Deine Frage berührt eine fundamentale Gesichtspunkte beim Thema Reliabilität vs. Messfehler.
CR hat den Vorteil gegenüber alpha, dass es dessen zentrale Annahme der essentiellen tau-Äquivalenz nicht hat. Dies bedeutet, dass die Ladungen / Effekte der latenten Variable auf die
Items gleich sein müssen, eben weil alpha ein Durschnittswert ist, in den alle items eingehen.
Darüberhinaus sollte man sich vor Augen halten, dass ein Messfehler nicht dasselbe ist wie derjenige Messfehler im Rahmen des Reliabilitätskonzept (=Zufallsmessfehler). Von da aus hat in
einem CFA/SEM-Ansatz das Konzept "Reliabilität" eigentlich nichts verloren. Stattdessen ist der Messfehler eines items ein Fehlerterm, der alle weiteren Ursachen (zufällige und systematische)
mit beeinhaltet. Dies macht auch klar, dass dies kein feststehender Wert pro items ist - weil ,wenn man andere Ursachen mitmodellieren würde (=Doppelladungen), dann würd der Messfehler sinken.
Genau das liegt in Deinem Fall vor. Wenn du argumentiert, dass der Messfehler wegen der Item-Heterogenität hoch ist, dann unterstellst du ja, dass es viele systematische andere latente Variablen gibt,
die die item-Antwort beeinflussen. Im Modell (mit latenten Variablen) ist das kein Problem, solang die kausale Struktur aus Ladungen korrekt ist. Aber im Grunde ist das ansich nicht so toll, denn eine Messung, die zig Sachen misst, ist keine wirklcih so gute Messung (willst du, dass die Waage, auf die du dich ab und zu stellst, auch durch die Helligkeit im Raum beeinflusst wird?).
die bei dem zu erfassenden Konstrukt zu erwarten war ("Einstellung gegenüber Online-Therapie")
Warum führt ein Konstrukt zu Heterogenität seiner Messungen? Weil es multdimensional ist? Achtung, vor der "Konstrukt-Falle". Wenn es multdimensional ist, dann sollten die einzelnen Dimensionen selbst als latente Variablen mit 2-3 items modelliert werden und ein Ein-Faktor-Modell wird falsch sein.
Poste die items und du Definition des "Konstrukts" doch. Ich habe lange Erfahrungen mit EInstellungen aller Art - ganz naiv würde ich also annehmen, dass es das bewertende Urteil einer Person über die online-therapie ist. Zur Messung brauch ich ein einziges item: "Wie finden Sie online-Therapie" (sehr schlecht bis sehr gut).
Gruß
Holger