Voruntersuchung zur SGM? "Darf" man das?

Voruntersuchung zur SGM? "Darf" man das?

Beitragvon SookieStack » Do 23. Apr 2015, 11:53

Für meine Diss formuliere ich ja ein SGM.

Ich habe mich aber zwischenzeitlich schon desöfteren mit dem Datenmaterial beschäftigt und eine Voruntersuchung gemacht, bei der nur Teile des SGM mittels Regressionsanalyse ausgewertet wurden, bzw. eine FA für alle Items gemacht wurde.
Dabei hab ich z.b. herausgefunden, dass manche Items, von denen man theoretisch vermuten würde, das sie denselben Faktor messen, eben NICHT denselben Faktor messen. D.h. ich weiß jetzt schon VOR dem SGM das ich gewisse Items anders zuordnen muss bzw getrennt auswerten müsste. Ich habe dann z.b. nicht mehr 3 endogene Vs, sondern im Prinzip 9 endogene Vs (wobei dadurch einige endogene Vs nicht mehr latent sondern manifest sind). DARF ich denn diese Ergebnisse überhaupt so verwenden - als Begründung, warum ich das SGM ändere?
Oder dürfte ich - theoretisch - überhaupt nichts ändern, weil mein eigentliches Modell (das ja auf ähnliche Art und Weise schon mehrfach getestet wurde) - OBWOHL ich eben weiß, dass die Messmodelle für bestimmte Faktoren nicht valide sind?

Oder müsste ich dann reflektive Messmodelle mit formativen Messmodellen mischen - und geht das überhaupt (also jene latenten Vs, die Faktoren darstellen reflektiv messen und die anderen latenten Vs, die keine Faktoren darstellen, formativ messen). Oder kann man gemischte Modelle garnicht auswerten?
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Re: Voruntersuchung zur SGM? "Darf" man das?

Beitragvon strukturmarionette » Do 23. Apr 2015, 12:18

Hi,

Voruntersuchung zur SGM? "Darf" man das?


- Ich würde das als ein MUSS deklarieren, ums bswp das zu vermeiden, was Dich zur Zeit verwundert.

bzw. eine FA für alle Items gemacht wurde.


- wieso alle Items?

Deiner Beschreibung nach scheinst du eine falsche Reihenfolge bei der SEM-Generierung angewendet zu haben.

Gruß
S.
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Re: Voruntersuchung zur SGM? "Darf" man das?

Beitragvon SookieStack » Do 23. Apr 2015, 17:56

Danke für deine Antwort!

Also kurz zum richtigen Verständnis - ich habe ein SGM, das in seiner bestehenden Form bereits für einige Länder untersucht worden ist, ich nehme nun dieses Modell quasi als Vorlage (ich arbeite ja mit denselben Daten - d.h. mit denselben Fragen bzw selben Variablen). Nun habe ich eben durch einige FAs herausgefunden (dazu habe ich alle Items, die einem gewissen Faktor zuzuordnen sind, mittels FA überprüft), dass eben gewisse Annahmen nicht stimmen (d.h. ich einige Variablen getrennt auswerten müsste - also neue Variablen habe).

Mein Modell sieht jetzt im Prinzip völlig anders aus, ich habe jetzt z.b. statt einer latenten Variablen wie im eigentlichen Modell DREI manifeste Variablen (weil diese drei nicht dasselbe messen).
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Re: Voruntersuchung zur SGM? "Darf" man das?

Beitragvon strukturmarionette » Do 23. Apr 2015, 21:58

Hi,

ich habe ein SGM, das in seiner bestehenden Form bereits für einige Länder untersucht worden ist, ich nehme nun dieses Modell quasi als Vorlage (ich arbeite ja mit denselben Daten - d.h. mit denselben Fragen bzw selben Variablen).

- mit denselben Daten wohl nicht (möglicherweise taugt Deine Stichprobe nix.)
--> Sind die Stichroben vergleichbar?

- Multikulti Vergleichs-Studien können nur dann funktionieren, wenn auch die Skalen seriös in die jeweiligen Sprachen adaptiert worden sind.
--> Hast Du die Validierungsstudie(n) für die (Test-) Skalenübersetzungen geprüft?

Gruß
S.
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Re: Voruntersuchung zur SGM? "Darf" man das?

Beitragvon SookieStack » Fr 24. Apr 2015, 09:16

Wahrscheinlich schreibe ich etwas verwirrend - ich weiß! Ich versuch es nochmal.

Ich habe einen Fragenkatalog der zu einem bestimmten Thema und zur Testung einer bestimmten Theorie generiert wurde. Dieser Fragebogen wurde in vielen europäischen Ländern angewandt (im Rahmen des European Social Survey). Ein paar englische Forscher (jene, die den Fragebogen entworfen haben und sich viel mit der betreffenden Theorie auseinandergesetzt haben), haben mit den entstandenen Umfragedaten das besagte Modell getestet und sind so zu bestimmten Ergebnissen gekommen. Ich werte nun die Daten eines (!) deutschsprachigen Landes aus. Ich habe das Modell aber schon vorher (Aus theoretisch und empirisch begründeten Einwänden) leicht verändert. Mit meinem Modell (das eben dem ursprünglichen sehr ähnlich ist) habe ich nun schon ein paar Voruntersuchungen gemacht, einfach auch um das Material kennen zu lernen.

Und da habe ich nun erkannt, dass gewisse Items, die von den englischen Forschern als Faktor behandelt wurden, keine gemeinsame Dimension abbilden - ergo einzeln ausgewertet werden müssen. Dadurch verändert sich - und das ist das größte Problem - u.a. eine meiner endogenen Variablen. Nämlich die latente Variable "Rechtstreue" sollte eigentlich 1 Faktor sein, in Wahrheit bilden die 3 Items von Rechtstreue keinen gemeinsamen Faktor ab und müssen daher getrennt ausgewertet werden. Sind dann aber nicht mehr latent - sonder logischerweise manifest.

Eine Lösung wäre das Messmodell "Rechtstreue" nicht reflektiv auszuwerten (was ja ohnehin nicht geht), sondern stattdessen formativ zu behandeln. Wenn ich so vorgehe hätte ich ein SGM mit reflektiven UND formativen Messmodellen - die Frage ist, ob das überhaupt geht (vorallem, ob es mit AMOS geht).
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Re: Voruntersuchung zur SGM? "Darf" man das?

Beitragvon strukturmarionette » Fr 1. Mai 2015, 02:47

Hi,

Und da habe ich nun erkannt, dass gewisse Items, die von den englischen Forschern als Faktor behandelt wurden, keine gemeinsame Dimension abbilden - ergo einzeln ausgewertet werden müssen. Dadurch verändert sich - und das ist das größte Problem - u.a. eine meiner endogenen Variablen. Nämlich die latente Variable "Rechtstreue" sollte eigentlich 1 Faktor sein, in Wahrheit bilden die 3 Items von Rechtstreue keinen gemeinsamen Faktor ab und müssen daher getrennt ausgewertet werden.

Ich habe das Modell aber schon vorher (...) leicht verändert.


- Wenn du zusätzlich zu einer (viell. suboptimalen ) Übersetzung aus einer Fremdsprache noch irgendwas veränderst und dann von einer neuen 'Wahrheit' "in Wahrheit" sprichst, dann hast Du den bewährten Rahmen der Skala verlassen.

die Frage ist, ob das überhaupt geht (vorallem, ob es mit AMOS geht).


- Ob formative oder reflexive Konstrukte vorliegen, ist eine rein konzeptionelle Frage.

Gruß
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Re: Voruntersuchung zur SGM? "Darf" man das?

Beitragvon SookieStack » Fr 1. Mai 2015, 09:18

strukturmarionette hat geschrieben:Hi,


- Wenn du zusätzlich zu einer (viell. suboptimalen ) Übersetzung aus einer Fremdsprache noch irgendwas veränderst und dann von einer neuen 'Wahrheit' "in Wahrheit" sprichst, dann hast Du den bewährten Rahmen der Skala verlassen.



- Ob formative oder reflexive Konstrukte vorliegen, ist eine rein konzeptionelle Frage.

Gruß
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- Mit der Übersetzung hat das nicht zu tun? Das was ich getan habe, war vollkommen korrekt - ich bin nicht die Erste, die die Operationalisierung kritisiert hat. Was ich veränderte habe, ist durchaus logisch und begründet. Ich kann nicht ignorieren, dass die drei Items nicht denselben Faktor abbilden. Meine Formulierung hier im Forum ist nicht jene, die ich in meiner Arbeit verwende ("In Wahrheit") - ehrlich gesagt, geht es darum ja auch überhaupt nicht. Im Prinzip geht es mir einfach darum, ob ich reflektive und formative Messmodelle in einem einzigen Strukturmodell "vermischen" darf und ob AMOS das kann. Immerhin sind reflektive Messmodelle doch konf. FAs, während formative eine multiple Regression bilden.

Oder wie ich sonst das Problem lösen kann, dass die drei Items einer meiner beiden latenten endogenen Variablen nicht denselben Faktor (also Rechtstreue) abbilden, sondern eigentlich jeder für sich betrachtet werden müsste oder eben formativ operationalisiert werden sollte/könnte.
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Re: Voruntersuchung zur SGM? "Darf" man das?

Beitragvon strukturmarionette » Fr 1. Mai 2015, 10:51

Hi,

sondern eigentlich jeder für sich betrachtet werden müsste -und nicht mehr Rechstreue abbilden


- dann mache das doch so, -wenn nicht mehr Rechtstreue abgebildet werden kann oder soll, gleich ob formativ oder reflexiv -

Gruß
S.
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Re: Voruntersuchung zur SGM? "Darf" man das?

Beitragvon SookieStack » Sa 2. Mai 2015, 09:36

strukturmarionette hat geschrieben:Hi,

sondern eigentlich jeder für sich betrachtet werden müsste -und nicht mehr Rechstreue abbilden


- dann mache das doch so, -wenn nicht mehr Rechtstreue abgebildet werden kann oder soll, gleich ob formativ oder reflexiv -

Gruß
S.


kann ich denn dann noch ein SGM rechnen, wenn meine endogene latente Variable plötzlich nicht mehr latent ist, sondern stattdessen drei endogene manifeste Variablen dastehen?
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Re: Voruntersuchung zur SGM? "Darf" man das?

Beitragvon strukturmarionette » So 3. Mai 2015, 02:40

HI,

kann ich denn dann noch ein SGM rechnen, wenn meine endogene latente Variable plötzlich nicht mehr latent ist


- SGMe können beides.

Gruß
S.
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