Range Restriction

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Range Restriction

Beitragvon JohannaSch » Fr 31. Jan 2014, 12:18

Guten Tag! Ich habe ein Problem mit Range Restriction und einige Fragen dazu..

Ich führe eine Studie (n=1000) durch, in der das Spekrum der Symptomschwere (Depressivität Selbstrating auf dem PHQ-9) begrenzt wurde auf den mittleren Bereich (Punktwert 5-14; es sollten nur leicht- bis mittelgradig depressive Personen für die Studie zugelassen werden, daher wurden alle mit leichteren oder schwereren Depressionen im Online-Fragebogen zur Baseline automatisch ausgeschlossen. Daraus folgt offenbar auch, dass die interne Konsistenz des Fragebogens sehr gering wird.

1) Ist die Reliabilität des Fragebogens durch die range restriction bei der Stichprobe dann tatsächlich schlecht, oder ist das ein methodisches Artefakt?

2) Jemand schlug vor, lieber die Retest-Reliabilität zu berichten. Aber macht das überhaupt Sinn, bei einem zeitlichen Abstand von 3 Monaten und einer Intervention/Treatment dazwischen?

3) Eignet sich der PHQ-9 mit dieser geringen Varianz für weitere Längsschnittanalysen (zur Post-Erhebung war wieder die komplette Range des PHQ-9 erlaubt) Oder wäre es klüger, gleich mit dem Fremdrating-Fragebogen zu arbeiten, wo es keine Range Restriction gab?

Über Hilfe würde ich mich sehr freuen!

Herzliche Grüße,
Johanna
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Re: Range Restriction

Beitragvon PonderStibbons » Fr 31. Jan 2014, 13:15

Daraus folgt offenbar auch, dass die interne Konsistenz des Fragebogens sehr gering wird.

Wieso soll die nochmals bestimmt werden, ist das kein bereits überprüftes Instrument?
1) Ist die Reliabilität des Fragebogens durch die range restriction bei der Stichprobe dann tatsächlich schlecht, oder ist das ein methodisches Artefakt?

Weder-noch.
2) Jemand schlug vor, lieber die Retest-Reliabilität zu berichten. Aber macht das überhaupt Sinn, bei einem zeitlichen Abstand von 3 Monaten und einer Intervention/Treatment dazwischen?

Nein.
3) Eignet sich der PHQ-9 mit dieser geringen Varianz für weitere Längsschnittanalysen (zur Post-Erhebung war wieder die komplette Range des PHQ-9 erlaubt)

Warum sollte er nicht? Allerdings werden durch die Stichprobenauswahl
anhand prä-Wert zwangsläufig Regressionseffekte auftreten.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Range Restriction

Beitragvon JohannaSch » Fr 31. Jan 2014, 18:51

Wieso soll die nochmals bestimmt werden, ist das kein bereits überprüftes Instrument?


Die Reliabilität überprüfter Instrumente wird - so dachte ich - bei jeder Messung nochmal mit berichtet, da sie ja von der jeweils getesteten Stichprobe abhängig ist. Das würde ja auch in diesem Falle Sinn machen, da verschiedene Depressions-Fragebögen für verschiedene Symptomstärke-Bereiche unterschiedlich sensibel sind..

Warum sollte er nicht? Allerdings werden durch die Stichprobenauswahl anhand prä-Wert zwangsläufig Regressionseffekte auftreten.


Wie gennau würde sich da ein Regressionseffekt äußern?

Danke für die schnelle Hilfe!
JohannaSch
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Re: Range Restriction

Beitragvon PonderStibbons » Fr 31. Jan 2014, 20:50

Wie genau würde sich da ein Regressionseffekt äußern?

Da müsste ich jetzt tatsächlich nochmal nachdenken.
Normalerweise ergibt sich die Regression zur Mitte, wenn
man in einer Richtung selegiert, also nur Probanden mit den
höheren Werten oder nur Probanden mit den niedrigeren
Werten nimmt. Aber hier geht es in beide Richtungen.
Vermutlich muss man allein deswegen schon mit einer
Erhöhung der Varianz in der Nachher-Messung rechnen.

Was das andere angeht, vermutlich gibt es Korrekturformeln
wegen Varianzeinschränkung. Ich würde aber eher die
interne Konsistenz anhand der Nachher-Messung betrachten,
wenn überhaupt.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Range Restriction

Beitragvon JohannaSch » So 2. Feb 2014, 12:55

Klar, für Regression zur Mitte gibt es ja Mittel und Wege, diese zu Korrigieren, z.B. den Baseline-Wert als Kovariate einfügen. Aber wie genau äußert sich eine gesteigerte Varianz von prä zur post-Erhebung? Angenommen, ich möchte folgende Hypothese testen: Teilnehmer der Interventionsgruppe, zeigen bei positiver Einstellung gegenüber der Intervention eine stärkere Reduktion der depressiven Symptomatik im Verlauf als Teilnehmer mit negativer Einstellung. Dabei wäre die Varianz der prä-Testung eingeschränkt, die Varianz der post-Testung nicht! Was kann ich tun? Worauf muss ich bei der Interpretation achten? Wäre es evtl. doch besser, einen Depressivitäts-Fragebogen ohne range restriction zur baseline heranzuziehen?
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Re: Range Restriction

Beitragvon PonderStibbons » Mo 3. Feb 2014, 11:15

Ob eine evtl. Vergrößerung der Streuung in irgendeiner Weise nachteilig wäre,
wüßte ich jetzt nicht. Wenn es ein Kontrollgruppendesign mit randomisierter
Zuweisung sein sollte.
Wäre es evtl. doch besser, einen Depressivitäts-Fragebogen ohne range restriction zur baseline heranzuziehen?

Kann ich nichts zu sagen; dass nur mittlere bis schwere Fälle eingeschlossen
wurden, wird ja seinen Grund gehabt haben.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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