Welcher Hypothesentest?

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Welcher Hypothesentest?

Beitragvon Smith007 » Mi 9. Mär 2022, 10:53

Guten Morgen :)

ich habe folgende Alternativhypothese: Studenten mit einem überdurchschnittlichen Gesundheitsverhalten schätzen BGM-Maßnahmen als wichtiger ein als Studenten mit unterdurchschnittlichem Gesundheitsverhalten.
Folglich wäre meine Nullhypothese (glaube ich zumindest): Studenten mit über- und unterdurchschnittlichen Gesundheitsverhalten unterscheiden sich nicht darin, wie wichtig sie BGM-Maßnahmen einschätzen.

Ich habe die Studenten jetzt in zwei Gruppen (unter/über Gesundheitsverhalten) aufgeteilt.
Nun Habe ich 7 verschiedene BGM-Maßnahmen (Ernährung, Stressprävention usw.) nach ihrer Wichtigkeit (1=sehr wichtig; 2=wichtig; 3=neutral, 4= weniger wichtiger; 5=überhaupt nicht wichtig) beurteilen lassen.

Welchen Test wende ich jetzt am besten an? Ist es sinnvoll den Median pro Person für alle Antworten zu bilden und diese dann in den zwei Gruppen miteinander zu vergleichen?
Also z. B.
1. Student(über): Ernährung(1); Stressprä.(1); Suchtprä.(3); Bewegung(1); Arbeitsplatzgestaltung (1); Erste Hilfe (2); BEM (3) = 1 (Median)
2. Student(unter): Ernährung(2); Stressprä.(1); Suchtprä.(3); Bewegung(2); Arbeitsplatzgestaltung (3); Erste Hilfe (3); BEM (3) = 3
3. Student(unter): Ernährung(1); Stressprä.(2); Suchtprä.(2); Bewegung(3); Arbeitsplatzgestaltung (2); Erste Hilfe (2); BEM (2) = 2
4. Student(über): Ernährung(1); Stressprä.(1); Suchtprä.(3); Bewegung(1); Arbeitsplatzgestaltung (1); Erste Hilfe (2); BEM (3) = 1

Wenn ich dann aus den errechneten Medianen eine Summe bilde und diese dann Vergleiche? Hier wäre es ja

Mediane der Studenten 1 & 4 (über) ergeben 1+1= 2
Mediane der Studenten 2 & 3 (unter) ergeben 3+2= 5

Demzufolge ist der Median der Studenten mit überdurchschnittlichen Gesundheitsverhalten niedriger (also besser bzw. wichtiger bewertet) und bei den unterdurchschnittlichen 5 also (schlechter bzw. unwichtiger bewertet). Daher wäre die Nullhypothese abzulehnen und die Alternative anzunehmen.

Ist das so richtig oder gibt es da einen richtigen Hypothesentest wie ich dieses Phänomen testen könnte?

Vielen Dank im Voraus :)
Smith007
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Re: Welcher Hypothesentest?

Beitragvon PonderStibbons » Mi 9. Mär 2022, 11:25

ich habe folgende Alternativhypothese: Studenten mit einem überdurchschnittlichen Gesundheitsverhalten schätzen BGM-Maßnahmen als wichtiger ein als Studenten mit unterdurchschnittlichem Gesundheitsverhalten.

Unterdurchschnittlich im Bezug auf wen oder was? Allgemeinbevölkerung?
Ich habe die Studenten jetzt in zwei Gruppen (unter/über Gesundheitsverhalten) aufgeteilt.

Warum eigentlich? Man kann doch ohne weiteres nach dem Zusammenhang zwischen Ausmaß des Gesundheitsverhaltens
und Einschätzung der BGM-Maßnahmen analysieren (Streudiagramm und Korrelationskoeffizient). Wenn ein intervallskaliertes
Merkmal vorliegt, verschenkt eine Dichotomisierung massiv Informationen und führt auch zu Absurditäten (jemand mit
knapp "unterdurchschnittlichem" Gesundheitsverhalten, also eigentlich einem mittleren Wert, landet in derselben Kategorie
wie jemand mit einem extrem niedrigem Wert, aber in einer anderen Kategorie als sein direkter Nachbar mit knapp
"überdurchschnittlichem" Verhalten).

Dazu kommt, falls Du "Gesundheitsverhalten" nicht anhand von Referenzdaten, sondern durch Teilung anhand
des Stichprobenmittelwertes (warum nicht Median?) dichotomisierst, ist das nicht nur auf andere Studien schwer
übertragbar, es kann dabei auch zu einer weiteren Absurdität kommen, wenn der ganz überwiegende Teil der
Teilnehmer durchaus gesundheitsbewusst ist, Du ihn aber willkürlich als "unterdurchschnittlich" etikettierst.

Das sind so Gründe, warum Dichotomisierungen total verpönt sind. Zumindest sollte man 3 Gruppen bilden, wenn
es denn schon sein muss, aber in aller Regel kann man die Originaldaten nehmen.

Welchen Test wende ich jetzt am besten an? Ist es sinnvoll den Median pro Person für alle Antworten zu bilden und diese dann in den zwei Gruppen miteinander zu vergleichen?

Das wäre eine Möglichkeit, wobei ich wie gesagt eine (Spearman-)Korrelation sinniger fände. Den Summenwert zu
bilden, auch wenn das streng genommen eine ordinale Antwortskala ist, würde in der Regel ebenfalls akzeptiert.

Wenn ich dann aus den errechneten Medianen eine Summe bilde und diese dann Vergleiche? Hier wäre es ja

Wieso Summe? Du hast im Beispiel n=4 ordinalskalierte Messwerte, die zwischen den beiden Gruppen verglichen werden
können, deskriptivstatistisch durch Vergleich der Mediane, inferenzstatistisch durch Median-Test oder U-Test.
Aber nochmal: die Gruppenbildung würde ich in aller Regel sein lassen.

Mit freundlichen Grüßen


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