Welcher Test: Chi-Quadrat oder Kruskal-Wallis?

Welcher Test: Chi-Quadrat oder Kruskal-Wallis?

Beitragvon MarieK » Mi 29. Okt 2014, 04:18

Hallo zusammen,

ich habe mich gerade frisch regristiert, weil ich mir den Kopf über die richtige Testauswahl bei meiner Masterarbeit zerbreche.

Und zwar hab ich zwei verschiedene Ansichten im Internet, Büchern etc. gelesen:

Der Chi²-Unterschiedstest ist nur zum Vergleich von zwei nominalen Variablen
ODER
Der Chi²-Test ist zum Vergleich von zwei kategorialen Variablen (nominal & ordinal mit wenig Ausprägungen)

Was ist denn nun richtig?!?!?

Zur Verdeutlichung noch ein Beispiel meiner Variablen

Meine UV ist die Diagnosegruppe:
"1" keine Störung
"2" Angst + depressive Komorbidität
"3" nur Angst

Meine AV sind verschiede Misshandlungsmerkmale, z.B.
"1" nicht misshandelt
"2" einmal misshandelt
"3" mehrmals misshandelt

Meine Betreuer hatte dazu mal eine Chi²-Kreuztabelle zur Ergebnisdarstellung vorgestellt. Daraufhin bin ich später auf den Dampfer gekommen, ob ich nicht lieber einen Kruskal-Wallis-Test rechne, weil ich die AV als ordinal skaliert empfinde.
Nun hab ich aber des Öfteren den Kruskal-Wallis-Test primär im Zusammenhang bei Voraussetzungsverletzungen einer ANOVA als Ausweichtest gelesen. Und wiederum in einer anderen Quelle gelesen, dass der Chi²-Test nicht nur zwei nominale Variablen prüfen kann, sondern kategoriale (nominal und ordinal).

Ich werde wahnsinnig! Wer kennt sich aus??

Freue mich über jede Antwort!! :)
MarieK
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Re: Welcher Test: Chi-Quadrat oder Kruskal-Wallis?

Beitragvon strukturmarionette » Mi 29. Okt 2014, 09:20

Hi,

Und zwar hab ich zwei verschiedene Ansichten im Internet, Büchern etc. gelesen:


Der Chi²-Unterschiedstest ist nur zum Vergleich von zwei nominalen Variablen


Dieser Unterschiedstest existiert so gar nicht. Seltsam sind derartige Quellen.

Es ist aber korrekt, dass Kreuztabellen (mit ihren unterschiedlichen Varianten) für die deskriptive Darstellung der gemeinsamen Verteilung geignet sind.
Wenn Du Deine (bzw. Eure) Auffassung über die Skalenniveaus der UV und AV einschließlich der Stichrobenumfänge mitteilst, könnte man an dieser Stelle eher Empfehlungen für geignete Modelle mitteilen.

Gruß
S.
strukturmarionette
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Re: Welcher Test: Chi-Quadrat oder Kruskal-Wallis?

Beitragvon MarieK » Mi 29. Okt 2014, 13:07

Hallo S.,

vielen Dank für deine Antwort!

Hupps, da war ein Tippfehler in meinem Text: ich meine den Chi-Quadrat-Unabhängigkeitstest!

Hier meine Ansichten zu den SKALENNIVEAU'S:
UV (Diagnose 1, Diagnose, 2, Diagnose 3) --> nominal

bei AV's zu Misshandlung wie..
Chronizität = Misshandlung über Entwicklungsperioden ("0" nicht misshandelt, "1" nicht chronisch misshandelt, "2" chronisch misshandelt)
Häufigkeit = innerhalb einer einzigen Entwicklungsperiode ("1"einmalig misshandelt, "2" unter 50% der Zeit einer Entwicklungsperiode; "3" über 50% der Zeit einer 1Entwicklungsperiode) --> P.s.: die Info wurde auch in dieser Kategorisierung erfragt, ich kann also keine metrische Variable im Sinne von 0-100% daraus machen.
oder einer Mischung aus Chronizität x Häufigkeit daraus: "0" gar nicht misshandelt, "1" einmalig, "2"mehrmalig

...handelt es sich meines Erachtens überall um ein ordinales Skalenniveau, da eine gewisse Ordnung im Sinne von "mehr oder weniger als" impliziert wird.

Nun zu den Stichprobenumfängen:

ich hoffe, ich kann mich verständlich ausdrücken:
Ich untersuche insgesamt 183 Kinder, die mithilfe eines Interviews in 3 Diagnosegruppen eingeteilt werden:
Angst+Depression, n=46;
nur Angst, n=70;
keine psychische Störung, n=67

--> ich soll untersuchen wie sich diese drei Gruppen auf verschiedenen Merkmalen von Misshandlung (AV) unterscheiden. (soll keine Regressionen o.ä. berechnen, sondern eben Gruppenunterschiede)

In den 3 Diagnosegruppen gibt es Kinder, die misshandelt wurden und Kinder die nicht misshandelt wurden.
Angst+Depression, n=46; --> misshandelt: n=15 (33%)
nur Angst, n=70; --> misshandelt: n=14 (20%)
keine psychische Störung, n=67 ---> misshandelt n=6 (9%)

Im Hinblick dieser AV's zu zeitlichen Merkmalen von Misshandlung, soll ich zuerst alle Kinder der drei Diagnosegruppen (46,70,67) vergleichen:
Beispiel AV Mischung Chronizität x Entwicklungsperiode: "0" gar nicht misshandelt, "1"einmal, "2"mehrmals

und danach nochmal im Detail nur diejenigen misshandelten aus den dren Diagnosegruppen (15,14,6)
Beispiel AV Mischung Chronizität x Entwicklungsperiode: "1" einmal, "2" mehrmals

Die Gruppengrößen (15,14,6) sind sehr klein und ich soll in meiner Diskussion einfach einschränkend auf dieses Problem verweisen (z.T. rutschen sie unter die 5% der n<5 Marke des Chi²-Tests).

Ich frage mich nun, ob Chi²-Tests prinizipiell in Ordnung sind oder ob ich Kruskal-Wallis-Tests rechnen muss.

Vielen Dank und liebe Grüße!
MarieK
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Re: Welcher Test: Chi-Quadrat oder Kruskal-Wallis?

Beitragvon PonderStibbons » Mi 29. Okt 2014, 15:27

Ich frage mich nun, ob Chi²-Tests prinizipiell in Ordnung sind oder ob ich Kruskal-Wallis-Tests rechnen muss.

Der Chi² behandelt die ordinalen Daten als kategoriale,
was ein Informationsverlust ist. Kruskal-Wallis wäre
näherliegend.

Zudem gibt es damit keine Probleme mit erwarteten
Zellbesetzungen.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Welcher Test: Chi-Quadrat oder Kruskal-Wallis?

Beitragvon MarieK » Mi 29. Okt 2014, 15:50

Hallo P.,

vielen Dank für deine Antwort!
MarieK
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