Ordinal skalierte Variablen in Intervall skalierte transform

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Ordinal skalierte Variablen in Intervall skalierte transform

Beitragvon Grun » Sa 3. Jan 2015, 23:45

Hallo erstmal,

habe eine relativ grundlegende Frage bei den Skalenniveaus.

Bitte auch Soziologen und verwandte Wissenschaftler anschauen, auch wenn ich hier Pflanzenbeispiele habe, habe ich die Methode aus einer Soziologie-Statistik Vorlesung

Zunächst mal zum Datensatz:
Ich habe ca. 600 Flächen, auf diesen befindet sich eine Pflanzenart, welche durch Parasiten in drei Stufen des Befalls eingestellt werden kann:
Stufe 0: kein Befall
Stufe 1: weniger als 50% der Pflanze befallen und
Stufe 2: mehr als 50% der Pflanze befallen
In meinem Programm (SPSS) ist der Code dafür:
Stufe 0: 1
Stufe 1: 2
Stufe 2: 3

gut, im nächsten Schritt bestimme ich, wieviel % der Pflanzen in jedem Quadrat zu den entsprechenden Stufen gehören:

Flächenanteil 1: 0-25% gehören zur Kategorie
Flächenanteil 2: 25-50% gehören zur Kategorie
Flächenanteil 3: 50-75% gehören zur Kategorie
Flächenanteil 4: über 75% gehören zur Kategorie
SPSS Code:
Flächenanteil 1: 1
Flächenanteil 2: 2
Flächenanteil 3: 3
Flächenanteil 4: 4

als Beispiel: im ersten Quadrat gehören sind 25% der Pflanzen als Stufe 1, 50% als Stufe 2 und 25% als Stufe 3 eingestuft.

Ok, jetzt habe ich für die Berechnung noch eine Gewichtung eingebaut:
Stufe 1 wird 1x gewichtet,
Stufe 2 wird 2x gewichtet und
Stufe 3 wird 3x gewichtet.
Dies ist notwendig, damit ich einen Gesamteindruck des Zustandes der Pflanzen im Quadrat erhalte.

Diesen Gesamteindruck berechne ich mit den Codes wie folgt für das Beispiel: im ersten Quadrat gehören sind 25% (Code 1) der Pflanzen als Stufe 1 (Code 1), 50% (Code 2) als Stufe 2 (Code 2) und 25% (Code 1) als Stufe 3 (Code 3) eingestuft:

Berechnung:

Summe (Code der Stufe * Code der Fläche * Gewichtung) / (Code der Fläche * Gewichtung)

also für das Beispiel:

((1x1x1)+(2x2x2)+(1x3x3)) / (1x1)+(2x2)+(1x3)
= 2.25


So, und jetzt zur eigentlichen Frage:
nachdem ich nun rumgerechnet habe, kann ich ja eine große Bandbreite an Ergebnissen erreichen.
Ich bin der Meinung, dass ich in einer Vorlesung zur Statistik in Soziologie mal gehört habe, dass in Fragebogen gerne in einer solchen Weise Ordinale Daten in intervalle umgewandelt werden, um darauf statistische Tests anzuwenden.

Weiß jemand, ob ich das richtig in Erinnerung habe (wenn ja evtl eine Quelle) oder ob da ein grober Fehler im Gedankengang steckt?


Grüße
Grun
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 2
Registriert: Sa 3. Jan 2015, 23:14
Danke gegeben: 0
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: Ordinal skalierte Variablen in Intervall skalierte trans

Beitragvon bele » So 4. Jan 2015, 19:06

Hallo Grun,

ich habe Deine Rechnung noch nicht ganz verstanden. So bezieht sich die Gewichtung dochimmer auf eine "Stufe"und nicht auf einen Flächenanteil, trotzdem wird im Nenner die Gewichtung mit dem Flächenanteil multipliziert. Aber ich glaube, es ist auch nicht wichtig, ob ich diese Rechnung vollständig nachvollziehen kann. An der Stelle, wo Du Deine Stufen-Skala und Deine Flächenskala miteinander multiplizierst, unterstellst Du bereits ein metrisches oder quasi-metrisches Skalenniveau. Diese Annahme triffst Du also schon viel früher und sie hat nichts damit zu tun, ob viele verschiedene Werte möglich sind.

Vielleicht ist das gar nicht mal so falsch, weil man Deine Codes durchaus als eine grobe Form von Rundung ansehen könnte - das musst Du mit Dir und Deinem botanischen Sachverstand ausmachen.

Richtig ist, dass man in der Klassischen Testtheorie mit Itemausprägungen die ordinal sind unter bestimmten Bedingungen rechnet, als ob sie metrisch wären. Es handelt sich hierbei um sogenannte Likert-Skalen und es gibt ein recht umfangreiches Theoriegebäude dazu, wann man solche Skalen bilden darf. Trotzdem ist es mathematisch nicht korrekt und Du wirst den habituellen Missbrauch in einem Fach nicht auf ein anderes übertragen können. Es gibt sehr umfängliche und sperrige Methoden, Fragebögen tatsächlich unter gewissen Bedingungen metrisch behandeln zu können (Item Response Theorie) und man hat die Erfahrung gesammelt, dass die Ergebnisse oft gar nicht so weit von Tests der klassischen Testtheorie weg liegen. Das gibt der klassischen Testtheorie eine gewisse Berechtigung, die nicht automatisch auf die Botanik übertragbar ist.

Wenn Du den Gedanken dennoch verfolgen willst, dann google nach "quasi-metrisch" und nach "Likert-Skala" und "Klassische Testtheorie".

LG,
Bernhard
----
`Oh, you can't help that,' said the Cat: `we're all mad here. I'm mad. You're mad.'
`How do you know I'm mad?' said Alice.
`You must be,' said the Cat, `or you wouldn't have come here.'
(Lewis Carol, Alice in Wonderland)
bele
Schlaflos in Seattle
Schlaflos in Seattle
 
Beiträge: 5928
Registriert: Do 2. Jun 2011, 23:16
Danke gegeben: 16
Danke bekommen: 1403 mal in 1389 Posts

Re: Ordinal skalierte Variablen in Intervall skalierte trans

Beitragvon strukturmarionette » So 4. Jan 2015, 20:49

Hi,

Wenn Du den Gedanken dennoch verfolgen willst, dann google nach "quasi-metrisch" und nach "Likert-Skala" und "Klassische Testtheorie".


Manch einer oder manch eine orientiert sich noch hier:

bucher-mehr-f33/

Gruß
S.
strukturmarionette
Schlaflos in Seattle
Schlaflos in Seattle
 
Beiträge: 4356
Registriert: Fr 17. Jun 2011, 22:15
Danke gegeben: 32
Danke bekommen: 587 mal in 584 Posts

Re: Ordinal skalierte Variablen in Intervall skalierte trans

Beitragvon Grun » Mi 7. Jan 2015, 11:36

Vielen Dank,
das hat mir sehr weiter geholfen!

Grüßße
Grun
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 2
Registriert: Sa 3. Jan 2015, 23:14
Danke gegeben: 0
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post


Zurück zu Allgemeine Fragen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

cron