Werte Forumsmitglieder,
ich benötige Hilfe bei der Wahl und Anwendung der statistischen Tests für mein Eingruppen-Pretest-Posttest-Design.
Die Voraussetzungen sind wie folgt:
Thema: Auswirkung einer Gesundheitskompetenzschulung auf Patientenkompetenz und Wohlbefinden bei Patienten mit Bewegungseinschränkungen.
Fragestellung: Kann die Intervention die Gesundheitskompetenz von Patienten und ihr Wohlbefinden signifikant verbessern?
Limitierung: Keine Kontrollgruppe möglich, keine Zufallsstichprobe gegeben.
Fallzahl: 300
Auswertungsprogramm: SPSS v26
Messzeitpunkte: 1x Pretest, 4 x Posttest (direkt danach/3/6/9 Monate)
Teilnehmende: Nur diejenigen evaluiert, die zu allen Testzeitpunkten geantwortet haben.
Messinstrumente: Mittelwerte aus standardisierten Likert-Skalen (Patientenkompetenz, Wohlbefinden). Beide sind metrisch, normalverteilt.
Variablen: Alter (intervallskaliert und ordinal gruppiert vorhanden), Bildung (hoch/mittel/gering), Vereinsmitglied (dichotom), in ärztlicher Behandlung (dichotom).
Bisherige Resultate und Methoden:
t-test für gepaarte Stichproben ergeben:
- Verbesserung der Mittelwerte (sowie der errechneten Effektstärken für cohens d) für Gesundheitskompetenz, signifikant und gleich stark zu allen 3 Testzeitpunkten (t-test wurden für je pretest-direkt danach, pretest-3 Monate, pretest-6 Monate, pretest-9 Mnate durchgeführt).
- Keine Verbesserung der Mittelwerte und Effektstärken für Wohlbefinden nach 6 und 9 Monaten, aber kleiner Effekt (d=0,35) für direkt danach und 3 Monate.
- Gefiltert nach Gruppierungen, erneut durch gepaarte t-test geprüft, ergibt folgendes: Die Altersgruppen der jüngeren Teilnehmer weisen höhere Effekte in beiden Skalen auf. Höhere Bildung, Vereinsmitgliedschaft und ärztliche Behandlung zeigen ähnliche Effekte für Gesundheitskompetenz auf, aber unterscheiden sich bei Wohlbefinden --> Der Effekt der Intervention auf die Patienten unterscheidet sich für Vereinsmitgliedschaft (ja=0.6, nein=0.3) und ärztliche Behandlung (ja=0.5, nein=0.2) nach 9 Monaten stark. Im Diagramm sieht man: Ähnlicher Effekt beider dichotomen Ausprägungen zum Messzeitpunkt direkt nach der Intervention, aber die Teilnehmer, die in einem Verein sind bzw. in ärztlicher Behandlung sind, erhalten ihren Effekt deutlich stärker, während die anderen abfallen. Dies unterscheidet sich zur Gesundheitskompetenz, hier bleibt der Effekt der Teilnehmer erhalten.
Meine Vermutung: Vereinsmitgliedschaft und ärztliche Behandlung unterstützen bei Patienten mit Bewegungseinschränkungen den Erhalt der Wohlbefinden-Steigerung durch die Intervention (Dies würde sich anhand von Literatur auch begründen lassen, mir fehlen die statistischen Beweise hier).
Mein Ziel: Ich möchte dies statistisch untersuchen. Ich will die Mittelwertunterschiede der abhängigen Variable "Wohlbefinden" auf 4 unabhängige Variablen (Alter, Bildung, Vereinsmitgliedschaft, ärztliche Behandlung) testen, um festzustellen, ob eine oder mehrere dieser Variablen einen signifikanten Einfluss auf den Erhalt des Wohlbefindens über Zeit haben.
Überlegung: Hier komme ich an meine Laien-Grenzen, also die Bitte um Hilfe: Clusteranalyse, Anova, Ancova, Lineare Regression? Ich brauche eine geeignete Methode, um meine Überlegung zu überprüfen. Ich würde den Einfluss der 3 Variablen Bildung, Verein, Arzt zudem gerne auf Alter kontrollieren. Eine Clusteranalyse hat hierbei nämlich spontan keine signifikanten Ergebnisse geliefert.
Meine Verständnisprobleme: Ich verstehe, dass Ancova für eine Kovariate kontrolliert. Das möchte ich auch. Mit Alter. In den Wissenschaftstexten wird hier stets der Pretest als Kontrollvariable genommen, da Unterschiede der Pretestgruppen ausgeschlossen werden sollen. Gehen wir davon aus, dass ich die Voraussetzungen erfülle (Varianzhomogenität, Normalverteilung Residuen), wie lautet die Vorgehensweise in SPSS? Derzeit mache ich es wie folgt:
Allgemeines lineares Modell, Messwiederholung --> Innersubjektfaktor = Mittelwerte aus den 4 Posttestzeitpunkten (4 Faktoren) --> Zwischensubjektfaktoren = Bildung, Verein, Arzt --> Kovariate = Alter (intervallskaliert).
Ergebnis: Kein einziges signifikantes Ergebnis beim Test für Innersubjekteffekte, Innersubjektkontraste und Zwischesubjekteffekte.
Verständnisprobleme: Pretest wird hier überhaupt nicht beachtet. Soll/darf ich Pretest als fünften Innersubjektfaktor mit reinnehmen?
Folgeidee: Clusteranalyse. Es gäbe noch ein paar mehr demographische Daten (der Einfachheit halber gekürzt). Ich frage mich, ob es einen Cluster mit unabhängigen Variablen gibt, die zusammen einen signifikanten Einfluss auf den Erhalt des Wohlbefindens haben.
Hinweise auf Fehler, Ideen und Anmerkungen würde ich sehr schätzen.
Vielen Dank
Garry