Neues Buch über SEM (Schleichwerbung)

Neues Buch über SEM (Schleichwerbung)

Beitragvon Holgonaut » Di 16. Dez 2014, 23:22

Liebe Leute,

erlaubt mir etwas Schleichwerbung (immerhin verdien ich daran nix :) ): Mein Buch über SEM ist endlich draußen.
http://www.amazon.de/Lineare-Strukturgl ... etz+linear

In das Buch sind viele Erfahrungen, die ich als Moderator in dieser Foren-Kategorie sammeln konnte, eingeflossen. Ich habe dabei immer wieder die
Erfahrung gemacht, dass genau die praktischen Probleme und fehlerhaften Vorgehensweisen in gängigen Büchern nicht behandelt werden und speziell
diesen sehr viel Platz gewidmet. Dies sind z.B.

(1) die "innere Mechanik" von Modellen - d.h. wie ist der Zusammenhang zwischen einer Modellstruktur und empirischen Daten (=Kovarianzen). Immerhin
ist die Passung von Struktur und Daten genau das was getestet wird und bei vielen Leuten zu Problemen führt.
Hierbei diskutierte ich die essentiellen "Pfadregeln" (path tracing rules), die einem auf ganz leichte Art klarmachen, welche Kovarianzen aus einem Modell folgen.
Daneben diskutiere ich Pearls d-separation-Konzept, dass in der SEM-Literatur noch nahezu unbekannt ist und das Verständnis der Implikationen eines Modelle unglaublich
erweitern kann.

(2) das Verhältnis/der Unterschied zwischen theoretischen Konstrukten und (latenten) Variablen in Modellen. Dies ist m.E. nach das größte Problem bei Newbies.
Ein Konstrukt ist keine latente Variable - sondern erst mal nur ein Begriff. Dieser Begriff bezieht sich in irgendeiner Form auf in der Realität vorliegende Phänomene, die als Variable konzeptualisierbar sind. Dabei kann ein Konstrukt mehrere solcher Variablen beinhalten oder nur eine. Ein zentraler Aspekt der Theoriearbeit bedeutet daher, sich selbst klarzumachen, was genau man unter dem Konstrukt *in Termini* von existierenden Variablen versteht.

(3) der Umgang mit nicht-fittenden Modellen. Leser/innen meiner Beiträge wissen, dass ich für einen Test von Modellen mit dem Chi-Quadrat-Test bin. Dieser Test wird geanu erklärt - sowie mögliche Gründe für die seltsame und fast schon pathologische Verleugnung nicht fittender Modelle. Als ein Grund für diese Abwehrhaltung diskutiere ich die - mit vielen von Euch und anderen Studies - gemachte Erfahrung, dass die meisten schlicht nicht wissen, wie sie mit einem nicht-fittenden Modell umgehen sollen.
Ich hab ein ganzes Kapitel zu diesem Thema - d.h. woran erkenn ich welche möglichen Ursachen und was kann ich tun.

(4) das Thema Endogenität, das letztlich alle Gefahren einer kausalen Interpretation von Modellergebnissen zusammenfasst und Möglichkeiten, mit Hilfe von "Instrumentalvariablen" die kausale Evidenz des eigenen Modells deutlich zu erhöhen.

(5) Zum Schluss diskutier ich übliche Mantras und seltsame Auffassungen über SEM (wie ich sie persönlich sehe) - u.a. die Auffassungen, dass Modelle ja sowieso nie korrekt sind (und man deshalb auch den Fit nicht beachten braucht), oder die gerade in der Psychologie vorliegende panische Vermeidung kausaler Begriffe aus Angst, Ergebnisse von Modellen naiv zu interpretieren

Somit seh ich das Buch als kleine Lektüre - als Einstieg für Beginner, da alles mittels des lavaan-Pakets in R und einem durchgängig dikutierten kleinen Modells illustriert wird. An den "richtigen" Büchern über SEM - allem voran dem von Hayduk oder Shipley kommt man aber nicht vorbei. Mein Buch ist gedacht als eine Sammlung von Tips eines (etwas erfahrenen) Users an andere Users.

Viele Grüße
Euer Holger
P.S. Ich hab das Inhaltsverzeichnis mal angehängt
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Re: Neues Buch über SEM (Schleichwerbung)

Beitragvon Kopernikus » Mi 17. Dez 2014, 09:45

Hallo Holger,

danke für die ausführliche Beschreibung und den Hinweis, ich integriere das Buch in unsere Literatur-Ecke.

Grüße
-Nick
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Re: Neues Buch über SEM (Schleichwerbung)

Beitragvon Semson » Mo 5. Jan 2015, 18:03

Vielen Dank fürs bescheid sagen. Ich habe es mir soeben bestellt. Dabei interessiert mich hauptsächlich das Kapitel zu instrumental variables. Ich lese nämlich gerade nen Artikel namens "Combating unmeasured confunding in cross-sectional studies" und instrumental variables sind einer von zwei Ansätzen. Das erscheint mir für meine Arbeit höchstrelevant! :geek:
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Re: Neues Buch über SEM (Schleichwerbung)

Beitragvon bele » Di 20. Jan 2015, 09:06

Hallo Holger,

das Buch hatte ich bei Amazon gesehen, da ohne Blick ins Buch und ohne Kommentare aber erstmal nicht weiter beachtet. Da ich jetzt weiß, dass es von Holgonaut ist, wird es sehr viel interessanter. Kannst Du noch ein wenig zur Zielgruppe schreiben, die Du vor Augen hast? Auch wenn es nicht das "richtige" SEM-Buch ist, ist es als Einführung geeignet?

Vielen Dank, (thanks stehen oben)
Bernhard
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Re: Neues Buch über SEM (Schleichwerbung)

Beitragvon Holgonaut » Di 20. Jan 2015, 10:56

Hi Bernhard,

erst mal Danke für die Blumen :)

Es ist in erster Linie ein Buch für blutige Anfänger. Klar ist ne Menge Hintergrund drin - den braucht man aber einfach, weil man sonst nur Unsinn macht. Amos ist ein tolles Programm, aber ganze Generationen von Studies haben da wild Pfeile gemalt ohne zu verstehen, was die Implikationen sind. Dann war auch immer das Entsetzen groß, wenn es nicht geklappt hat.

Neben den theoretischen Hintergründen wird dann aber Stück für Stück ein empirisches Beispiel durchgerechnet. Leider konnte ich die Daten nicht zur Verfügung stellen - aber Leser kann die die Beispiele hoffentlich gut genug verstehen, um das Wissen in das eigene Feld zu übertragen. Das Beispiel, dass ich gebe ist ein simples Modell über den Effekt von work-family conflict über Arbeitszufriedenheit auf Kündigungsmotivation. Es beginnt ganz basic mit deskriptiven Möglichkeiten in R - wenn auch oberflächlich, weil dafür R-eigene Bücher mehr in die Tiefe gehen können. Dann wird ein Pfadmodell gezeigt, das später in ein (nicht sauber fittendes) latentes Modell überführt wird. Nachdem (für mich) wichtigen Kapitel über Misspezifikationen und Re-Spezifikationen wird dieses Modell dann verändert und erfahrt damit eine (für mich damals) krasse Wandlung. Nach dem Kapitel über Endogenität wird es dann noch mal erweitert zu einem Instrumentalvariablenmodell.

Das work-family-conflict-Beispiel zieht sich somit durch das ganze Buch und durchlebt quasi eine Evolution vom simplen Pfadmodell zum latenten Instrumentalvariablenmodell. Ich hoffe, dass dies den Leuten hilft, das zu verstehen.

Neben Anfängern ist das Buch aber auch für Fortgeschrittene interessant, weil gerade Dinge aus der Sicht eines Nicht-Methodikers (wie ich mich immer noch verstehe) geschrieben ist. D.h. es geht um die Implikationen von Kausalität für die Daten (was wenige SEM-erfahrene-Doktoranden wissen) und v.a. über die Übertragung von "Konstrukten" in Modelle mit latenten Variablen (auch hier besteht eine mangelnde Reflektion). Und schließlich gibt es die beiden Kapitel über Misspezifikation/Diagnostik und Endogenität, die es m.W. auch so in den Büchern der Koryphäen nicht gibt. Ich halte es also für eine hoffentlich hilfreiche Ergänzung der klassischen Bücher.

Grüße
Holger
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Re: Neues Buch über SEM (Schleichwerbung)

Beitragvon Albrecht » Di 20. Jan 2015, 13:48

Schönes Buch.

Auf Seite 46 ist mir der Begriff "formatives Messmodell" fettgedruckt in der Mitte aufgefallen.
Der Beginn des Satzes bezieht sich meiner Meinung nach auf ein "reflektives Modell", wo die Items eben austauschbar ist.
Albrecht
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Re: Neues Buch über SEM (Schleichwerbung)

Beitragvon Holgonaut » Di 20. Jan 2015, 15:28

Hi Albrecht,

vielen Dank.

Zu Deiner Anmerkungen: Ja. Der Abschnitt ist ja über das common - factor -Modell, dass ja das reflektive Modell ist (steht im 1. Absatz unter Abschnitt 3.4). Dem gegenüber steht das formative Modell.

Grüße
Holger
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