Hallo Sven,
ich weiß auch nichts über das Studium eines Statistikers, ich denke aber das Deine Frage bislang unbeantwortet geblieben ist, weil sie so offen ist, dass sie fast keine Grenzen kennt. Es gibt unglaublich viele Richtungen, in die Du Dich entwickeln kannst und zu lesen gibt es bis ans Ende Deiner Tage immer neues.
Du schreibst logistische Regression -- das ist ja nur das Einstiegsbeispiel in die Gruppe der generalisierten linearen Modelle (GLM). Dann gibt es die große Welt nicht-linearer Modelle. Dann gibt es fixed effects/random effects und mixed effects und ganz viele Spezialmodelle für Zeitreihen, bevor man dann die Welt der linearen Modelle verlassen und sich beispielsweise auf die vielfältige Welt der nicht-linearen und der nicht-parametrischen Modelle machen kann. Beispiele für nicht-lineare Modelle finden sich reichlich in der faszinierende Welt des Maschinellen Lernens mit Entscheidungsbäumen, Random Forests, Vector Support Machines und Neuronalen Netzen aber auch Dinge wie Spline-Regression und Generalisierte Additive Modelle und zero-inflated Modelle und ... . Parametrisch hast Du einen Test zum Vergleich der Mittelwerte und einen anderen zum Vergleich der Varianzen gelernt, nicht-parametrisch kannst Du mit Monte Carlo-Methoden wie den Permutationstests und dem Bootstrapping auf einmal Tests für beliebige Statistiken selbst basteln.
Wenn Du irgendwann dahinter kommst, wie absurd die Idee einer Nullhyptothese meistens ist und wie irreführend p-Werte sein können, dann kannst Du die Welt der Konfidenzintervalle für Dich nochmal neu entdecken oder Du kannst Dich der Bayes-Statistik zuwenden. Und wenn Bayes und Monte Carlo zu Markov-Ketten zusammen kommen, dann hast Du noch viel mehr Freiheitsgrade, Deine eigenen Modelle fast nach Belieben zu stricken (ich mag das Beispiel von Andrew Gelman in diesem Video
https://youtu.be/T1gYvX5c2sM?t=2835 ; ab der verlinkten Stelle stellt er ein Beispiel vor, indem er ein Spezialmodell nur für das Einputten von Golfbällen erarbeitet).
Was will ich sagen? Wenn das Backhaus Buch Dir derzeit Spaß macht dann freut mich das. Ich habe nie so richtig Freude daran gefunden, aber Geschmäcker dürfen verschieden sein. Bezüglich Deiner Frage oben würde ich sagen: Frag nochmal konkreter, wenn Du eine Idee hast, in welche Richtung Du Dich entwickeln willst.
Was hier im Forum schon öfter gelobt worden ist ist das Buch von Holger Steinmetz zu Strukturgleichungsmodellen - der Autor war auch vor dem Erscheinen hier im Forum unterwegs und hat Fragen zu Strukturgleichungsmodellen beantwortet und tut das immer noch. Kein Wunder, dass er weiß, wo den Lernenden der Schuh drückt. Ist aber zunächst einmal völlig uninteressant, solange Du keine Strukturgleichungsmodelle aufstellen willst.
LG,
Bernhard