Vor der multivariaten Analyse wurde eine bivariate Analyse durchgeführt (mit Hilfe von Kreuztabellen), in der ich bereits die Ost-West Trennung vollzogen habe. Diese Trennung ist in der Wahlforschung üblich, da davon ausgegangen werden muss, dass sich das Wahlverhalten in den neuen Bundesländern aufgrund anderer Sozialisationserfahrungen von den alten Bundesländern unterscheidet.
Mag sein, aber Du hast Deine genaue Fragestellung nicht beschrieben,
daher weiß man eben nicht, ob das für Deine Fragestellung Sinn ergibt.
Ebensowenig ist man dann von Ferne in der Lage, Argumente zu liefern,
warum man es dann doch nicht machen soll. Aber die Annahme, dass 64
Fälle in der kleineren Gruppe (Ostdeutsche Nichtwähler) für eine multiple
Regression mit mehreren Prädiktoren ziemlich knapp ist, die ist zutreffend.
Beim Stepwise Verfahren dachte ich eigentlich, dass ich anhand der Reihenfolge, in der die Variablen in das Modell aufgenommen werden, ablesen kann, welche Faktoren am stärksten die abhängige Variable beeinflussen.
Bei einer so kleinen Stichprobe würde ich an Deiner Stelle
allenfalls interpretieren, welche Prädiktoren im Modell
"signifikant" ausfallen und welche nicht, aber dann unter
den "signifikanten" Prädiktoren keine Reihenfolge mehr
bilden wollen. Das ist ein höchst komplexes Thema, weil
die Prädiktoren in aller Regel deutlich überlappen, und
Regressionsverfahren dazu neigen, solche Überlappungen
einer der beteiligten Variablen zuzuschlagen, die dann
scheinbar "gewichtiger" wird als andere. Und das ist auch
nicht nur eine statistische Frage, sondern auch eine
ihaltliche. Wer will so komplexe Modelle inhaltlich noch
gescheit interpretieren...?
Ich habe ausschließlich kategoriale Variablen, die bei der logistischen Regression durch SPSS in Dummy-Variablen umgewandelt werden. Da einige Variablen über 5-6 Ausprägungen verfügen, könnte ich nach dieser Faustregel im Gesamtdeutschen-Modell nur 3-4 Variablen (=15 Dummys) aufnehmen???
Bei der aller-laxesten Faustregel brauchst Du 10 events (Fälle in der
kleineren Gruppe) pro Prädiktor. Wenn Du ursprünglich 18 Variablen
mit 45 (?) dummies hattest, mit denen Du 190 (Gesamtdeutschland)
oder 126 (West) oder gar 64 Nichtwähler vorhersagen wolltest, dann
wird das Mißverhältnis denke ich schnell ersichtlich. Und es sind
noch nichtmal Wechselwirkungen drin, obwohl die das eigentlich
Spannende wären. Beschränke Dich doch in Deiner Fragestellung
und beziehe Refernzlietartur und Überlegung ein. Mit 18 Variablen
bei kleinen Stichproben zu agieren (ob mit stepwise oder ohne),
das produziert nichts von Bestand (außer natürlich, es gibt extrem
vorhersagekräftige Faktoren - aber die wären dann wohl schon im
Vorhinein bekannt).
Mit freundlichen Grüßen
P.