Problem: Signifikanztest bei Stichprobe ohne Zufallsauswahl

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Problem: Signifikanztest bei Stichprobe ohne Zufallsauswahl

Beitragvon Nilufer » Mo 4. Aug 2014, 21:45

Hallo,

ich bin neu hier und hoffe ein paar Meinungen zu meinem Problem zu finden. Es geht um folgendes: Ich habe eine Online-Befragung durchgeführt, die die Teilnehmer über einen Link erreichen konnten, der auf einer öffentlichen Plattform platziert war. Ich kann also nichts über die Grundgesamheit sagen und nicht von einer Stichprobe sprechen, die auf einer Zufallsauswahl basiert. Mir ist bekannt, dass ich hier eigentlich keine Signifikanztests durchführen darf, habe es aber gemacht. Laut Aussage meines Profs ist dies nur dann zulässig (es handelt sich um eine Abschlussarbeit), wenn ich hierfür eine gute Begründung habe, die ich in meiner Abschlussarbeit ausführe. Er sprach von "Stichprobenfehler" und das es Formulierungen gäbe, nach denen ich die Durchführung der Tests dennoch begründen könnte. An dieser Stelle beginnt das Problem, da mir das nötige Wissen fehlt solche Begründungen zu formulieren.
Habt ihr eine Idee? Ich habe wirklich nur Basis-Wissen und hoffe, dass mir hier der eine oder andere behilflich sein kann.

Liebe Grüße
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Re: Problem: Signifikanztest bei Stichprobe ohne Zufallsausw

Beitragvon PonderStibbons » Di 5. Aug 2014, 00:20

Mir ist bekannt, dass ich hier eigentlich keine Signifikanztests durchführen darf,

Und wieso nicht?

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Problem: Signifikanztest bei Stichprobe ohne Zufallsausw

Beitragvon Nilufer » Di 5. Aug 2014, 09:55

MIr wurde gesagt (das hatte ich auch gelesen), dass zb Chi²-Test nur bei einer echten (unabhängigen) Zufallsstichprobe durchgeführt werden dürfen, da diese repräsentativ für die Grundgesamheit seien. Es hieß, das SIgnifikansmaß prüft die Wahrscheinlichkeit ob Zusammenhänge nur zufällig sind. Das Ergebnis ließe dann auch auf diese Zusammenhänge in der GG schließen, was bei mir ja nciht der Fall wäre...

LG
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Re: Problem: Signifikanztest bei Stichprobe ohne Zufallsausw

Beitragvon Lukki » Di 5. Aug 2014, 12:48

Generell ist wie du schon richtig gesagt hast die Online-Umfrage an sich das Problem. Selbstselektion verhindert eine Zufallsstichprobe. Du hättest die Selektion leiten müssen, z.B. durch zufällige Auswahl anhand einer Telefonbuchliste o.ä. Der Zug ist allerdings denke ich mal bereits abgefahren.

Nun hast du nur eine Teilstichprobe, da du nicht aus der Grundgesamtheit gezogen hast. Was du meiner Meinung nach machen könntest, ist dich mit a posteriori Verfahren, wie dem Vergeben von Gewichtungsmaßen basierend auf einer festen Größe, z.B. dem Altersverhältnis der Deutschen, zu beschäftigen. Da hört aber mein Wissen auf, ich habe eher mit ökologischer Statistik zu tun.


hoffe das hat dir geholfen & beste Grüße,
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Re: Problem: Signifikanztest bei Stichprobe ohne Zufallsausw

Beitragvon Nilufer » Di 5. Aug 2014, 14:04

Danke für deinen Tipp Lukki.

Ich kann im Nachhinein nichts mehr ändern. Die Befragung richtete sich an Studierende einer bestimmten Hochschule und der Link zur Befragung wurde auf den (Online-)Plattformen aller Fachbereiche dieser Hochschule platziert. Zur Grundgesamheit (also alle Studierende dieser Hochschule) kann ich sagen, wieviele Studierende in dem Semester, in dem die Umfrage statt fand, immatrikuliert waren. Ich kann allerdings nicht sagen, ob jeder die Plattform seines Fachbereichs besucht und den Link zur Umfrage gesehen hat. Auch kann ich nicht nachvollziehen, ob die Studierenden von sich aus teilgenommen haben oder der eine dem anderen von der Umfrage erzählt hat und ihn aufgefordert hat teilzunehmen (Schneeballprinzip). Zudem hätte eine Person mehrfach teilnehmen können. Ich weiß, das ist alles ungut. Besser wäre es gewesen, allen Studierenden eine Email zu schreiben und personalisierte Links zu verschicken. Das war aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich. Dennoch wollte ich wissen, wie die Studierenden dieser Hochschule zu der Leitfrage meiner Arbeit stehen und ob sich bei ihnen ähnliche Tendenzen zeigen, wie bei Studierenden aus Deutschland. Ich habe die Ergebnisse meiner Umfrage mit denen anderer Studien verglichen, die sich auf Angaben Studierender in Deutschland beziehen.

Ich werde das, was du angemerkt hast Lukki, mal googeln. Merci!
Nilufer
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Re: Problem: Signifikanztest bei Stichprobe ohne Zufallsausw

Beitragvon Lukki » Di 5. Aug 2014, 15:19

Okay, klingt doch schon mal ganz gut.

Zum einen weißt du wie viel deine Gesamtheit ausmacht bzw. wie diese verteilt ist, sprich du kannst auch Verhältnisse angeben (in der Gesamtheit sind 50 Jurastudenten und 10 Bwl Studenten --> hast du gleich viel Stimmen Jura und BWL ist es sinnvoll die Jurastudenten stärker zu gewichten, aber wie gesagt, da bin ich nicht 100% firm auf dem Gebiet) und damit die a posteriori Methoden anwenden. Zum Beispiel eine Gewichtung nach zugehöriger Fakultät erscheint mir sinnvoll. Hast du Studiengang usw. in deiner Umfrage mit aufgenommen?

Zum anderen vergleichst du es mit bestehenden Studien. Interessant wäre denke ich mal sich anzuschauen, wie diese Studien mit dem Problem umgegangen sind. Personifizierte Links sind in der Tat die bessere Lösung, allerdings würde ich bei einer Begründung genau die Gründe, die dagegen gesprochen haben, in dem Fall das Datenschutzrecht, nennen. Ich finde das eine sehr gute Begründung! Letztendlich hast du diese Probleme immer mit "ausgelegten" Stichproben, bei dem du keine Kontrolle darüber hast, wer das beantwortet (und trotz in dem Fall IP Sperre wie oft).

auf jedenfall nicht verzagen und gegebenenfalls mit den Einschränkungen durch eine nicht zufällige Befragung leben ;)

lg Lukki
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Re: Problem: Signifikanztest bei Stichprobe ohne Zufallsausw

Beitragvon PonderStibbons » Di 5. Aug 2014, 15:48

dass zb Chi²-Test nur bei einer echten (unabhängigen) Zufallsstichprobe durchgeführt werden dürfen, da diese repräsentativ für die Grundgesamheit seien.

Da werden 2 unterschiedliche Gegenstände vermischt.
a) ist die Durchführung des Tests sachgerecht möglich, ohne fehlerhafte Ergebnisse
zu produzieren
b) auf welche Grundgesamtheit können die Ergebnisse generalisiert werden.

a) Praktisch hat man es niemals mit Zufallsauswahlen aus definierten Grundgesamtheiten
zu tun, dennoch wird damit munter gerechnet (sonst könnte man - ein Beispiel von
uzähligen - jegliche Pharmastudie in die Tonne kloppen, da natürlich niemals
eine Zufallstichprobe aus einer definierten Patientenpopulation gezogen werden
kann). Wichtig ist es, Abhängigekiten zwischen den Beobachtungen zu erkennen
und gegebenenfals zu berücksichigen (Beispiele: wenn man in einem Schulversuch
schulklassenweise Daten erhebt, oder wenn dieselben Personen mehrfach getestet
werden).

b) Das ist ein Thema für sich, verhindert aber nicht die Testdurchführung.

LG

wtf


Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Problem: Signifikanztest bei Stichprobe ohne Zufallsausw

Beitragvon Nilufer » Di 5. Aug 2014, 16:40

Vielen Dank, ihr habt mich jetzt etwas beruhigt Lukki und Ponderstibbons!
Ich werde eure Anmerkungen aufnehmen.

Nach den Studiengängen habe ich übrigens gefragt. Ich werde mir die Sache mit der Gewichtung genauer anschauen.
Andere Studien habe ihre Daten nicht über eine Online-Befragung erhoben...daher kann ich mir, was die Methodik bzw die Argumente angeht, leider nichts von ihnen "abgucken".

Liebe Grüße,

Nilufer
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