Lagerbestandssicherheit

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Lagerbestandssicherheit

Beitragvon Jahn » Di 16. Mär 2021, 14:39

Hallo Zusammen,

ich habe eine Frage, mit der ich leider nicht weiterkomme. Nun hoffe ich hier Hilfe bei Profis zu finden :)
Folgende Ausgangssituation:

Ein produzierendes Unternehmen betreibt ein Lager für Zukaufteile, welche im Produktionsprozess benötigt werden. Der Lagerort eines Zukaufteils wird automatisch durch das Warenwirtschaftssystem definiert.
Der Lagerbestand eines jeden Zukaufteils ist zu jeder Zeit im Warenwirtschaftssystem hinterlegt, da jedes Zukaufteil, dass das Lager verlässt, gescannt wird. Durch das Scannen wird das Teil vom Lagerbestand abgebucht.
Da irren jedoch menschlich ist, kann es sein, dass auch mal Material herausgegeben aber nicht gescannt wird. Der physische Lagerbestand sinkt also, während der Bestand im Warenwirtschaftssystem unverändert bleibt.

Nun zu meinem Anliegen:
Ich würde über eine Stichprobe gerne die Bestandsgenauigkeit feststellen. Sprich den physischen mit dem systemischen Lagerbestand einiger Zukaufteile abgleichen und so auf die Bestandsgenauigkeit des gesamten Lagers schließen.

Gibt es hierzu eine Möglichkeit?

Vielen Dank bereits im Vorfeld für eure Bemühungen

Mit besten Grüßen
Jahn
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Re: Lagerbestandssicherheit

Beitragvon bele » Di 16. Mär 2021, 14:52

Hallo Jahn,

das klingt jetzt vielleicht komisch, aber es wäre echt hilfreich zu wissen, ob Du tatsächlich in einem Unternehmen an diesem Problem steckst oder ob es sich um eine von der Hochschule vergebene hypothetische Aufgabe handelt. Bei ersterem hast Du wahrscheinlich viel mehr Vorwissen, wo man bei letzterem vereinfachende Annahmen trifft und bei ersterem darf man mit der Rechenweise vielleicht etwas kreativ sein, wo bei letzterem das üblicherweise an der Uni gelehrte Vorgehen eingehalten werden muss.

LG,
Bernhard
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Re: Lagerbestandssicherheit

Beitragvon Jahn » Di 16. Mär 2021, 15:24

Hallo bele,

zunächst vielen Dank für Deine schnelle Rückmeldung.
Es handelt sich um ein reales Problem, kein hypothetisches. Das Studium, und damit auch die letzte Statistikvorlesung, ist leider schon eine Weile her :D

Ich versuche ein paar zusätzliche Informationen zu geben.
Ich kann mit Sicherheit sagen, dass die physischen Lagerbestände nicht immer zu 100% mit den systemischen übereinstimmen. Das ganze könnte dann so aussehen:

Artikel // SOLL-Bestand (lt. System) // IST-Bestand (physisch vorhanden)
A // 10 Stück // 10 Stück
B // 15 Stück // 15 Stück
C // 11 Stück // 10 Stück
D // 19 Stück // 24 Stück
E // 2 Stück // 2 Stück

Nun würde ich gerne 1x pro Monat eine Liste mit zufälligen Artikeln erstellen lassen, die dann entsprechend nachgezählt werden. Ist die Bestandsabweichung zu hoch, sind weitere Maßnahmen zu ergreifen (z. B. Stichprobenumfang vergrößern um das Ergebnis abzusichern?).

Ich hoffe das hilft etwas.

Gruß, Jahn :)
Jahn
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Re: Lagerbestandssicherheit

Beitragvon bele » Di 16. Mär 2021, 16:06

Ja, das hilft. Momentan klingt es in der Beschreibung so, als wären alle Artikel etwa gleich zu behandeln.

Da irren jedoch menschlich ist, kann es sein, dass auch mal Material herausgegeben aber nicht gescannt wird


Ich könnte mir vorstellen, dass ein Schraubendreher schneller mal durchrutscht als eine Motorhaube, dass manche Dinge leichter verschwinden als andere, z. B. dann, wenn man sie auch zuhause brauchen kann und wenn sie vielleicht billig sind eher, als wenn sie teuer sind. Ist sowas zu berücksichtigen, oder denkst Du, dass die prozentualen Unregelmäßigkeiten eher gleichmäßig verteilt sind?

Artikel // SOLL-Bestand (lt. System) // IST-Bestand (physisch vorhanden)
A // 10 Stück // 10 Stück
B // 15 Stück // 15 Stück
C // 11 Stück // 10 Stück
D // 19 Stück // 24 Stück
E // 2 Stück // 2 Stück


Demnach sind sehr unterschiedlich viele Waren in den Gruppen vorhanden. Wenn von Ware D zwei mehr oder zwei weniger da sind, dann findet man immer noch D auf dem Lager. Wenn von E eins weniger auf dem Lager ist als gedacht, dann kann man nur noch eins entnehmen und dann fehlen E vollständig. Will sagen, vielleicht ist es gar nicht so zielführend, ausschließlich prozentuale Abweichungen zu berücksichtigen, sondern man muss vorrangig das Leerlaufen des Lagers bzw. das Überlaufen eines Lagerplatzes berücksichtigen? Das sind alles Fragen, die ich nicht stellen würde, wenn es nur eine Schulaufgabe wäre.

Anders gefragt: Ein Zufallsgenerator, der jeden Monat eine zufällige Liste Artikelbezeichnungen erstellt ist leicht programmiert. Dann kann man sich den Fehlbestand in Prozent vom Soll ausrechnen und daraus ein Histogramm malen oder die zehn extremsten Über- und Unterbestände anschauen und sich fragen, ob es wohl Gründe dafür gibt, dass dieses zuviel und jenes zuwenig ist. So einfach willst Du es Dir aber anscheinend nicht machen, sonst hättest Du kaum das Forum befragt, oder?

LG,
Bernhard
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Re: Lagerbestandssicherheit

Beitragvon Jahn » Di 16. Mär 2021, 18:11

Hallo Bernhard,

vielen Dank für deine Reaktion :)

Prinzipiell würde ich vorerst nur zwei Kategorien unterscheiden.
Kategorie 1: Artikel, die verbrauchsorientiert entnommen werden (Beispielsweise ein bestimmter Lack - bei einem Produkt wird etwas mehr gebraucht, bei einem anderem etwas weniger => sobald in der Fertigung neuer Lack benötigt wird, bringt ein Mitarbeiter des Lagers diesen in die Produktion und bucht den Artikel aus dem System heraus). Ich gehe prinzipiell davon aus, dass die Unregelmäßigkeiten in dieser Kategorie tendenziell ähnlich sind.

Kategorie 2: Artikel, die programmorientiert entnommen werden (Großteile wie Motorhauben, von denen zwar mehrere Varianten bestehen, aber jede Motorhaube für einen bestimmten Auftrag bestellt wird)

Ich würde mir erst mal Artikel der Kategorie 1 vornehmen, da die Abweichungen hier (aus der Erfahrung heraus), größer sind. Ich würde mir dazu einfach eine Liste aller Artikelnummern in Excel kopieren, ein paar zufällige Artikel auswählen lassen und dann die prozentualen Abweichungen vom SOLL ermitteln. Ergebnis wäre dann evtl. eine Aussage wie "Im Durchschnitt weichen die IST-Bestände von den SOLL-Beständen um X% ab". Hier gäbe es dann entsprechende Ober- und Untergrenzen, bei deren Über/Unterschreitung Handlungsbedarf besteht. Die Frage die sich mir stellt ist die: Ab wann kann ich von der Stichprobe auf die Gesamtheit aller Artikel der Kategorie schließen? Sprich, ab wann kann ich die getroffene Aussage mit einer Wahrscheinlichkeit von z. B. 95% tätigen? (ich gehe davon aus, dass die Stichprobengröße auch von den Abweichungen abhängt, oder?)

Vielen Dank für eure Hilfe :)

Gruß, Jahn
Jahn
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Re: Lagerbestandssicherheit

Beitragvon strukturmarionette » Di 16. Mär 2021, 19:06

Hi,

- kannst mal nachlesen, was der Binomialtest macht
- du brauchst aber die Anzahlen, nicht Prozente und möglichst große Stichproben

Gruß
S.
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Re: Lagerbestandssicherheit

Beitragvon bele » Mi 17. Mär 2021, 13:42

@strukturmarionette Kannst Du mir erklären, wie Du das mit einem Binomialtest angehen würdest? In einem Binomialmodell hat man k Erfolge aus n Versuchen, wobei k immer kleiner oder gleich n ist. Wenn ich die Aufgabe richtig verstehe, gibt es hier Minderbestände aber auch Überbestände. Es ist also nicht im Modell anzulegen, dass der Ist-Bestand nie größer als der Sollbestand ist.

Ob vielleicht eine Negativbinomialverteilung ein passenderes Modell wäre?
Bild

Gibt es eine weitere Restriktion, dass sich die Lösung in Excel umsetzen lassen muss?

LG,
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