Hierarchische Regression - Nicht signifikante Koeffizienten

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Hierarchische Regression - Nicht signifikante Koeffizienten

Beitragvon Zeiram » Di 24. Sep 2013, 13:28

Hallo liebes Forum,

ich habe ein Problem mit der Interpretation einer hierarchischen Regression und konnte in den bisherigen Themen dazu nichts finden. Hoffe also ihr könnt mir helfen.

Zur Situation:

Es wurde drei multiple Regressionsmodelle aufgestellt die alle auf ein Kriterium regressieren sollten:

    Modell 1: Als Prädiktoren sind nur die Kontrollvariablen (Alter/Geschlecht) enthalten
    Modell 2: Zu den Kontrollvariablen kommen zwei UVs die einen direkten Effekt haben sollen
    Modell 3: Es wird eine Moderatorvariable eingefügt sowie zwei Moderationsterme (ModeratorXPrädiktor A und ModeratorXPrädiktor B)

Jedes Modell enthält die Variablen des vorher enthaltenen Modells, Modell 3 enthält somit alle Variablen.

Zum Ergebnis:

Model 1: nicht signifikant (alle Variablen ebenfalls nicht signifikant)
Model 2: signifikant (Kontrollvariablen nicht signifikant, Prädiktor A signifikant, B nicht)
Model 3: signifikant (" zusätzlich die Moderatorvariable nicht signfikant aber der Term ModeratorXPrädiktor A)

jeweils ein Anstieg des R² (sprich jedes Modell erklärt mehr Varianz als das Vorherige).

Das Problem:

Wie soll ich dies interpretieren und wie weiter vorgehen? Wenn ich die nicht signifikanten Prädiktoren aus dem Modell rausschmeiße dann sinkt das R².
Ist es also legitim diese drin zulassen und wenn ja wie interpretiere ich dies (Etwa als Stabilisator oder Supressor?) ?

Zudem habe ich dasselbe Modell auf ein anderes Kriterium angewandt. Die Ergebnisse dort sind ähnlich nur wird kein Moderationsterm signifikant, Modell 3 enthält somit keine neuen, signifikanten Variablen gegenüber Modell 2 weist aber dennoch ein höheres R² auf. Wie ist dies zu interpretieren?
Zeiram
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Re: Hierarchische Regression - Nicht signifikante Koeffizien

Beitragvon PonderStibbons » Di 24. Sep 2013, 14:48

Wenn ich die nicht signifikanten Prädiktoren aus dem Modell rausschmeiße dann sinkt das R².

Warum solltest Du sie rausschmeißen wollen?
Modell 3 enthält somit keine neuen, signifikanten Variablen gegenüber Modell 2 weist aber dennoch ein höheres R² auf. Wie ist dies zu interpretieren?

Mehr Prädiktoren müssen zwangsläufig zu einem höheren R² führen.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Hierarchische Regression - Nicht signifikante Koeffizien

Beitragvon DHA3000 » Di 24. Sep 2013, 14:50

1. Das R² steigt immer mit der hinzunahme eines weiteren Koeffizienten in deine Gleichung (irgendwas erklärt dieser immer, egal ob Signifikant oder nicht). Ein anderes Gütekriterium wäre demnach besser (bspw. adjustiertes R²).
2. Wenn die Kontrollvariablen deines Modells nicht signifikant sind, würe ich mir einmal allgemein Gedanken um deine Fragestellung machen. Also andere Variablen, evtl. Fehler bei der Datentzusammenstellung, usw. ...
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Re: Hierarchische Regression - Nicht signifikante Koeffizien

Beitragvon Zeiram » Di 24. Sep 2013, 15:14

Hi,

erstmal Danke für die ersten Antworten.

Warum solltest Du sie rausschmeißen wollen?


Nun wollen eigentlich nicht, ich entnehmen deiner Antwort, dass ich es auch nicht muss. Welchen theoretischen Beitrag liefern dann jedoch die nicht signifikanten Prädiktoren? Oder anders gefragt, wie begründe ich deren Verbleib in meiner Arbeit?
(Im Moment behaupte ich, dass diese das Modell stabilisieren. Hört sich für mich selbst aber natürlich auch schon sehr schwammig an).

1. Das R² steigt immer mit der hinzunahme eines weiteren Koeffizienten in deine Gleichung (irgendwas erklärt dieser immer, egal ob Signifikant oder nicht). Ein anderes Gütekriterium wäre demnach besser (bspw. adjustiertes R²).


Also das adjustierte R² verhält sich in Fall 1 (beschrieben im OP) genauso wie R², sprich es steigt mit jedem Modell an. Da in Modell 3 ja ein neuer signifikanter Term (die Moderation) enthalten ist, macht dies für mich auch Sinn.
In Fall 2 (wie Fall 1 nur mit anderem Kriterium und ohne signifikante Interaktion) haben Modell 2 und 3 nur leicht unterschiedliche adjustierten R²-Wert (.366 vs .374). Ist hier Modell 2 zu präferieren, da es weniger Variablen enthält und somit einfacher ist oder Modell 3, da es ein leicht höheres adjustiertes R² hat?

2. Wenn die Kontrollvariablen deines Modells nicht signifikant sind, würe ich mir einmal allgemein Gedanken um deine Fragestellung machen. Also andere Variablen, evtl. Fehler bei der Datentzusammenstellung, usw. ...

Aber auch hier zeigt sich wieder, dass R² und adjustiertes R² sinken, wenn man diese weglässt. Zudem besteht meine Prof. auf dieser Vorgehensweise (erst nur Kontrollmodell und dann jeweils direkte Effekte hinzunehmen und abschließend moderierte Effekte). Die Auswahl der Variablen und Daten liegt leider nicht in meiner Hand. Diese kommen aus einer größeren Studie meiner Prof..

Zudem habe ich die Methode so verstanden, dass ja eben gerade gezeigt werden soll, dass die Kontrollvariablen wenig (oder gar keine) Varianz des Kriteriums erklären also auch keinen Einfluss haben.


Entschuldigt den Nachfrageschwall, ist leider etwas kompliziert die Problematik in wenigen Worten rüberzubringen.
Zeiram
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Re: Hierarchische Regression - Nicht signifikante Koeffizien

Beitragvon PonderStibbons » Di 24. Sep 2013, 15:26

Welchen theoretischen Beitrag liefern dann jedoch die nicht signifikanten Prädiktoren? Oder anders gefragt, wie begründe ich deren Verbleib in meiner Arbeit?

Kann ich leider nicht sagen. Du hast nicht das Thema Deiner Arbeit oder die Fragestellung
beschrieben, nicht die Stichprobengröße oder auch konkrete Koeffizienten oder p-Werte
(signifikant/nicht signifikant sind hier Begriffe nahe der Grenze zur Bedeutungslosigkeit -
auf dem 5% Niveau kann "nicht signifikant" p=0,05000001 bedeuten oder p=0,99). Es ist
auch nicht der Zweck der Übung genannt (theoretische Modelle aufstellen? Eine Theorie
testen? Eine praktisch zu verwendende Vorhersagegleichung ermitteln? Etwas anderes?).
Zudem besteht meine Prof. auf dieser Vorgehensweise (erst nur Kontrollmodell und dann jeweils direkte Effekte hinzunehmen und abschließend moderierte Effekte). Die Auswahl der Variablen und Daten liegt leider nicht in meiner Hand. Diese kommen aus einer größeren Studie meiner Prof..

Das ist doch erfreulich. Teste das Modell wie gefordert und interpretiere
die Effekte des vollständigen Modells. Dieses schrittweise Gedaddel hat
sowieso keinen wirklichen Zweck.
Zudem habe ich die Methode so verstanden, dass ja eben gerade gezeigt werden soll, dass die Kontrollvariablen wenig (oder gar keine) Varianz des Kriteriums erklären also auch keinen Einfluss haben.

Die sind in der Regel dazu da, Scheineffekte zu vermeiden.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Hierarchische Regression - Nicht signifikante Koeffizien

Beitragvon Zeiram » Di 24. Sep 2013, 15:57

Okay vielen Dank, das hilft mir auf jeden Fall schon mal weiter. Ich finde die ganze Vorgehensweise auch statistisch sehr unsauber, richte mich da aber natürlich nach dem Willen der Betreuerin. Wichtig war mir nur, auch dabei keine absolut groben Fehlschritte zu machen.

Welchen theoretischen Beitrag liefern dann jedoch die nicht signifikanten Prädiktoren? Oder anders gefragt, wie begründe ich deren Verbleib in meiner Arbeit?


Kann ich leider nicht sagen. Du hast nicht das Thema Deiner Arbeit oder die Fragestellung
beschrieben, nicht die Stichprobengröße oder auch konkrete Koeffizienten oder p-Werte
(signifikant/nicht signifikant sind hier Begriffe nahe der Grenze zur Bedeutungslosigkeit -
auf dem 5% Niveau kann "nicht signifikant" p=0,05000001 bedeuten oder p=0,99). Es ist
auch nicht der Zweck der Übung genannt (theoretische Modelle aufstellen? Eine Theorie
testen? Eine praktisch zu verwendende Vorhersagegleichung ermitteln? Etwas anderes?).


* Thema der Arbeit: Einfluss von Kunden auf Boreout bei Kundenkontaktmitarbeitern
* N = 97; Daten entstammen aus einem Selbst-Assesement Fragebogen
* Zweck der Übung: Hypothesentests:

H1: Neg. Kundenverhalten hat einen positiven Einfluss auf Boreout-Dimension 1|2
H2: Pos. Kundenverhalten hat einen negativen Einfluss auf Boreout-Dimension 1|2
H3: Kundenorientierung moderiert den Einfluss von neg.|pos. Kundenverhalten auf Boreout-Dimension 1|2

Die Werte in der Tabelle im Anhang sind die stand. Koeffizienten, ein * bedeutet jeweils signifikant auf dem .05-Niveau. Über weitere Hinweise bin ich sehr dankbar.
Dateianhänge
hierarch_reg2.png
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hierarch_reg1.png
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Re: Hierarchische Regression - Nicht signifikante Koeffizien

Beitragvon DHA3000 » Di 24. Sep 2013, 16:33

Ok, wie wird dein "Boreout" gemessen?

Ansonsten ist das Alter ja immerhin auf dem 10% Signifikanzniveau relevant. Hast du noch weitere Variablen zur Auswahl?
Und was soll "Customer Support" sein?
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Re: Hierarchische Regression - Nicht signifikante Koeffizien

Beitragvon Zeiram » Di 24. Sep 2013, 16:45

DHA3000 hat geschrieben:Ok, wie wird dein "Boreout" gemessen?

Ansonsten ist das Alter ja immerhin auf dem 10% Signifikanzniveau relevant. Hast du noch weitere Variablen zur Auswahl?
Und was soll "Customer Support" sein?


Boreout besteht aus drei Skalen, welche jeweils aus mehreren Fragen bestehen. Diese sind theoretisch fundiert und wurden bereits an anderer Stelle bestätigt.

Weitere Kontrollvariablen stehen im Prinzip nicht zur Auswahl.

Customer Support ist Unterstützung durch Kunden, also pos. Kundenverhalten.
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