Interpretation dieser Partialkorrelation

Bivariate Korrelation, partielle Korrelation und Rangkorrelation.

Interpretation dieser Partialkorrelation

Beitragvon Herja » So 14. Jul 2013, 15:50

Hallo zusammen,

ich sitze hier über einer Partialkorrelation und komme einfach nicht darauf, wie ich sie nun richtig interpretieren soll...

Es handelt sich hierbei um den Zusammenhang zwischen Aufmerksamkeitsleistung und der subjektiv eingeschätzten Lebensqualität von älteren Probanden. Wenn man das Alter nicht auspartialisiert, dann erhält man keine signifikante Korrelation. Partialisiert man das Alter jedoch aus, dann wird es siginifikant.

Ich sitze jetzt hier und überlege und überlege. Es muss doch letzlich so sein, dass das Alter die Korrelation "unterdrückt hat" hat. Das geht irgendwie aber nicht in meinen Kopf rein. Andersherum könnte man sich das ja gut erklären, aber so...
Wahrscheinlich hab ich da auch das Prinzip der Partialkorrelation nicht richtig verstanden?

Hat vielleicht einer da draußen eine Idee, wie man sich das Ergebnis erklären kann und kann mir mal einen Denkanstoß geben?

:oops: :)
Herja
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Re: Interpretation dieser Partialkorrelation

Beitragvon PonderStibbons » Mo 15. Jul 2013, 10:51

Die Angabe der 3 bivaraten Korrelationskoeffizienten und des Partialkoeffizienten,
des einbezogenen Altersbereichs und der Stichprobengröße wäre nützlich gewesen.

Ich vermute also mal.

Wenn generell Lebensqualität mit dem Alter steigt und zugleich die Konzentration
mit dem Alter nachlässt, wird eine negative Beziehung zwischen Konzentration
und Lebensqualität unterdrückt. Die vielen Faktoren, die mit höheren Lebensalter
einhergehen und die die Lebensqualität steigern, sind ausschlaggebend im
Vergleich zur nachlassenden Konzentration. Wenn man allerdings die Stichprobe nach
alt/mittel/jung aufteilt und auf jedem Level die Beziehung zwischen Konzentration
und Lebensqualität mißt, sollte sichtbar werden, dass innerhalb jeder Altersstufe
die relativ höhere Lebensqualität mit relativ besserer Konzentration assoziiert ist.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Interpretation dieser Partialkorrelation

Beitragvon Herja » So 21. Jul 2013, 13:21

Vielen Dank schon einmal für die Antwort. Ich hab leider erst jetzt Zeit gefunden, mich noch einmal richtig damit auseinander zu setzen.

Letztendlich hab ich auch eine falsche Korrelation beschrieben, wie ich gerade gemerkt habe. Aber ich versuche es mal nach deinem Ansatz erneut...

Es geht um den Zusammenhang zwischen Lebensqualität und Aufmerksamkeit (r=-.15, p=.646), der nach der normalen Korrelationsberechnung nicht signifikant war. Unter Kontrolle der Erkankungsdauer (!) wird dieser Zusammenhang negativ signifikant (r=-.57, p=.028).

Die Stichprobe besteht aus 17 Probanden die zwischen 55 und 72 Jahren alt sind.

Dass dieser Zusammenhang überhapt negativ geworden ist, passt nicht wirklich in die aufgestellte und intuitive Annahme, dass mit sinkender Konzentrationsleistung auch die Lebensqualität sinkt, aber ist ja nicht zu ändern.

Wäre es dann denkbar das Ganze so zu erklären, dass die Erkrankungsdauer z.B. zu einer verbesserten Konzentrationsleistung und sinkender Lebensqualität führt und dieser Zusammenhang demnach erst dann auftrat, als man die Erkrankungsdauer auspartialisert hat? Ist das ein Interpretationsansatz für so eine Partialkorrelation?
Herja
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Re: Interpretation dieser Partialkorrelation

Beitragvon strukturmarionette » So 21. Jul 2013, 14:27

Hi,

poste doch mal den gesamten Output Deiner ´normalen´ Korrelationen und der Partialkorrelation.
(incl. Deiner Operationalisierungen der Konstrukte)

Gruß
S.
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Re: Interpretation dieser Partialkorrelation

Beitragvon Herja » Di 23. Jul 2013, 11:30

Hey,

die Korrelationen habe ich ja schon geschrieben. Mehr zu diesem Zusammenhang habe ich nicht. Also ich habe keine Einzelkorrelationen zwischen Aufmerksameit und Erkrankungsdauer oder Lebensqualität und Erkrankungsdauer...

Aber man muss doch den Zusammenhang, den ich beschrieben habe irgendwie interpretieren können? Eine normale Partialkorrelation, die nicht mehr signifikant wird, weil ich etwas kontrolliere kann man ja auch interpretieren. Und ich will ja nur wissen, wie es dann genau andersherum zu erklären wäre. Wieso erscheint eine Korrelation, die vorher nicht da war, sobald ich etwas auspartialisiere?
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Re: Interpretation dieser Partialkorrelation

Beitragvon PonderStibbons » Di 23. Jul 2013, 12:28

Recherchiere einmal Suppressoreffekte.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Interpretation dieser Partialkorrelation

Beitragvon Herja » Di 23. Jul 2013, 12:54

Aaah daran hab ich überhaupt nicht gedacht.... Danke!
Herja
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Re: Interpretation dieser Partialkorrelation

Beitragvon Herja » Mi 24. Jul 2013, 16:57

Also dass dieser Sachverhalt jetzt etwas mit den Supressorvariablen zu tun haben muss, verstehe ich ja soweit.

Jetzt einfach mal eine ganz simple Frage. Vielleicht kann mir die jemand in möglichst ebenso simpler Form beantworten.

Wenn eine Supressorvariable die kriteriumsirrelevante Varianz unterdrückt, sodass ein Zusammenhang zwischen UV und AV größer wird, dann bedeutet das doch, dass ich diese Supressorvariable in den Zusammenhang "hinzunehmen" muss.

Wie kann ich mir dann eine Partialkorrelation erklären, die signifikant wurde nachdem ich eine andere Variable (also die Supressorvariable?) auspartialisiert habe? Sie ist doch dann weg...die Varianz kann nicht mehr unterdrückt werden und der Zusammenhang zwischen UV und AV wird wieder kleiner.

Wo ist da denn der Fehler?
Herja
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Re: Interpretation dieser Partialkorrelation

Beitragvon PonderStibbons » Do 25. Jul 2013, 09:52

Leider hast Du nicht, wie zweimal erbeten, die bivariaten Korrelationen
zwischen Krankheitsdauer und Lebensqualität bzw. Krankheitsdauer und
Konzentration gepostet.

Man stelle sich vor, A habe einen direkten (negativen) Effekt auf
B und zugleich einen positven Effekt auf C, C wiederum auf B.
Wird C nicht berücksichtigt, dann können sich die direkten und
indirekten Effekte von A auf B gegenseitig kompensieren. Wird
C aber in die Analyse einbezogen, so wird die indirekte (positive)
Assoziation kontrolliert und die direkte (negative) wird sichtbar.

Ob ich da was falsch oder übersehe, können die Experten für
Regression bzw. Strukturgleichungsmodelle in diesem Forum besser
beurteilen. Außerdem kenne ich wie gesagt die Koeffizienten nicht.

Ob das alles inhaltlich sinnvoll erscheint, wenn man A B C durch die
verwendeten Varablen ersetzt, kann ich nicht beurteilen, dazu muss
man die Studie und den Hintergrund genauer kennen. Vielleicht ist
auch Konzentrationsleistung ein Zeitmaß oder eine Fehlerrate, dann
müsste man Koeffzienten umkehren.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Interpretation dieser Partialkorrelation

Beitragvon Herja » Do 25. Jul 2013, 13:23

PonderStibbons hat geschrieben:Leider hast Du nicht, wie zweimal erbeten, die bivariaten Korrelationen
zwischen Krankheitsdauer und Lebensqualität bzw. Krankheitsdauer und
Konzentration gepostet.


Wie ich ja auch schon gesagt habe, hatte ich diese Korrelationen ja auch gar nicht.

Die Korrelationen habe ich jetzt nochmal gerechnet, leuchtet mir ein, dass das Sinn macht. Ich habe allerdings kein SPSS zu Hause und muss dafür immer in die Uni fahren, daher erst jetzt...

Die Lebensqualität korreliert nicht mit der Erkrankungsdauer (r=.239, p=.373). Die Aufmerksamkeitsleistung schon (r=.616, p=.009).

PonderStibbons hat geschrieben:Man stelle sich vor, A habe einen direkten (negativen) Effekt auf
B und zugleich einen positven Effekt auf C, C wiederum auf B.
Wird C nicht berücksichtigt, dann können sich die direkten und
indirekten Effekte von A auf B gegenseitig kompensieren. Wird
C aber in die Analyse einbezogen, so wird die indirekte (positive)
Assoziation kontrolliert und die direkte (negative) wird sichtbar.


Also würde in diesem Fall die Lebensqualität die Aufmerksamkeit zwar nicht signifikant aber der Korrelation nach eher negativ beeinflussen und die Supressorvariable Erkrankungsdauer eher positiv. Erkanungsdauer hingegen beeinflusst die Aufnerksamkeit signifikant positiv. Wenn ich die Errkankungsdauer herausnehme, dann fehlt auf einmal der positive Einfluss auf die Aufmerksamkeit und der Zusammenhang zwischen Lebensqualität und Aufmerksamkeit, der vorher nur leicht negativ war, wird dann negativ signifikant.

Das würde ja dann genau so passen, wie du es beschrieben hast oder?
Herja
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