Welches Verfahren muss ich benutzen?

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Welches Verfahren muss ich benutzen?

Beitragvon Dessi » Mo 18. Nov 2013, 17:56

Hallo,

ich habe mich gerade angemeldet, da ich zugegebenermaßen wenig über Statistik weiß, mein SPSS-Kurs erst in ein paar Wochen stattfindet und ich nun ein Exposé für meine Doktorarbeit (Medizin) schreiben muss :oops:

Meine Frage bezieht sich darauf, welches Verfahren ich zur Auswertung meiner Daten verwenden muss.

Ich habe zunächst eine Kontrollgruppe und eine Patientengruppe. Die Gruppen sind abgesehen von einer Erkrankung, die nach meiner Hypothese logischerweise die abhängige Variable beeinflusst, gleich. Gleiches Alter, gleiche Intelligenz, keine anderen Erkrankungen. Ich führe eine Testreihe durch, um die abhängige Variable der beiden Gruppen zu vergleichen. Das ist quasi die erste Ebene meiner Studie, um einfach eine veränderte Ausprägung dieser Variable aufgrund der Erkrankung zu beweisen. Welches Verfahren benutzt man hierfür? t-Test?

Dann nach 5 Wochen hat ein Teil der Patientengruppe (Gruppe A) eine Behandlung ohne Medikamente bekommen, ein Teil hat zusätzlich zu dieser Behandlung auch Medikamente bekommen (Gruppe B). Jetzt führe ich die Tests nochmal durch mit inzwischen 3 Gruppen, und vergleiche dann, inwiefern sich die abhängige Variable zu vorher verändert hat. Um zu ermitteln, ob die Medikamente einen Effekt auf die abhängige Variable haben, der nicht durch die anderen Behandlungsmethoden erklärbar ist, vergleiche ich Patientengruppe A und B. Um einen Lerneffekt als Störfaktor auszuschließen, vergleiche ich die Gruppen außerdem mit der Kontrollgruppe, die natürlich keine Behandlung erhalten hat. Verwendet man dafür die Varianzanalyse mit Messwiederholung?

Ich würde mich über eine Antwort (möglichst laienhaft ausgedrückt ;) ) sehr freuen.

LG Dessi
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Re: Welches Verfahren muss ich benutzen?

Beitragvon PonderStibbons » Mo 18. Nov 2013, 22:58

Ich finde es etwas überraschend, dass eine Medikamentenstudie am lebenden Objekt
geplant, genehmigt und durchgeführt wurde, ohne dass ein Plan für die Datenanalyse
vorlag.

Worum geht es denn konkret, wie groß sind die Stichproben, was wurde gemessen?

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Welches Verfahren muss ich benutzen?

Beitragvon Dessi » Di 19. Nov 2013, 12:17

Keine Sorge, es werden natürlich keine Patienten durch uns gefährdet. Da es dabei nicht um ein neues Medikament geht, sondern um eines, das seit Jahrzehnten verwendet wird bei Depressionen, muss gar nicht viel genehmigt werden. Wir geben niemandem etwas, was er ohne Studie nicht auch bekommen hätte. Es wurde auch noch nichts durchgeführt, das wird erst noch gemacht ;)

Gemessen wird, ob die Zeitwahrnehmung von Depressiven anders ist als die von psychisch Gesunden (was der Fall ist) und dann eben, ob das gängige Antidepressivum einen Effekt auf die Zeitwahrnehmung hat, der auch unabhängig von anderen Therapieansätzen (Gesprächstherapie etc.) messbar ist. Es ist also weniger Medikamentenstudie per se, als eine Studie zur Findung eines zusätzlichen diagnostischen bzw. verlaufsdiagnostischen Kriteriums.

Die Zeitwahrnehmung wird im Bereich von 120 bis 210 Sekunden erhoben. Abhängige Variable ist dann quasi die Differenz zwischen tatsächlich verstrichener Zeit und geschätzter Zeit. Die Stichprobengroße liegt bei 25 bis 30 Teilnehmern pro Gruppe, wobei die Patientengruppen natürlich unterschiedlich groß sein könnten. Die Entscheidung, ob sie mit Antidepressiva behandelt werden oder nicht, hängt natürlich davon ab, ob der Arzt das für richtig hält, und nicht davon, ob die Gruppen die gleiche Teilnehmerzahl haben.

Vielen Dank fürs Zeitnehmen! :D
Dessi
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Re: Welches Verfahren muss ich benutzen?

Beitragvon PonderStibbons » Di 19. Nov 2013, 13:45

Keine Sorge, es werden natürlich keine Patienten durch uns gefährdet. Da es dabei nicht um ein neues Medikament geht, sondern um eines, das seit Jahrzehnten verwendet wird bei Depressionen, muss gar nicht viel genehmigt werden. Wir geben niemandem etwas, was er ohne Studie nicht auch bekommen hätte.

Wenn die Vergabe des Medikaments im zweiten Studienteil nicht
randomisiert erfolgt, dann wird es mit der Interpretation der
Ergebnisse allerdings schwierig, weil sich die Gruppen dann
notwendigerweise von vornherein unterscheiden.
Abhängige Variable ist dann quasi die Differenz zwischen tatsächlich verstrichener Zeit und geschätzter Zeit.

Man kann das per t-Test (bzw. mit der Variante Welch-Test, falls die Varianzen unterschiedlich
und die Gruppen ungleich groß sind) bzw. bei Vorliegen dreier Gruppen mit einfaktorieller
Varianzanalyse (bzw. dessen Welch- oder Brown-Forsythe Abwandlungen) testen. Alternativ,
weil von weniger Voraussetzungen abhängig, U-Test (2 Gruppen) oder H-Test (> 2 Gruppen).
Die Stichprobengroße liegt bei 25 bis 30 Teilnehmern pro Gruppe, wobei die Patientengruppen natürlich unterschiedlich groß sein könnten. Die Entscheidung, ob sie mit Antidepressiva behandelt werden oder nicht, hängt natürlich davon ab, ob der Arzt das für richtig hält, und nicht davon, ob die Gruppen die gleiche Teilnehmerzahl haben.

Wie gesagt, wenn das nicht randomisiert wird, könnte es schwierig mit der
Interpretation werden. Vom Verfahren her wie vermutet am ehesten eine
Messwiederholungs-Varianzanalyse mit dem Messwiederholungsfaktor
(Innersubjektfaktor) sowie einem Gruppierungsfaktor.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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