Ich habe jetzt bereits zweimal erfolglos versucht, ein Paper mit meinen Forschungsergebnissen bei namhaften Journalen (JPR, JAD) zu publizieren. Eine von den Reviewern geäußerte Kritik stellt dabei eines meiner beiden Maße für die Interozeptionsgenauigkeit dar. In der Studie geht es prinzipiell um die interozeptive Wahrnehmung von vegetativen Parametern wie Herzrate oder Atemfrequenz in Abhängigkeit von klinischen Störungsbildern wie Panikstörung und Depression.
Während das erste Maß in der Literatur berichtet wird (z.B. Bogaerts et al., 2005) und kaum Kontroversen bei den Reviewern auslöste (hier werden personenbezogene Pearson-Korrelationen zwischen den Biowerten zu verschiedenen Meßzeitpunkten und subjektiven Einschätzungen auf einer Numerischen Rating-Skala gerechnet), stellt das 2.Maß meinen Versuch dar, ein Problem meines Versuchsdesigns zu korrigieren.
Die Versuchspersonen hatten nämlich die Möglichkeit, bei empfundener Nichtveränderung ihrer Bioparameter identische Werte zu den verschiedenen Messzeitpunkten anzugeben. Die Vorlage für die Pearson-Korrelation sah dadurch beispielsweise so aus:
Heart rate vs. NRS (0-10)
67,5 vs. 5
64,3 vs. 5
84,5 vs. 5
70,2 vs. 5
Daraus lässt sich wegen der bei der Pearson-Korrelation inkludierten z-Transformation (würde Division durch 0 bedeuten) leider kein Assoziationsmaß berechnen. Dummerweise gab es relativ viele Versuchspersonen, die so empfunden haben (je nach Parameter 10-20%).
Ich hätte sie ja nun auch tatsächlich alle ausgeschlossen, wenn mir der Ausschluss nicht absolut sinnwidrig vorgekommen wäre.
Sagt es denn nicht auch etwas aus, wenn jemand keine Veränderung spürt? Ist eine Versuchsperson nicht wahrnehmungssensitiv, die bei sehr kleinen bioparametrischen Veränderungen keine Veränderung spürt und ist eine Versuchsperson nicht wahrnehmungsinsensitiv, die auch bei starken Veränderungen keine Abweichung spürt?
Um das Problem zu lösen, habe ich nun einen kleinen Trick angewendet.
Ich habe zuerst die Biowerte z-transformiert, also
Z1-Heart Rate
Z2-Heart Rate
Z3-Heart Rate
Z4-Heart Rate
Da ich die 4 identischen NRS-Werte nicht ebenfalls transformieren konnte, nahm ich den z-Wert der Herzrate #1 als z-Wert für alle vier NRS-Werte. Damit stand jetzt
Z1-Heart Rate vs. Z1-Heart Rate
Z2-Heart Rate vs. Z1-Heart Rate
Z3-Heart Rate vs. Z1-Heart Rate
Z4-Heart Rate vs. Z1-Heart Rate
Ich rechnete nun ABS (z1-z1) + ABS (z2-z1) + ABS (z3-z1) + ABS (z4-z1) und bezeichnete den entstehenden Summenwert als z', mein zweites Interozeptionsmaß. Eine mathematisch etwas beschlagenere Kollegin meint, dass sie sich bis hierhin vielleicht noch darauf einlassen könne, dass aber mein weiteres Vorgehen inakzeptabel sei, weil ich für die Versuchspersonen, deren z-Werte berechenbar waren, dies dann auch getan habe, also
Z1-Heart Rate vs. Z1-NRS
Z2-Heart Rate vs. Z2-NRS
Z3-Heart Rate vs. Z3-NRS
Z4-Heart Rate vs. Z4-NRS
und dann wieder die oben stehende Formel anwendete. Das könne ich nicht machen, weil ich damit nicht alle meine Versuchspersonen mathematisch gleich behandele. Die einen bekämen reguläre z-Werte zugeordnet, die anderen gefakete Ersatz-z-Werte. Interessanterweise hat das die Reviewer gar nicht gestört. Allerdings wollte einer Belege für ein solches Vorgehen in der Literatur genannt bekommen (gibt es nicht), einer wollte, dass ich die Klammerinhalte vor der Addition quadriere, einer wollte auch, dass ich meine Pearson-Korrelation-Werte noch einmal z-transformiere, sprich, jeder wollte was anderes.
Jetzt würde ich gerne die Experten des Forums um Hilfe bitten: Wenn mein geschildertes Vorgehen nicht zulässig ist, sehen sie eine zulässige mathematische Alternative? Ich würde es wirklich zu schätzen wissen, wenn ich die Versuchspersonen mit in die Ergebnisberechnung einschließen könnte, die auf der NRS-Skala keinen Unterschied erspürt hatten.
Ich hoffe, dass jemand etwas mit meinem Erklärungsversuch anfangen kann, bin auch gerne bereit, mich bei Bedarf noch detaillierter zu äußern. Vielen Dank im voraus!