Konfidenzintervall

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Konfidenzintervall

Beitragvon Eneri » Fr 16. Aug 2013, 09:37

Liebe Statistiker,

ich werte derzeit eine Umfrage aus (n=1632) und habe ein Problem im Bereich der Inferenzstatistik.

Teil der Auswertung ist es erst einmal, Anteilswerte zu berechnen: z.B. für Geschlecht, Staatsbürgerschaft und Migrationshintergrund. In diesem Zusammenhang habe ich auch die Konfidenzintervalle für die Anteilswerte berechnet.

Zum Beispiel: Staatsbürgerschaft "nicht deutsch": 8,2%, KI [6,75; 9,65], p=0.95
Nun weiß ich aber, dass in der Grundgesamtheit rund 13,5% die deutsche Staatsbürgerschaft nicht haben, dass also der "wahre Wert" nicht im Konfidenzintervall liegt.

Das Problem ist nun, dass ich auch den Anteilswert derjenigen berechnen möchte, die einen Migrationshintergrund haben. Die Variable "Migrationshintergrund" beinhaltet natürlich u.a. auch die Befragten, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Der Migrationshintergrund liegt bei rund 30%, KI [27,96; 32,84], p=0,95.

Nun frage ich mich, ob ich dem Konfidenzintervall im Hinblick auf die Variable "Migrationshintergrund" "vertrauen" kann, wo er ja schon bei der Variable Staatsangehörigkeit "falsch lag".

Was denkt ihr?

Würde mich über Kommentare und Hilfe freuen!

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Re: Konfidenzintervall

Beitragvon bele » Fr 16. Aug 2013, 11:01

Eneri hat geschrieben:Nun frage ich mich, ob ich dem Konfidenzintervall im Hinblick auf die Variable "Migrationshintergrund" "vertrauen" kann, wo er ja schon bei der Variable Staatsangehörigkeit "falsch lag".

Was denkt ihr?


Hi!

Ich denke es geht nicht darum, ob Du dem Vertrauensintervall trauen kannst. Es geht darum, dass Deine Stichprobe nicht repräsentativ für die Grundgesamtheit zu sein scheint.

LG,
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Re: Konfidenzintervall

Beitragvon DHA3000 » Fr 16. Aug 2013, 11:07

In der Tat. Es gibt kein "Wahr" oder "Falsch" in der Statistik. Gesetz der Tatsache, dass du keinen Fehler gemacht hast, dann ist das nunmal so, dass du eine Verzerrung in der Stichprobe hast.
Das ist auch nur logisch, denn du wirst vermutlich eine Regionale Studie durchgeführt. Und wie du an den Daten für die einzelnen Bundesländer erkennen kannst, ist die Ausländerquote auch nicht einheitlich.


Anstatt dich also zu fragen, was du falsch gemacht hast oder anders machen könntest, solltest du lieber anfangen, dass Ergebnis zu interpretieren.
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Re: Konfidenzintervall

Beitragvon Eneri » Mo 19. Aug 2013, 08:14

vielen Dank für Eure Antworten!

Es handelt sich nicht um eine regionale Studie, sondern um eine Studie innerhalb einer öffentlichen Institution.
Dabei weiß ich, dass hierbei 13,5% nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.

Wäre das denn legitim, wenn ich sagen würde, dass laut meiner Untersuchung rund 30% einen Migrationshintergrund haben (KI [27,96; 32,84]), wobei davon ausgegangen werden muss, dass der Anteil etwas höher liegt, da an der Umfrage Staatsbürger anderer Länder unterrepräsentiert sind... ein Grund hierfür könnte u.a. sein, dass die E-Mail mit der Bitte, an der Umfrage teilzunehmen mit dem deutschen Text begonnen hat, sodass nicht-Muttersprachler diese nicht weiter gelesen haben und bis zum englischen Text vorgedrungen sind.
Wäre das eine Möglichkeit? Oder wäre es sinnvoll, die Daten zu gewichten, was ich eigentlich vermeiden wollte…
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Re: Konfidenzintervall

Beitragvon bele » Mo 19. Aug 2013, 13:20

Hi Eneri,

Migrationshintergrund und nicht-deutsche Staatsbürgerschaft sind doch zwei verschiedene Dinge. Meine Frau z. B. hat eine Mutter, die keine deutsche Staatsbürgerschaft hat (also Migrationshintergrund?), dennoch hat sie von ihrem Vater eine deutsche Staatsbürgerschaft geerbt. Ist es nicht ganz normal, dass Du mehr Migrationshintergrund als ausländische Staatsbürgerschaften hast? Ich finde, Du must das erstmal nicht auf statistischer sondern auf Inhaltsebene klären.

LG,
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Re: Konfidenzintervall

Beitragvon Eneri » Mi 21. Aug 2013, 09:29

Hallo Bernhard,

natürlich ist es schon so, dass es mehr Menschen mit Migrationshintergrund gibt, als mit ausländischer Staatsbürgerschaft. Jedoch sind diejenigen mit ausländischer Staatsbürgerschaft fester bestandteil der Definition des Migrationshintergrundes (zumindest derjenigen, die ich benutze). Mein Gedanke war nur der, dass ich mich nicht "wohl" dabei fühle, zu sagen: "30% haben eine Migrationshintergrund, wobei das Konfidenzintervall bei [27,96; 32,84] liegt", wenn ich doch weiß, dass das Konfidenzintervall bzgl. der ausländischen Staatsbürgerschaft absolut nicht hinhaut. Sind meine Sorgen da unberechtigt?
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Re: Konfidenzintervall

Beitragvon bele » Mi 21. Aug 2013, 14:35

Sorry Eneri,

da habe ich nicht genau genug gelesen. Ich bin leider Deiner Meinung: Wenn Deine Untersuchung den Anteil der Ausländer falsch abbildet, dann muss man damit rechnen, dass auch der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund falsch abgebildet wird.

Wäre das denn legitim, wenn ich sagen würde, dass laut meiner Untersuchung rund 30% einen Migrationshintergrund haben (KI [27,96; 32,84]), wobei davon ausgegangen werden muss, dass der Anteil etwas höher liegt, da an der Umfrage Staatsbürger anderer Länder unterrepräsentiert sind
...
Wäre das eine Möglichkeit? Oder wäre es sinnvoll, die Daten zu gewichten, was ich eigentlich vermeiden wollte…


Definitv Option 1: Ehrlich sagen was Sache ist. Das mit dem Gewichten wird nicht klappen, denn Du kannst nicht davon ausgehen, dass Ausländer und Menschen mit Migrationshintergrund in Deiner Studie zu gleichen Anteilen unterrepräsentiert sind.

LG,
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Re: Konfidenzintervall

Beitragvon Eneri » Fr 23. Aug 2013, 08:18

Hallo Bernhard,

danke für Deine Einschätzung!

LG
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