von bele » Mi 18. Okt 2017, 13:30
Dachte ich mir doch, dass Du kurz vor dem gedanklichen Durchbruch stehst.
Leider bist Du damit jetzt bereit für einen Gedanken, der so nicht in Büchern steht und den Du so auch nicht in Deiner Abschlussarbeit formulieren solltest: Die Fallzahlplanung erfordert sehr häufig die Annahme von Größen, die man sich überwiegend aus den Fingern saugen muss, weil es keine soliden Quellen dafür gibt.
Folgendes Vorgehen wäre unzulässig: Du überlegst Dir, wieviele Grashalme Du vernünftigerweise untersuchen kannst (welche Wiese steht Dir zur Verfügung, wie schnell nutzt sich so ein Zentimetermaß ab, wieviel Zeit hast Du für dieses Experiment übrig, wann muss gemäht werden). Nun rechnest Du umgekehrt aus, welche Effektstärke Du damit nachweisen kannst. Diese Effektstärke schreibst Du Dir irgendwo auf und löschst all Deine Erinnerungen an das bisher Gedachte. Nun behauptest Du, eine intensive fachliche Diskussion Deiner Arbeitsgruppe hätte zu dem Konsens geführt, dass nach einem Effekt genau dieser Stärke gesucht werden sollte. Mit der aufgeschriebenen Effektstärke errechnest Du die nötige Fallzahl und stellst fest, dass sie für Dich durchführbar ist. Sollte die nachweisbare Effektstärke unrealistisch hoch sein, dann nennt man das Projekt eine "Pilotstudie".
Man bin ich froh, dass Du sowas nie machen würdest. Du wist stattdessen in einer intensiven fachlichen Diskussion in Deiner Arbeitsgruppe erarbeiten, welche Effektstärke denn noch von Interesse und welche irrelavant wäre. Ist ja Ehrensache.
LG,
Bernhard
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`Oh, you can't help that,' said the Cat: `we're all mad here. I'm mad. You're mad.'
`How do you know I'm mad?' said Alice.
`You must be,' said the Cat, `or you wouldn't have come here.'
(Lewis Carol, Alice in Wonderland)