Hi,
Ich schreib erst mal allgemein was über Fixierung von Messfehlervarianzen (unten kommt etwas zu Deinem konkreten Fall):
Allgemein sollte man die Fehlervarianz weder auf 1 noch auf 0 setzen.
Eine Fehlervarianz von 1 ist ein fester Wert - je nachdem, wie hoch die Indikatorvarianz ist, kann das sogar unmöglich sein (wenn die Varianz kleiner 1 ist). Eine Fehlervarianz
von 0 impliziert, dass du annimmst, dass Kundenzufriedenheit perfekt / messfehlerfrei gemessen wurde.
Hayduk - ein Vertreter von single-indikator-Variablen mit fixierten Fehler - empfiehlt, einen theoretisch als plausibel betracheten %Anteil der Varianz zu spezifizieren. Ist die
Indikatorvarianz also 2.2 und du bist der Ansicht, dass das item 10% Fehler hat, würdest du die Varianz auf .2 fixieren.
Das wird natürlich immer mit dem korrekten Hinweis kritisiert, dass man ja nicht weiß, wie hoch der Fehler ist und es eine theoretische Annahme ist. Aber:
a) Ein Modell IST eine Sammlung theoretischer Annahmen. Das eine Variable einen Effekt auf eine andere ist auch eine Annahme/Hypothese
b) Eine Null-Fixierung ist wie o.g. die Annahme, dass die Messung perfekt ist und a priori absurd. Jede nonzero-Alternative ist daher plausibler
c) Hayduk argumentiert zu dem, dass du mit der Fixierung die konzeptionelle Distanz zwischen Indikator und latenter Variable *steuerst* - eine Nullfixierung impiziert dabei die Identität
von Indikator und "latenter" Variable (sie ist dann faktisch nicht mehr latent sondern identisch mit der Messung). Je höher die Fehlervarianz um so mehr Distanz erlaubst du daher zwischen
beiden - was je nach Messung/Klarheit - theoretisch sinnvoller ist oder nicht. Zentral bei alldem ist zudem, dass die latente Variable ja eingebettet ist in eine restriktive Kausalstruktur, die
(1) getestet wird (möglichst mit dem Chi-Quadrat-Test) und (2) erlaubt, die Validität/Bedeutung der latenten Variable abzuschätzen. Diese beiden Punkte vergessen Leute oft, die gerne
mehrere Indikatoren pro latenter Variable haben wollen aber den misfit dieser Modelle dann wegerklären
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ALLERDINGS ist es für eine abhängige Variable völlig schnuppe, wie reliabel / messfehlerbehaftet sie ist - der Effekt der unabhängigen Variable wird davon nicht berührt, weil jeder Messfehler
sich im Störterm der Variable wiederfindet. Es ist also für Deinen Fall egal, wie hoch du die Fehlervarianz ansetzt.
Gruß
Holger
Hayduk, L. A. (1990). Should model modifications be oriented toward improving data fit or encouraging creative and analytical thinking? Multivariate Behavioral Research, 25(2), 193-196.
Hayduk, L. A., Pazderka-Robinson, H., Cummins, G. G., Boadu, K., Verbeek, E. L., & Perks, T. A. (2007). The weird world, and equally weird measurement models: Reactive indicators and the validity revolution. Structural Equation Modeling, 14(2), 280-310.
Hayduk, L. A., & Glaser, D. N. (2000). Jiving the four-step, waltzing around factor analysis, and other serious fun. Structural Equation Modeling, 7(1), 1-35.
http://www.tandfonline.com/doi/pdf/10.1 ... SEM0701_01Onyskiw, J. E., & Hayduk, L. A. (2001). Processes underlying children's adjustment in families characterized by physical aggression. Family Relations, 50(4), 376-385.