Wilcoxon signifikant oder nicht?

Wilcoxon signifikant oder nicht?

Beitragvon DocX » Di 25. Jun 2013, 09:23

Hallo,

ich habe eine wahrscheinlich banale Frage...
Mit meinen ordinalskalierten Daten, abhängige Stichprobe (Vorher-Nachher-Test, Frage: Verändert die Teilnahme an einer Intervention die Zufriedenheit) habe ich einen Wilcoxontest gerechnet. Bei SPSS steht ja nur Wilcoxon - aber es ist wohl der Rangtest?

Ich habe den Test für zwei Skalen (aus je drei Items) berechnet.
Für die erste Skala sieht das Ergebnis so aus:
Statistik für Testa
Skala_Nachher - Skala_Vorher
Z -1,070b
Asymptotische Signifikanz (2-seitig) ,285
Exakte Signifikanz (2-seitig) ,322
Exakte Signifikanz (1-seitig) ,161
Punkt-Wahrscheinlichkeit ,023
a Wilcoxon-Test
b Basiert auf negativen Rängen.

Für die zweite Skala so:
Statistik für Testa
Quali_Skala_Nachher - Quali_Skala_Vorher
Z -2,844b
Asymptotische Signifikanz (2-seitig) ,004
Exakte Signifikanz (2-seitig) ,002
Exakte Signifikanz (1-seitig) ,001
Punkt-Wahrscheinlichkeit ,001
a Wilcoxon-Test
b Basiert auf negativen Rängen.

Kann man sagen, dass es auf der ersten Skala keine signifikanten Veränderungen gab, auf der zweiten aber schon?
Und wenn ja, warum nochmal?

Danke schön und viele Grüße
DocX
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Re: Wilcoxon signifikant oder nicht?

Beitragvon bele » Do 27. Jun 2013, 11:57

Hallo DocX,

in der Regel interessiert Dich die Frage, ob die "Asymptotische Signifikanz (2-seitig)" unter 0,05 ist. Da Du zwei Tests machst willst Du vielleicht eher schauen, ob die "Asymptotische Signifikanz" unter 0,5/2 = 0,025 liegt.

LG,
Bernhard
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Re: Wilcoxon signifikant oder nicht?

Beitragvon DocX » Do 27. Jun 2013, 21:37

Hallo Bernhard,

warum interessiert mich die zweiseitige Signifikanz? Meine Hypothese ist gerichtet (Intervention verbessert Zufriedenheit), dann kann und muss ich doch einseitig testen?
Zwei Tests sind es hier, da ich Daten qualitativ (Interview, skalierende Inhaltsanalyse) und quantitativ (Fragebogen) gewonnen habe und nun gucken möchte, ob ich mit beiden Tests zeigen kann, dass sich die Zufriedenheit verbessert.
So wie ich die Ergebnisse deute, ist das nicht der Fall? (und zwar egal, ob ich auf die zweiseitig asymptotische oder exakte einseitige Signifikanz gucke)
Die Signifikanz muss doch in jedem Fall unter 0,05 sein oder?
Oder hab ich deine Antwort jetzt gänzlich missverstanden?
Danke jedenfalls für deine Antwort.

Viele Grüße
DocX
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Re: Wilcoxon signifikant oder nicht?

Beitragvon PonderStibbons » Fr 28. Jun 2013, 08:56

warum interessiert mich die zweiseitige Signifikanz? Meine Hypothese ist gerichtet (Intervention verbessert Zufriedenheit), dann kann und muss ich doch einseitig testen?

Nein. Eine ordinale Aussage bei der inhaltlichen Hypothese ("A > B") erfordert keine
einseitige Nullhypothese. Auffällig, dass viele Forschungsfragen gerichtet formuliert
werden, aber einseitige Nullhypothesen selten auftreten. Vgl. FAQ #3
Die Signifikanz muss doch in jedem Fall unter 0,05 sein oder?

Da 2 Tests statt einer gerechnet werden, sollte man darüber nachdenken,
die Signifikanzschwelle von 0,05 auf 0,025 zu senken (Bonferroni-Korrektur),
um das durch mehrfaches Testen erhöhte Risiko eines falsch-positiven Ergebnisses
(Fehler 1. Art) zu kompensieren. Anscheinend liegt der erste zweiseitge Test
deutlich über der genannten Schwelle, der zweite dagegen klar darunter.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Wilcoxon signifikant oder nicht?

Beitragvon bele » Fr 28. Jun 2013, 13:41

Hi!

DocX hat geschrieben:warum interessiert mich die zweiseitige Signifikanz? Meine Hypothese ist gerichtet

PonderStibbons kann das besser beantworten als ich. Die Grenze 0,05 ist letztlich willkürlich. Ob man mit einer solchen willkürlichen Grenzen jetzt ein- oder beidseitig testet, finde ich philosophisch nicht besonders spannend. Aber: Wenn Du Ergebnisse mit einseitigem Tests abgibst oder damit an die Öffentlichkeit trittst (Vortrag, Publikation) werden die Leute sich fragen, warum Du das machst und ob Deine Daten es nötig haben, dass Du ungewöhnliche Dinge mit ihnen tust.


DocX hat geschrieben:...und nun gucken möchte, ob ich mit beiden Tests zeigen kann, dass sich die Zufriedenheit verbessert. So wie ich die Ergebnisse deute, ist das nicht der Fall?


Ja, das kannst Du nur mit einem der beiden Tests zeigen.

Die Signifikanz muss doch in jedem Fall unter 0,05 sein oder?

Die einen sagen so, die anderen sagen so. Das ist letztlich eine Glaubensfrage oder eine Frage der Schule, der Deine Lehrer angehören. Bei Deinen Ergebnisses ändert sich am Gesamtergebnis nichts und Du bist weniger angreifbar, wenn Du nach Bonferroni korrigierst.

LG,
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Re: Wilcoxon signifikant oder nicht?

Beitragvon DocX » Mo 1. Jul 2013, 16:49

Hallo,

also erstmal danke für die Antworten.
Das mit dem ein- oder zweiseitigen Testen muss ich glaub ich nochmal nachschauen - aber wenn ich mir die asymptotische Signifikanz anschaue, und eine (willkürliche, weil übliche und akzeptierte) Grenze von 0,025 ansetze wären beide Skalen nicht signifikant verändert, richtig?
Ich werde nämlich das Gefühl nicht los, dass ich mich da unglücklich ausgedrückt habe....mit "ich möchte mit beiden Tests zeigen, dass es eine signifikante Veränderung gibt" meinte ich folgendes:
Ich habe mehrere Skalen (Zufriedenheit, Selbstvertrauen usw.) und möchte nun schauen, ob und wenn ja welche, signifikant verändert sind nach der Intervention.
So habe ich jedes Skala (mit Skala meine ich eine Zusammenfassung mehrere Items, bei SPSS über neue Variable, MEAN etc.) für sich getestet. Und das ergibt im Beispielfall zwei Tests (also zweimal der Wilcoxontest).

Wenn ich mir also meine Ergebnisse anschaue, muss ich doch sagen, weder die Zufriedenheit noch das Selbstvertrauen sind durch die Intervention signifikant verändert, oder?

Viele Grüße
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Re: Wilcoxon signifikant oder nicht?

Beitragvon bele » Di 2. Jul 2013, 07:38

DocX hat geschrieben: Grenze von 0,025 ansetze wären beide Skalen nicht signifikant verändert, richtig?


Deine oben eingesetzten Daten sprechen eine andere Sprache. Da wurde in einem Test p=0,285 bestimmt, was größer als 0,05 und größer als 0,25 ist und deshalb nicht signifikant ist. In dem anderen Test wurde p=0,04 bestimmt, was kleiner als 0,05 und kleiner als 0,025 ist und deshalb auf diesen beiden Signifikanzniveaus signifikant ist.

Ich habe mehrere Skalen (Zufriedenheit, Selbstvertrauen usw.) und möchte nun schauen, ob und wenn ja welche, signifikant verändert sind nach der Intervention.


Wenn Du deutlich mehr als zwei Tests durchführst, dann sollte man über die Bonferroni-Korrektur nochmal ganz neu nachdenken. Eventuell sollte man durch etwas anderes als 2 Teilen, eventuell will man sie vielleicht auch ganz weg lassen. ABer das ist ein anderes Thema. Von den zwei oben genannten Testungen ist eine signifikant, die andere nicht.


LG,
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