ich habe noch keine konkreten Hypothesen formuliert, aber es soll darauf hinaus laufen, dass alle drei Merkmalsbereiche Wichtig bis Sehr wichtig bewertet werden. Am besten ließe es sich wahrscheinlich damit machen, dass die Antwortwahrscheinlichkeiten laut der H0 alle gleich sind und laut der H1 eine bzw. 2 signifikant häufiger gegeben werden.

Eine zweite Hypothese könnte sein, dass es zwischen den dreien Unterschiede in der Gewichtung gibt.

Die Fragebögen wurden online ausgefüllt.
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Re: Hypothesentest

Beitragvon PonderStibbons » Mo 11. Dez 2017, 23:35

Was genau ist denn der Unterschied zwischen dem was ich gemacht habe und dem Summieren der Itemscores?

Eigentlich hatte ich eine Frage gestellt. Aber sei es drum.

Ich habe noch keine konkreten Hypothesen formuliert, aber es soll darauf hinaus laufen, dass alle drei Merkmalsbereiche Wichtig bis Sehr wichtig bewertet werden.

Das kann man eigentlich Skala für Skala nicht testen, es sei denn, gegen einen selbst gesetzten Schwellenwert. Dass man z.B. sagt, 3/4 der Probanden haben einen Skalenwert > 3,5 (oder dergleichen). Das könnte man mit einem Chi²-test überprüfen. Oder dass der durchschnittliche Skalenwert > 4 liegen sollte. Das könnte man per t-Test überprüfen. Klingt aber, wie alle denkbaren Tests zu der Frage, m.E. etwas hergeholt. Letztlich bringt das auch alles nicht mehr als die Deskriptivstatistiken der einzelnen Skalen in der Stichprobe (statistische Kennwerte, Häufigkeitstabellen, Boxplots, Histogramme), vielleicht aufgepeppt mit Konfidenzintervallen wo passend.
Eine zweite Hypothese könnte sein, dass es zwischen den dreien Unterschiede in der Gewichtung gibt.

Ja gut, das ist vergleichsweise einfach (Messwiederholungs-Varianzanalyse bzw. t-Tests für abhängige Stichproben).

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Hypothesentest

Beitragvon lila.luna » Di 12. Dez 2017, 00:00

Vielen Dank für die Antwort.

Naja ich würd ja auf die Frage anworten, aber ich verstehe den Unterschied nicht ganz. Was habe ich denn dann berechnet bzw. wozu ist der Item Score gut? Ich dachte, dass ich so den Skalenindex berechne.

Ich weiß selber, dass es zu dieser Frage etwas weit hergeholt klingt, meine Betreuerin wollte allerdings unbedingt Hypothesen und -tests haben, hat mir allerdings nicht genau gesagt was. Deskritptivstatistiken habe ich bereits und ich weiß auch, dass man eigentlich schon anhand der Mittelwerte die Tendenzen erkennen kann.

Aber wäre in dem Fall ein Einstichproben t-Test richtig? Und ich würde gerne überprüfen, dass der Skalenwert >=4 ist, aber wie mache ich das mit SPSS? Dort kann man ja nur einen Testwert eingeben.

Und zu zweitens: Es ist ja eigentlich keine Messwiederholung oder mehrere Stichproben. Es ist nur eine Stichprobe, die alle die Strategien bewerten sollten. Wie genau müsste ich das dann machen?

Liebe Grüße
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Re: Hypothesentest

Beitragvon PonderStibbons » Di 12. Dez 2017, 10:18

Ich weiß selber, dass es zu dieser Frage etwas weit hergeholt klingt,

Nicht die Frage an sich wäre hergeholt, sondern wie gesagt die Tests. Bei der Frage
ob die Strategien aus den drei Merkmalsbereichen als wichtig bewertet werden

müsste man für einen Test festlegen, ab wann man davon reden kann, dass von einer Gruppe etwas als wichtig bewertet wurde. Inferenzstatistisch testen kann man nur numerisch definitiv festgelegte Nullhypothesen. Müssten zum Beispiel, damit man sagen kann, dass eine Strategie als wichtig bewertet wurde, 100% es als wichtig oder sehr wichtig einschätzen? Oder reichen 90%? Oder geht man über die zentrale Tendenz (Mittelwert oder Median)? Aber selbst ein Mittelwert von 4,5 würde immer noch bedeuten, dass ein - womöglich relevanter - Anteil der Befragten es als nicht wichtig ansieht. Das hat in der Regel eine hohe Willkürlichkeit.
Aber gut, man kann es wie gesagt inferenzstatistisch testen, ungeachtet dessen, ob es ein sinnvoller Test ist oder nicht.
meine Betreuerin wollte allerdings unbedingt Hypothesen und -tests haben, hat mir allerdings nicht genau gesagt was.

Vergleich der Skalen mit Hypothesen und Tests, damit wäre der Auftrag doch bereits erfüllt.
Aber wäre in dem Fall ein Einstichproben t-Test richtig?

In welchem Fall, wofür genau? Für das, was noch folgt, oder bezieht sich die Frage auf etwas anderes?
Und ich würde gerne überprüfen, dass der Skalenwert >=4 ist, aber wie mache ich das mit SPSS? Dort kann man ja nur einen Testwert eingeben.

Meinst Du damit, Du möchtest inferenzstatistisch testen, ob der Mittelwert einer Skala in der Stichprobe so groß ist, das man die Nullhypothese zurückweisen kann "die Stichprobendaten stammen aus einer Grundgesamtheit, deren Mittelwert < 4 ist"? Da gibst Du bei Testwert eben "4" ein.
Und zu zweitens: Es ist ja eigentlich keine Messwiederholung oder mehrere Stichproben. Es ist nur eine Stichprobe, die alle die Strategien bewerten sollten. Wie genau müsste ich das dann machen`?

Du führst bei denselben Leuten mehrere Messungen mit derselben Skala durch, das sind abhängige Messungen, wie bei einem Messwiederholungsdesign. Danach wie gesagt Messwiederholungs-Varianzanalyse (globaler Vergleich der 3 Skalen) bzw. t-Test für abhängige Messungen (bei paarweisen Vergleichen).

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Hypothesentest

Beitragvon lila.luna » Di 12. Dez 2017, 10:52

1. Naja selbst wenn es kein sinnvoller Test wäre, und angenommen mir würden 90% reichen, welches Testverfahren müsste ich in diesem Fall denn auswählen? Bzw. Wenn ich über die zentrale Tendenz gehen würde, welches Testverfahren in dem Fall?
Ich hätte gedacht, dass es mit dem Einstichproben t-Test geht. Das war auf die Tendenz des Mittelwertes bezogen. Wenn ich aber nur "4" eingebe, berücksichtigt er dann auch alles was drüber ist, also auch die "5"?


2. Aber das die drei Skalen nicht ganz das selbe messen spielt in dem Fall dann keine Rolle? (Die beinhaltet CM-Skala CM-Strategien , die L-S-B Skala die L-S-B Strategien, etc.) Ich dürfte dann eins von beidem (wahrscheinlich mit dem Skalenindex?) durchführen?

Auf jeden Fall vielen Dank für die Hilfe.

Liebe Grüße
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Re: Hypothesentest

Beitragvon PonderStibbons » Di 12. Dez 2017, 11:48

1. Naja selbst wenn es kein sinnvoller Test wäre, und angenommen mir würden 90% reichen, welches Testverfahren müsste ich in diesem Fall denn auswählen?

Falls Du testen willst, ob man die Nullhypothese zurückweisen kann, dass (z.B.) unter 90% das wichtig oder sehr wichtig finden, dann wäre das ein Einstichproben-Chi²-Test oder ein Binomialtest, jeweils mit Erwartungswert 0,9 .
Bzw. Wenn ich über die zentrale Tendenz gehen würde, welches Testverfahren in dem Fall

t-test für eine Stichprobe, wenn man Mittelwerte betrachtet.
Ich hätte gedacht, dass es mit dem Einstichproben t-Test geht. Das war auf die Tendenz des Mittelwertes bezogen. Wenn ich aber nur "4" eingebe, berücksichtigt er dann auch alles was drüber ist, also auch die "5"?

Der Test beschäftigt sich mit der Frage, ob der Mittelwert der Stichprobe statistisch signifikant von einem erwarteten Mittelwert unterscheidet, im vorliegenden Fall sowas wie dem Mittelwert "4" oder "4,5" oder was auch immer.
2. Aber das die drei Skalen nicht ganz das selbe messen spielt in dem Fall dann keine Rolle? (Die beinhaltet CM-Skala CM-Strategien , die L-S-B Skala die L-S-B Strategien, etc.)

Du präsentierst den Probanden Stimuli und misst auf jeweils derselben Skala deren Reaktionen, zumindest wenn ich die Studienbeschreibung richtig verstanden habe.
Ich dürfte dann eins von beidem (wahrscheinlich mit dem Skalenindex?) durchführen?

Eins von beidem wovon?

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Hypothesentest

Beitragvon lila.luna » Di 12. Dez 2017, 12:09

Ok danscheschön, ersteres habe ich glaube ich endlich verstanden!

Zu zweitens nochmal:
Also die Skalen sehen beispielsweise so aus:

Zu Classroom Managemen: Wie beurteilen Sie folgende Merkmale auf die Reduktion von Störungen durch ADHS-Kinder im Unterricht? (5 Antwortoptionen siehe oben)
1. Gute Sitzhaltung
2. Reizarmes Klassenzimmer
3. ..... (insgesamt 8 Punkte)

Zu Lehrer-Schüler.Beziehung: Selbe Frage wie bei CM, nur andere Punkte
1. bleibt auch in schwierigen Situationen gelassen
2. hat Humor
3. ... (insgesamt 7 Punkte)

Und so sind alle 4 Skalen aufgebaut

Liebe Grüße
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Re: Hypothesentest

Beitragvon PonderStibbons » Di 12. Dez 2017, 12:59

Ja. Und auf jedes Item kann reagiert werden mit wichtig (1) - nicht wichtig (2) - neutral (3) - wichtig (4) - sehr wichtig (5) .
Der Skalen-Score ergibt sich der Beschreibung nach als durchschnittliche Reaktion auf die Items einer Skala. Die Skalen vergleichen
kann man dann meines Erachtens mit Verfahren für abhängige Messungen (Messwiederholungen). Zumindest wüsste ich auf Anhieb
nicht, was wesentlich dagagen spräche.

Mit freundlichen Grüßen

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