Explorative Faktorenanalyse

Explorative Faktorenanalyse

Beitragvon AND5 » Do 26. Dez 2024, 12:31

Hallo zusammen,

im Rahmen meiner Abschlussarbeit habe ich ein Konstrukt erhoben, welches in der Theorie zwei Subdimensionen beinhaltet. Das Konstrukt wurde mit 6 Items erhoben, jeweils 3 Items für jede der Dimension. Studien haben für dieses Konstrukt dabei entweder eine eindimensionale Faktorstruktur oder eine zweidimensionale Faktorstruktur nachgewiesen. Daher habe ich eine explorative Faktorenanalyse durchgeführt (PAF mit direkter oblimin rotation).
Die Faktorenanalyse ergab dabei zwei Faktoren: Faktor 1 hat einen Eigenwert von 3,85 erklärt knapp 64 % der Varianz. Faktor 2 hat einen Eigenwert von 1,06 und erklärt knapp zusätzliche 17 % der Varianz. Beide Faktoren weisen eine Korrelation von 0.6 auf.
Ich bin mir nun unsicher, ob ich die beiden Faktoren zu einer Globalskala zusammenfassen kann, da ich eigentlich nur an dem übergeordneten Konstrukt interessiert bin. Falls dies möglich: Auf welcher Grundlage könnte dies argumentiert werden? Sollte ich mich auf die Theorie beziehen sowie die Tatsache dass beide Faktoren relativ hoch korrelieren?

Ich habe für die Globalskala aus den 6 Items zudem eine Reliabilitätsanalyse durchgeführt: Cronbachs Alpha betrug 0.888, wobei ich teilweiße gelesen habe, dass Cronbachs Alpha nur für eindimensionale Skalen berechnet werden sollte. Die Inter-Item-Korrelation schwankte zwischen 0.379 und 0.884. Cronbach's Alpha if Item Deleted schwankte dabei zwischen 0.846 und 0.885.
Falls ich eine Globalskala bilden kann, kann ich Cronbachs Alpha berichten oder wie sollte hier am Besten vorgegangen werden?

Vielen Dank im Voraus.
AND5
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Re: Explorative Faktorenanalyse

Beitragvon PonderStibbons » Do 26. Dez 2024, 16:29

Studien haben für dieses Konstrukt dabei entweder eine eindimensionale Faktorstruktur oder eine zweidimensionale Faktorstruktur nachgewiesen.

Warum musstest Du eine weitere Fakrtorenanalyse machen, wenn es doch Referenzliteratur gibt?
Und wie groß ist die gegenwärtige Stichprobe?
Falls dies möglich: Auf welcher Grundlage könnte dies argumentiert werden? Sollte ich mich auf die Theorie beziehen sowie die Tatsache dass beide Faktoren relativ hoch korrelieren?

Wäre aus meiner Sicht sinnvoll. Wie machen sie es denn in der Referenzliteratur, werden da total scores verwendet, oder ausschließlich die subscale scores?

MIt freundlichen Grüßen

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Re: Explorative Faktorenanalyse

Beitragvon AND5 » Do 26. Dez 2024, 16:59

PonderStibbons hat geschrieben:Warum musstest Du eine weitere Fakrtorenanalyse machen, wenn es doch Referenzliteratur gibt?
Und wie groß ist die gegenwärtige Stichprobe?


Vielen Dank für Ihre schnelle Rückmeldung. Mein Ansatz war, dass ich gerade aufgrund der unterschiedlichen Faktorenstrukturen, die in der Literatur identifiziert wurden, untersuchen sollte, welche Struktur sich in meinen Daten zeigt. Oder ist es eher üblich, sich auf Basis der Literatur auf eine bestimmte Faktorenstruktur festzulegen?

Die Stichprobengröße beträgt N = 142.

PonderStibbons hat geschrieben:Wäre aus meiner Sicht sinnvoll. Wie machen sie es denn in der Referenzliteratur, werden da total scores verwendet, oder ausschließlich die subscale scores?


Das ist unterschiedlich. Die Studien, die eine eindimensionale Struktur identifiziert haben, verwenden einen total score und die, die eine zweidimensionale Faktorstruktur identifiziert haben, verwenden mehrheitlich subscale scores.
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Re: Explorative Faktorenanalyse

Beitragvon PonderStibbons » Do 26. Dez 2024, 23:07

Vielen Dank für Ihre schnelle Rückmeldung. Mein Ansatz war, dass ich gerade aufgrund der unterschiedlichen Faktorenstrukturen, die in der Literatur identifiziert wurden, untersuchen sollte, welche Struktur sich in meinen Daten zeigt. Oder ist es eher üblich, sich auf Basis der Literatur auf eine bestimmte Faktorenstruktur festzulegen?

Ich würde mich an der Literatur und an meinen Zwecken orientieren. Da in der Literatur keine eindeutige Lösung angeboten wird, scheint mir gegen
den total score nichts zu sprechen.

Ein Messinstrument an ein- und derselben Stichprobe zu entwickeln und zu testen, gilt meines Wissens nach als problematisch, evtl. wegen overfitting.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Explorative Faktorenanalyse

Beitragvon AND5 » Fr 27. Dez 2024, 11:22

PonderStibbons hat geschrieben:Ich würde mich an der Literatur und an meinen Zwecken orientieren. Da in der Literatur keine eindeutige Lösung angeboten wird, scheint mir gegen
den total score nichts zu sprechen.


Vielen Dank. Würden Sie dann in meinem Fall die Ergebnisse der Faktorenanalyse gar nicht berichten? Mein Betreuer hat mir diesbezüglich keine Vorgabe gemacht. Die Faktorenanalyse habe auf eigene Entscheidung durchgeführt.
Was würden Sie mir für Cronbachs Alpha raten? Kann ich Cronbachs Alpha für die Globalskala berichten?

Vielen Dank im Voraus.
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Re: Explorative Faktorenanalyse

Beitragvon PonderStibbons » Fr 27. Dez 2024, 11:51

Falls auf Basis theoretischer und praktischer Überlegungen und gestützt auf die Literatur die Gesamtskala verwendet wird, dann gibt es doch nichts anderes zu berichten als Cronbachs alpha für die Gesamtskala.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Explorative Faktorenanalyse

Beitragvon bele » Fr 27. Dez 2024, 12:47

Hallo AND,

AND5 hat geschrieben:Studien haben für dieses Konstrukt dabei entweder eine eindimensionale Faktorstruktur oder eine zweidimensionale Faktorstruktur nachgewiesen.


das bedeutet nicht, dass ein Fragebogen entweder nur eine Einfaktor- oder nur eine Zweifaktorstruktur hat. Die können durchaus beide gleichzeitig vorliegen. Ein schönes Bild das ich dazu mal gelesen habe ich die Frage, wieviele Wolken am Himmel stehen. An manchen Tagen mag das ganz klar sein, an anderen kann man vielleicht mit gleichem Recht eine oder zwei Wolken zählen.
Wenn für Dich die Einfaktorenlösung passend ist und es Literatur gibt, die die stützt (und obendrauf vielleicht auch noch das alpha stimmt) dann spricht nichts dagegen, das so einzusetzen. Wenn man so argumentiert, dann macht eine eigene Faktorenanalyse nicht viel Sinn und deshalb würde auch ich sie nicht berichten.

LG,
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Re: Explorative Faktorenanalyse

Beitragvon AND5 » Sa 28. Dez 2024, 21:19

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