Ich möchte hier einmal eine Frage stellen, auf die ich auch nach sehr langer Recherche noch immer keine befriedigende Antwort finden konnte - und merkwürdigerweise wird das Problem in der einschlägigen Literatur und entsprechenden Studien nie aufgegriffen.
Angenommen man erstellt eine Inhaltsanalyse des deutschen Fernsehprogramms. Dazu wird das gesamte Programm kategorisiert. Der Einfachheit halber unterscheiden wir einmal nur "Information" und "Unterhaltung". Jede Sendung wird einer der beiden Kategorien zugeschlagen und die Zeitdauer gemessen. Da der Vergleich von Fallzahlen (wie etwa bei Befragungsdaten) in diesem Fall nicht sinnvoll ist (der Anteil der Information kann ja auch bei größerer Fallzahl geringer sein, wenn z.B. in die Kategorie sehr wenige, aber dafür sehr lange Spielfilme fallen).
Gesetzt nun den Fall, ich hätte (anhand einer Zufallstichprobe für ein Jahr) die vier Programme Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 erhoben und stelle nun fest, dass die absoluten zeitlichen Umfänge sowie die prozentualen Anteile der Information am Gesamtprogramm (meiner Stichprobe) sehr unterschiedlich verteilt sind. Wie kann ich nun feststellen, ob diese Unterschiede statistisch signifikant sind?
Das Problem ist: Ich rechne ja nicht mit Fällen (ergo ganzen Zahlen), sondern mit zeitlichen Umfängen (also selbst bei Dezimal"ausgabe" keine ganzen Zahlen). Die einzige Möglichkeit auf die ich bisher gestoßen bin, wäre die, jede Sekunde zu einem Fall zu "machen". Dann hätte man soundsoviele Sekunden (Fälle) Information und soundsoviele Sekunden (Fälle) Unterhaltung. Das Problem hier ist aber - wenn ich es richtig sehe - dass bei einer üblich großen Stichprobe (also mindestens einer Woche = 604.800 Sekunden x vier Sender = 2.419200 "Fälle") allein aufgrund der gigantischen "Fallzahl" jeder Chi²-Test ohnehin Überzufälligkeit ergibt.
Ich würde mich über produktive Beiträge sehr freuen. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich kein Überflieger in Statistik bin (um es ganz diplomatisch auszudrücken). Deshalb wäre es schön, wenn Ihr möglichst anschaulich formuliert, dass auch ein Laie nachvollziehen kann, was gemeint ist. In Statistikvorlesungen und Lehrbüchern erscheinen die meisten Sachen nachvollziehbar, aber dort sind es ja auch immer "normale" Fälle (Versuchspersonen). Die gibt es in Inhaltsanalysen aber ja nicht.
Ich will auch nicht ausschließen, dass ich das Problem völlig falsch betrachte, auch dann wäre ich für den entscheidenden Denkanstoß dankbar.