Liebes Forum,
nach mehreren Jahren Analyse-Abstinenz bin ich (besonders in den Grundlagen und die sind immer so peinlich zu fragen ) ziemlich eingerostet & würde mich sehr über Unterstützung freuen.
Hintergrund:
Die Hauptanalyse besteht in der Rechnung einer latenten Interaktion.
SEM in Mplus; durch Parceling pro latentem Faktor drei manifeste Indikatoren (Loehlin, 1992); Residualzentrierung nach Little, Bovaird und Widaman (2006); matched-pair Strategie nach Marsh et al. (2007).
Die Stichprobe ist einigermaßen groß (Männlein /Weiblein jeweils ca. N=450), Daten wurden in Schulen gewonnen (ICC & Design Effekt niedrig, keine geclusterten Daten).
Die AV (aggressives Verhalten) wurde per Fragebogen erhoben, eine UV ebenfalls per Fragebogen, die zweite UV per Performanztest (alles PC-gestützt, Reliabilitäten zufriedenstellend bis gut).
Hier meine (ersten ) Fragen & Probleme:
Ich habe Probleme mit der Aggressionsskala. Sie sollte eigentlich zwischen verschiedenen Aggressionsdimensionen differenzieren, die man wiederum, je nach Fragestellung, getrennt auswerten oder zusammengefasst als globale Aggression aggregieren kann. Leider gibt es Unterskalen, die überhaupt nicht zwischen den Versuchspersonen differenzieren, weil fast alle (pro Geschlecht 300 VPN & mehr!) denselben, extrem niedrigen Wert haben (Bodeneffekt heißt das, glaube ich?).
Wie geht man damit um?
- Statt eines Vergleichs der beiden Aggressionsdimensionen nur das Modell für die andere Aggressionskomponente (die enstprechende Skala ist auch schief, differenziert aber etwas besser) berechnen? Oder die Trennschärfe aller Items berechnen & "Overall Aggression" aus all denjenigen Items berechnen, die eine akzeptable Trennschärfe haben? Oder einfach alle Items des Fragebogens (auch die schlecht differenzierenden) ohne zu prüfen (es ist ja keine Validierungsstudie) zu "Overall Aggression" zusammenfassen?
- Eine Faktorenanalyse muss man doch, glaube ich, nicht standardmäßig für alle Fragebögen rechnen, die man einsetzt, oder?
Auch meine anderen Skalen sind schief und weichen auch in der Kurtosis von der Normalverteilung ab (K-S Test signifikant), liegen allerdings unter 2 (Schiefe) bzw. 7 (Kurtosis) (--> by the way: diese "gängigen Cut-Off-Werte" habe ich leider nur in meinen Aufzeichnungen gefunden; kennt jemand hier eine zitierbare Quelle?)
Wie gehe ich mit solch schiefen Verteilungen um?
- Statt eines T-Test ein nicht-parametrisches Verfahren (Mann-Whitney-U Test?) einsetzen? (Unterschiedshypothese teste ich, um zu prüfen, ob Mädels & Jungs sich unterscheiden & die weiteren Berechnungen gegebenenfalls getrennt weiterzuführen)
- Darf man den Intraclass-Correlation Coefficient (ICC) bzw. den Design Effekt bei schiefen Verteilungen überhaupt einfach so berechnen?
Und die Frage, die mich am meisten beschäftigt:
In Strukturgleichungsmodellen kann ich robuste Schätzer einsetzen, um Verletzungen der multivariaten Normalverteilung (die ich auch gefunden habe) auszugleichen.
Aber wie ist das mit den Verletzungen der Normalverteilung der einzelnen Prädiktoren? Werden die durch robuste Schätzer auch ausgeglichen oder müsste ich die univariaten Verletzungen der Normalverteilungen irgendwie gesondert berücksichtigen? Und überhaupt: ich habe immer die ganzen Skalen analysiert, müsste ich diese Prüfungen statt dessen für jedes Parcell einzeln rechnen?
Ich hoffe, ich habe alle zur Beantwortung der Fragen benötigten Infos aufgeschrieben & würde mich riesig freuen, wenn mir jemand weiterhelfen könnte!
Herzlich: Conina