Nur deskriptive Auswertung - Hypothesen nötig?

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Nur deskriptive Auswertung - Hypothesen nötig?

Beitragvon glisa97 » So 7. Aug 2022, 18:24

Hallo Zusammen,

ich schreibe aktuell meine Masterarbeit und in dieser habe ich empirisch geforscht. In meiner Umfrage wurden größtenteils nur ordinale Daten erhoben, daher bin ich etwas begrenzt in der Möglichkeit meiner Auswertungen. Es wurde mir gesagt deskriptive Auswertung reicht in meinem Fall und meiner Forschungsfrage auch.

Meine Frage lautet nun:

Muss ich Hypothesen aufstellen, wenn ich im Grunde nur Häufigkeitsverteilungen untersuche oder reicht in diesem Falle meine Forschungsfrage, die ich in der Diskussion mithilfe der Daten beantworte?

Die klassische Alternativ- und Nullhypothese kann ich ja ohnehin nicht belegen oder ablehnen, da ich keine besondere statistische Auswertungen vornehmen kann und soll.

Danke für die Hilfe!

LG
glisa97
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Re: Nur deskriptive Auswertung - Hypothesen nötig?

Beitragvon bele » So 7. Aug 2022, 18:50

Hallo Lisa,

glisa97 hat geschrieben:In meiner Umfrage wurden größtenteils nur ordinale Daten erhoben, daher bin ich etwas begrenzt in der Möglichkeit meiner Auswertungen.

Da wäre ich vorsichtig, es gibt viele einfache und komplexe Auswertungsmöglichkeiten für ordinale Daten und ganze Bücher, die sich nur dem Thema widmen, z. B.
https://www.amazon.de/Applied-Ordinal-L ... 48331975X/
https://www.amazon.de/Analysis-Ordinal- ... 008HHV0VQ/
https://www.amazon.de/Ordinal-Modeling- ... 475772904/
https://www.amazon.de/Structural-Equati ... 639708679/

Es wurde mir gesagt deskriptive Auswertung reicht in meinem Fall und meiner Forschungsfrage auch.

Wenn Dir das von Deinem Betreuer gesagt wurde, erübrigt sich jede Diskussion.

Muss ich Hypothesen aufstellen, wenn ich im Grunde nur Häufigkeitsverteilungen untersuche oder reicht in diesem Falle meine Forschungsfrage, die ich in der Diskussion mithilfe der Daten beantworte?

Das Ritual von Hypothese H1 und Nullhypothese Ho ist Bestandteil der klassischen Signifikanztestung und wird für das reine Berichten/Beschreiben von Daten nicht gebraucht. Ich glaube, das war mit der Frage gemeint.

da ich keine besondere statistische Auswertungen vornehmen kann und soll.

Ich weiß nicht, was in diesem Fall mit "besonders" gemeint ist, aber im Kern meinst Du wohl, dass Du keine Nullhypothese formulieren musst, wenn Du keine Nullhypothese testest und damit hast Du Recht. Das bedeutet ja aber nicht, dass Du Dir nicht mit der Auswertung Mühe geben kannst, aussagekräftige Kreuztabellen und Grafiken erstellen kannst um mit Deinen Daten eine Geschichte zu erzählen. Eine gut gemachte deskriptive Analyse kann auch etwas besonderes sein.

LG,
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Re: Nur deskriptive Auswertung - Hypothesen nötig?

Beitragvon glisa97 » Mo 8. Aug 2022, 10:36

Danke für die schnelle Antwort!

Genau, ich habe mit meiner deskriptiven Analyse auch einige sehr interessante Punkt rausgraben können, die möchte ich natürlich auch angemessen darstellen.

Ich habe mich ebenfalls auch an ein paar Tests für ordinale Daten gemacht (z.B. Chi-Quadrat-Test oder eine Spearman Korrelation), leider gehen diese Berechnungen nicht so richtig auf das ein, was ich mit meiner Arbeit zeigen will. Da benötige ich eher das Meinungsbild von Studierenden im Sinne von Häufigkeitsverteilungen, Kreuztabellen etc.

Die Hauptfrage war, und da war ich wohl etwas zu undeutlich, ob eine empirische (quantitative) Untersuchung kann auch ohne Hypothesen auskommen kann?

LG
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Re: Nur deskriptive Auswertung - Hypothesen nötig?

Beitragvon bele » Mo 8. Aug 2022, 12:35

Hallo Lisa,

nehmen wir an, ich frage mich, wieviele Deutsche dafür und dagegen sind (und wievielen es egal ist) im Alltag eine "genderbewusste" Sprache zu sprechen. Ich brauche keine Hypothese dazu, ich kann die Prozentsätze an sich interessant finden. Die Antwort wäre mit drei Prozentwerten und einer Einschätzung zum Größe des Stichprobenfehlers fertig.

In der Regel ist das aber verkürzt. Natürlich schwingen bei so einer Frage immer auch Hypothesen mit: Überwiegen die Zustimmenden oder die Ablehnenden? Ist die Zustimmung unter Frauen größer als unter Männern? Ist das ein Problem von gesättigten intellektuell-akademischen Kreisen oder bewegt das die Arbeiter:Innen ähnlich stark?

Wenn Deine Studie nicht darauf ausgelegt war, so etwas zu testen, dann brauchst Du keine statistischen Hypothesen und keine Nullhypothesen etc. Trotzdem solltest Du Dir überlegen, welche Ideen/Hypothesen vielleicht hinter Deiner primären Fragestellung stehen und abwägen, auf welche davon Du in der Diskussion eingehen willst.

HTH,
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