Oh nein, jetzt habe ich solange über einer Antwort gesessen, dass mich das System ausgeloggt hat und mein Text futsch ist.
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In aller Kürze: Ich kenne die Literatur zum Thema. Die Verwendung von VAS-Skalen findet tatsächlich nicht so häufig statt, wenn, wird 1.) versucht, die Skalen vorher zu "eichen", indem die VPn in ihrer Verwendung der VAS-Skala geschult werden: Sie stellen über die Rückmeldung durch das Biofeedbacksystem einen minimalen Wert her, prägen sich diesen ein, versuchen ihn wieder allein herzustellen, sie stellen einen maximal hohen Wert her, prägen sich das entsprechende Körpergefühl ein, stellen den Wert selbst wieder her. Dann erst beginnt der eigentliche Versuchsablauf. 2.) Es wird mit Gruppenvergleichen gearbeitet, ohne dass die individuelle Wahrnehmungsleistung des Einzelprobanden von Interesse ist. Die physiologischen Veränderungen je Gruppe werden mit den zugehörigen VAS-Einschätzungen verglichen. Man berechnet, wer näher dran ist.
Hier wird also versucht, möglichst an die Biofeedbackversuche der 60er und 70er Jahre anzuschließen, in denen man versuchte, ein Maß für die "Interozeptionsgenauigkeit" zu finden. Damals waren es meist Versuchsanordnungen, in denen die Probanden die Zahl ihrer Herzschläge mit Hilfe eines Tasters mitprotokollierten. Das Differenzmaß zwischen der tatsächlichen Herzrate und den geschätzen Herzraten war das Maß für die Interozeptionsgenauigkeit.
Aus verschiedenen Gründen wollte ich diese Art Versuch nicht wiederholen, mir sollte es mehr um die relativen Veränderungen bei den Versuchspersonen gehen: Diese starten mit der Instruktion, dass sie, wenn es ihnen schwerfällt, an der Feuchte ihrer Handinnenflächen einen Unterschied zu sonst zu bemerken, auf der VAS-Skala mit einem mittleren Wert beginnen können. Entscheidend ist, ob sie, ausgehend von diesem Wert, während des Versuchsablaufs passierende Veränderungen nach oben oder unten korrekt spüren und auf der VAS-Skala einordnen können. Vielleicht wäre "Wahrnehmungssensibilität" oder "-reagibilität" ein besserer Wort als "Güte", ich weiß es nicht. Die in der Literatur gebrauchten Begriffe sind sehr vielfältig und sich widersprechend.
Ausgangspunkt der ganzen Sache ist übrigens die sehr uneinheitliche Forschungslage zur Interozeption. So gibt es Studien, die Angstpatienten eine größere Wahrnehmungskompetenz als KG-Probanden zubilligen, es gibt Studien, die keine Unterschiede finden und es gibt auch Studien, die bei der Kontrollgruppe eine größere Wahrnehmungsgenauigkeit feststellen.
Das liegt sicher unter anderem an der unterschiedlichen Operationalisierung von Interozeptiver Wahrnehmungskompetenz. Wenn es tatsächlich (im Stil der 60er und 70er) um Genauigkeit geht, schneiden die Angstpatienten schlecht ab, da sie eher zum Überschätzen neigen, wenn allerdings eher gemessen wird, wie schnell und intensiv sie auf kleine Veränderungen reagieren bzw. diese spüren, haben sie hohe Werte.
Mein Ansatz ist dennoch wieder ein anderer: Ich habe in der klinischen Biofeedbackarbeit mit Angstpatienten die Erfahrung gemacht, dass zwar die meisten dem auch im Margrafschen Modell postulierten "Sensitizing" unterliegen, dass heißt, sehr hellhörig auf kleine Veränderungen reagieren, dass es aber auch eine nicht geringe Zahl gibt, die ganz im Gegenteil sehr unsensibel für Veränderungen sind. Diese entwickeln ihre Angstattacken nicht, weil sie bereits sehr kleine Innenreize spüren und sich dann hineinsteigern, sondern diese spüren sehr lange nichts und reagieren erst bei Erreichen einer kritischen Grenze mit einem Angstanfall (ballistic perception model). Dies ist kaum untersucht, aber nicht ohne Bedeutung für die Klinik, weil hier die klassische Desensibilisierung durch eine Sensibilisierung ersetzt werden müsste.
Meine AV sollte mir nun erlauben, die Sensitivität für die Aufs und Abs der Körperfunktionen zu erfassen, dabei wird nicht nur die oft zitierte Hautleitfähigkeit untersucht, sondern auch Herzfrequenz, Pulsamplitude, Fingertemperatur, Muskuläre Verspannung im Nacken, Atemfrequenz und Atemamplitude.
Ich hoffe, dass man aus meinen Ausführungen jetzt etwas schlauer wird, werde aber natürlich auch weiter versuchen, mich verständlich zu machen.
Bei Bedarf kann ich meine Syntax-Programme in den Anhang geben, die z.B. Versuche darstellen, dass des Korrelationskoeffizienten ein Differenzmaß zu berechnen, dass auch in meinen Problemfällen funktioniert.