Liebe Statistiker*innen!
Ich bin bei meiner Studie aktuell in der Auswertungsphase angelangt und dabei an einige Grenzen gestoßen.
Vielleicht als aller erstes mal meine Forschungsfrage:
„Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Art des Stressors und der Wahl der Coping-Strategie?“
Hierfür habe ich die Proband*innen aus zehn Stressoren einen wählen lassen, der sie aktuell am meisten belaste. Im Anschluss wurden zwanzig mögliche Coping-Strategien vorgestellt, bei denen sie anhand einer fünfstufigen Likert-Skala angeben sollten, wie sehr sie die jeweils angeführte Strategie in den letzten Wochen angewandt haben.
Es gilt also:
UV (kategorial) = Stressor
AV (metrisch*) = Coping-Strategien
*kann auch ordinal sein, aber gehen wir einfach mal von metrisch aus
Skala der AV:
1 = Nie
2 = Selten
3 = Manchmal
4 = Häufig
5 = Sehr häufig
D.h. wir haben für die UV ein Item mit zehn Kategorien (bzw. elf mit „missing“) und für die AV zwanzig Items mit fünfstufiger Ausprägung.
Hier sind nun Eckdaten der Stichprobe, die für die Fragestellung relevant sind:
N=199
Meiste n in einer UV-Kategorie=47
Wenigste n in einer UV-Kategorie=6
So. Nun stelle ich mir die Frage, wie ich das auswerten soll.
1.) Ich dachte zuerst, dass ich dafür eine Varianzanalyse bräuchte, die sowohl multivariat als auch multifaktoriell ist. Allerdings finde ich keine Analysemethode, die diesen Kriterien entspricht. Gibt es so etwas überhaupt?
2.) Prinzipiell ist der Unterschied zwischen den Gruppen nicht so wichtig. D.h. eine mehrfaktorielle ANOVA für jede einzelne UV wäre m.E. im Grunde auch schon passend, aber: Wenn es denn nun bei einer Gruppe ein signifikantes Ergebnis hinsichtlich einer Coping-Strategie gäbe, wäre es interessant, ob das Antwortverhalten zwischen den Gruppen sich auch signifikant unterscheidet. Als Beispiel: In Gruppe 2 wird die Coping-Strategie „Geld ausgeben“ signifikant am häufigsten von den Proband*innen verwendet. Ist das nun etwas, das Gruppe 2 auszeichnet? Oder geben die Personen in den anderen Gruppen genauso viel Geld aus und hatten nur deswegen innerhalb ihrer Gruppe bei dieser Coping-Strategie kein signifikantes Ergebnis, weil sie die anderen Coping-Strategien im Gegensatz zu Gruppe 2 in etwa genauso häufig nutzen wie Geld ausgeben?
Genau wegen solchen möglichen Ergebnissen wäre für mich der Unterschied zwischen den Gruppen trotzdem von Interesse, auch wenn er nicht explizit in der Fragestellung vorkommt.
3.) Meine Gruppen sind teilweise unfassbar klein, die Gruppe mit den geringsten n hat sogar nur n=6 (alle anderen sind zumindest n>10). Kann ich hier mit Bootstrapping versuchen ein parametrisches Verfahren zu rechtfertigen oder geht das gar nicht und ich muss ein nicht-parametrisches Verfahren nehmen? Falls Ja, welches wären bei dieser Fragestellung möglich? Ein χ²-Test?
4.) In meiner Fragestellung spreche ich von einem Zusammenhang, aber alle für mich denkbaren Verfahren würden Unterschiede untersuchen. Ergibt das dennoch Sinn oder ist hier die Fragestellung ungünstig formuliert?
5.) Hier noch eine Bonusfrage: Als ich das Exposé für diese Studie verfasst habe, habe ich ein Eta² als favorisiertes Maß für die Ergebnisse gewählt. Aus heutiger Sicht verstehe ich nicht mehr warum, denn ich wüsste nicht, wie ich das mit meinen Daten anstellen soll. Hätte hier jemand eine Idee? Oder soll ich das einfach verwerfen?
Vielen lieben Dank an alle, die bisher gekommen sind.
Ich freue mich auf Antworten.
Alles Liebe,
jsp1992