Zunächst vielen Dank für die Antworten!
Um den Anwendungsbezug zu konkretisieren:
Ich möchte per Excel eine Datenbank mit diagnostischen Studien erstellen, welche dann jeweils auch dynamische Metaanalysen für die jeweiligen diagnostischen Methoden ausgibt. In Bereichen wie der Radiologie beispielsweise geht das weitestgehend problemlos, da hier die Vierfeldertafeln (richtig-positiv, falsch-positiv, falsch-negativ, richtig-negativ) in fast allen papers angegeben werden. Bei Studien zu klinischen Tests, Befund- und Anamnesepositionen allerdings wird aufgrund der Vielzahl der Postitionen auf eine Angabe der Rohdaten oft verzichtet, sodass man in manchen Fällen nur das N und die jeweiligen Sensitivitäten und Spezifitäten vorfindet bzw. meist auch noch die Likelihoodratios. Auf dieser Datenbasis lassen sich die Ergebnisse aber nicht in eine Metaanalyse integrieren. Eine Anteilsrechnung über das N beispielsweise ist hier nicht zielführend. Daher bräuchte es also schon die Vierfeldertafeln. Die Ns liegen bei solchen Studien meistens in einem höheren zwei- oder niedrigen bis mittleren dreistelligen Bereich.
Die Methoden, die ich bisher angetroffen habe, setzten irgendwelche Bedingungen voraus, denen mein Gleichungssystem nicht entspricht oder sie waren mir schon zu hochtrabend, als dass ich sie hätte vollumfänglich verstehen, geschweige denn in Excel-Funktionen oder in einen VBA-Code hätte übersetzen können. Habe gerade noch die Freeware "Mathematik Alpha" angetestet, welche es jedoch nicht hinbekommt. Sie scheint in ihrer Funktionalität auch ein wenig begrenzt zu sein. Beispielsweise kann ich dort nicht angeben, dass ich nur ganze Zahlen benötige.
Was ich noch vergessen hatte: zusätzlich sind ja meistens die Likelihoodratios mitangegeben oder die Nachtestwahrscheinlichkeiten. Somit lässt sich das Gleichungssystem noch etwas erweitern:
a+b+c+d=N
a/(a+c)*100=Sn
d/(b+d)*100=Sp
(Sn%/100)/(1-(Sp%/100))=LR+
(100-(Sn%))/Sp%=LR-für N, Sn,Sp, Lr+ und LR- bekannt.
Wobei einen das ja nicht weiterhilft, da sich die Odds-Ratios ja ohnehin aus Sn und Sp ergeben.
oder:
a+b+c+d=N
a/(a+c)*100=Sn
d/(b+d)*100=Sp
RP/(RP+FP)*100=PPV
RN/(RN+FN)*100=NPVfür N, Sn,Sp, PPV und NPV bekannt
Da sich PPV und NPV aus der Vierfeldertafel berechnen, dürften die zweit zustätzlichen Therme in diesem Fall die Sache ja erleichtern.
Beispiele wären:
Beispiel 1:
N=125
Sn=89; Sp=30
LR+=1,27; LR-=0,37
Beispiel 2:
N=552
Sn=75; Sp=48
PPV=18; NPV=93
LR+=1,44; LR-=0,52
Da es sich nicht um eine Hausaufgabe, sondern um ein kleines Forschungsprojekt von einer Gruppe aus mehreren Physiotherapeuten handelt, zählt in diesem Fall auch wirklich nur ein halbwegs brauchbares Endprodukt, auf welchem Weg auch immer. Wir wollen schlicht die aktuelle Evidenz von Diagnoseverfahren anhand von möglichst vielen Daten bewerten können. Da ich die Sache dynamisch gestalten möchte, sodass man die Werte beim Erscheinen neuer Studien fix aktualisieren könnte, mache ich das ganze mit Excel. Wenn ein brute-force-Code die Sache wuppen könnte, wäre mir das also auch recht. Allerdings stellt sich da natürlich die Frage, ob der Code bei einem N von 552 wie in Beispiel 2 rein von der Prozessorleistung her überhaupt noch machbar ist. Das ganze sollte sich ja auch nicht allzu lang hinziehen, da in die Datenbank ja mit einer Vielzahl solcher Zeilen gefüllt werden wird. Aber da ich ja wiegesagt nur volle Zahlen brauche und eine gewisse Toleranz in Anbetracht der höheren Gesamt-Ns auch verkraftbar wäre, hege ich noch die Hoffnung, dass das ganze doch irgendwie machbar sein könnte.
Bislang läuft das Projekt eher auf reiner Wissens- und Lernbasis. Erweist sich eine solche Datenbank und eine dazugehörige Bedienoberfläche jedoch als eine potentiell nützliche Sache für das clinical reasoning, würde ich auch eine Weiterverarbeitung in Form einer für TherapeutInnen nutzbaren App nicht ausschließen. Der wissenschaftliche Mehrwert würde sich auch aus dem Umstand ergeben, dass beispielsweise von den meisten anamnestischen Befundpositionen nur Einzelstudien, jedoch keine Metaanalysen bestehen. Wäre schade, wenn es bereits an dem hier aufgeführten Gleichungssystem scheitern würde.