Signifikanz bei fehlenden Werten

Signifikanz bei fehlenden Werten

Beitragvon monaconinja » Mi 20. Aug 2014, 14:25

Hola Freunde,

Bachelorarbeit: Inhaltsanalyse der Berichterstattung über das Coming Out von Thomas Hitzlsperger.
Folgende Frage. Ich habe 144 Artikel analysiert auf zwei Ebenen. Die zweite Ebene ist die Aussagenebene, das heißt ich habe sämtliche Einzelaussagen codiert, die wenigstens eine meiner Kategorien ansprechen. (z.B. Bewertung des Coming Outs, Bewertung der Toleranz im Fußball...)
Ich habe insgesamt 342 Aussagen. Natürlich deckt nicht jede Aussage alle Kategorie ab. Ich habe auch die sexuelle Orientierung für jeden Aussagenträger (sofern möglich) festgehalten. Jetzt will ich zum Beispiel den Zusammenhang zwischen der "sexuellen Orientierung" und der "Bewertung der Toleranz im Fußball" messen. Folgende Häufigkeiten: 107 "nicht tolerant , 12 "tolerant", 223 "keine Aussage".
In SPSS will ich das jetzt mit Kreuztabellen und Chi-Quadrat-Test machen, so weit so gut.
Ist es jetzt theoretisch noch möglich, die Werte, die bei der "Bewertung der Toleranz" unter "keine Aussage" fallen als fehlende Werte anzugeben, sodass ich nur noch 119 Fälle habe, oder verfälscht das dann alles? vermutlich schon, vermutlich eine blöde Frage...keine Ahnung grad. :shock:

Danke für eure Hilfe!

edit: wenn ich die werte mit "keine aussage" weglasse und nur mit den 119 fällen die kreuztablle erstelle, hat keine zelle die erwartete anzahl von weniger als 0, wenn ich alle einbeziehe sinds 3 (25%)
monaconinja
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Re: Signifikanz bei fehlenden Werten

Beitragvon PonderStibbons » Mi 20. Aug 2014, 15:41

Unter dem Vorbehalt, dass ich nicht weiß, ob ich das Design richtig
verstanden habe:

Wenn Du den Zusammenhang zwischen sexueller Orientierung eines Autors
(homosexuell, heterosexuell, unbekannt) und Bewertung der Toleranz
(tolerant, nicht tolerant, unbekannt) analysieren willst, könntest Du
"unbekannte Bewertung" auf jeden Fall weglassen und eine 3 x 2 und
zusätzlich eine 2 x 2 Kreuztabelle (Weglassen von "unbekannte sexuelle
Orientierung") erstellen. Rechnen kannst Du beides mit exakten Tests,
falls zu viele Zellen einen Erwartungswert < 5 haben.

Allerdings wird es doch wohl so sein, dass mehrere Aussagen aus demselben
Text bzw. mehrere Aussagen vom selben Autor stammen? In dem Fall hast
Du keine unabhängigen Beobachtungen. Wenn mehrere Aussagen mit
"Bewertung sexueller Toleranz" vom selben Text(~autor) stammen,
hast Du keine unabhängigen Beobachtungen und kannst nicht einfach
"Aussage" als Fall (subject) nehmen, sondern solltest den Aussagenden
(der 1 bis k "Bewertungen sexueller Toleranz" verfasst hat) als Fall
nehmen, dann geht auch eine einfach Kreuztabelle mit Chi² nicht mehr.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Signifikanz bei fehlenden Werten

Beitragvon monaconinja » Do 21. Aug 2014, 11:46

Hey, danke für die Antwort.

Da habe ich jetzt gar nicht dran gedacht. Aussagenträger sind zum Beispiel auch Trainer und Funktionäre. Natürlich werden diese in mehreren Artikeln zitiert, in fast allen Fällen mit der gleichen Aussage. Meist sogar mit wörtlicher, zumindest aber inhaltlicher Übereinstimmung. Soll ich also vorher Aussagen der gleichen Leute zusammenfassen und dann erst auswerten? Zum Beispiel sagt Theo Zwanziger (ehemaliger DFB Präsident), dass der Fußball intolerant sei. In den 342 Aussagen, kommt er 10mal vor. Er ist mit "heterosexuell" und seine Bewertung mit "intolerant" codiert. Ich würde dann jetzt alle Aussagen vom gleichen Aussagenträger zusammenfassen und neu auswerten, um ein Ergebnis bezogen auf alle Artikel bzw. Aussagen zu bekommen. Wenn ich das auch noch auf die acht verschiedenen Medien (spiegel, bild, FAZ,...) beziehen will, kommt nochmal ganz was anderes auf mich zu :roll:

grüße
monaconinja
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Re: Signifikanz bei fehlenden Werten

Beitragvon bele » Mi 27. Aug 2014, 12:04

Hallo monaconinja,

das ist ein wenig eine Frage Deines Denkmodells. Wenn es Dir wirklich um die Autoren geht (was denken Menschen, deren Meinung publiziert wird), dann darfst Du natürlich keinen Autor doppelt nehmen. Wenn Du aber glaubst, dass die eigentlich entscheidenden die Redakteure sind (welche Meinungen drucken die Zeitschriften entsprechend ihrer eigenen Ausrichtung ab), dann darfst Du die Zeitschriften nicht doppelt nehmen und wenn Deine Fragestellung auf die Zahl der publizierten Zitate abzielt (Vorstellung: Der Leser deutscher Zeitschriften bildet sich sein Urteil in Abhängigkeit davon, wie oft er tolerante oder nicht tolerante Zitate liest, egal, ob es immer dieselben oder verschiedene sind), dann musst Du wieder anders heran gehen. Du musst Dich also sehr konkret fragen, was _genau_ die zugrundeliegende Theorie ist, welche Annahmen Du zu treffen bereit bist und danach das Vorgehen festlegen. Das heißt durchaus nicht, dass die Wahl der Waffen beliebig wäre: Wenn Du mit falschen Vorstellungen die Fragestellung formulierst, dann ist das Ergebnis Deiner Statistik auch nichts Wert. Erst wenn Du das im Kopf klar hast, mach Dir danach Gedanken über die Wahl des Testverfahrens.

LG,
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