Welches Verfahren zur Kontrolle der Drittvariable?

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Welches Verfahren zur Kontrolle der Drittvariable?

Beitragvon Sylvie1 » Sa 13. Jun 2015, 17:05

Hallo Leute,

ich habe Daten von drei Fragebogentests vorliegen. Test 1 hat Depressivitätssymptome gemessen, Test 2 die Neigung zum Grübeln und Test 3 die aktuelle Befindlichkeit. Alle Ergebnisse liegen als Summenscores vor.

Ich möchte nun berechnen, inwiefern Depressivität (Test 1) und die Neigung zum Grübeln (Test 2) miteinander zusammenhängen. Dabei möchte ich die aktuelle Befindlichkeit (Test 3) rausrechnen, da diese wahrscheinlich sowohl Test 1 als auch Test 2 mitbeeinflusst.

Ich würde gern meine Gedanken zur Auswahl des statistischen Verfahrens mit euch teilen und bin dankbar für Anmerkungen.

Gedanke 1: Da ich keine Aussage über die Richtung des Zusammenhangs zwischen Depressivitätssysmptomen und Grübeln machen kann (depressive Symptome könnten Grübeln auslösen, Grübeln könnte aber auch depressive Syptome auslösen und eine wechselseitige Beeinflussung wird es auch geben) kann ich keine lineare Regression rechnen, denn dazu müsste ich ja abhängige und unabhängige Variable klar benennen können. (Richtig/Falsch?)

Gedanke 2: Den Zusammenhang (zwischen Test 1 und Test 2) rechne ich also mit einer Pearson-Korrelation aus. Um den Einfluss von Test 3 zu kontrollieren, berechne ich eine Partielle Korrelation. (Richtig/Falsch?)

Gedanke 3: Generell habe ich im Hinterkopf, dass der Einfluss von Störvariablen mit einer Kovarianzanalyse berechnet werden kann. Aber das kommt für meine Daten nicht in Frage, da ich ja einen Zusammenhang berechnen will und Kovarianzanalysen bei Designs mit Vergleichen von Gruppen genutzt werden. (Richtig/Falsch?)

Vielen Dank für eure Antworten!

Liebe Grüße
Sylvie
Sylvie1
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Re: Welches Verfahren zur Kontrolle der Drittvariable?

Beitragvon PonderStibbons » Sa 13. Jun 2015, 18:06

Ich möchte nun berechnen, inwiefern Depressivität (Test 1) und die Neigung zum Grübeln (Test 2) miteinander zusammenhängen.

Welche Depressivitäts-Skala wurde denn verwendet?
Es gibt welche (d.h. Depressivitäts-Konzepte), bei
denen das Grübeln integraler Bestandteil des
Konstrukts ist.

Generell wirkt es etwas überraschend, dass untersucht
werden soll, ob Grübeln und Depressivität zusammenhängen.
Das ist doch unstrittig bzw. es wird als eine Teil-Ganzes-
Beziehung betrachtet. Oder geht es hier um ein ungewöhnliches
Depressivitäts-Konstrukt und/oder eine besondere Stichprobe?

Dabei möchte ich die aktuelle Befindlichkeit (Test 3) rausrechnen, da diese wahrscheinlich sowohl Test 1 als auch Test 2 mitbeeinflusst.

Wie ist denn die wieder gemessen? Die meisten
Befindlichkeitsskalan laufen doch ebenfalls auf eine
Art Depressivitäts-Messung hinaus.

Gedanke 2: Den Zusammenhang (zwischen Test 1 und Test 2) rechne ich also mit einer Pearson-Korrelation aus. Um den Einfluss von Test 3 zu kontrollieren, berechne ich eine Partielle Korrelation. (Richtig/Falsch?)

Du berechnest den Zusammenhang von Depressivität mit einem einzelnen
Depressivitätssymptom und möchtest dabei depressive Stimmung kontrollieren/
herausrechnen. Das kannst Du mit einer Partialkorrelation machen, mit einer
multiplen Regression, ggfls. mit einer Kovarianzanalyse oder Varianzanalyse
(falls irgendwo Gruppen auftreten) - ist alles im Prinzip dasselbe, alles technisch
machbar, aber wirkt inhaltlich befremdlich.
Wozu dient denn diese Studie?

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Welches Verfahren zur Kontrolle der Drittvariable?

Beitragvon Sylvie1 » So 14. Jun 2015, 09:58

Hallo,

danke für die ausführliche Antwort! Die Inhalte der Tests habe ich etwas vereinfacht, weil ich daran in erster Linie die statistische Problematik darstellen wollte. Letztendlich misst Test 1 tatsächlich nicht Depressivität, sondern einen Symptombereich. Darin geht es um langfristige Effekte. Test 3 soll bezwecken, dass kurzfristige Effekte aus den in Test 1 gemessenen Effekten rausgerechnet werden. Es geht dabei auch darum, eine sich in Entwicklung befindende Tests zu prüfen, es handelt sich nicht um publizierte Tests.

Ich fühle mich durch deine Antwort in meinen Gedanken zum Teil bestätigt (Partielle Korrelation wäre denkbar, Kovarianz- bzw. Varianzanalyse ist nicht möglich, weil in der beschriebenen Fragestellung keine Gruppen vorkommen).

Was mir noch nicht klar ist: Da es theoretisch nicht plausibel wäre, in meiner Fragestellung eine abhängige und eine unabhängige Variable zu bestimmen (s. Gedanke 1 im ersten Post), würde ich eine Regression eigentlich ausschließen. Du hattest die multiple Regression aber als Alternative genannt. Liege ich in meiner Begründung für den Ausschluss der Regression falsch?
Sylvie1
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Re: Welches Verfahren zur Kontrolle der Drittvariable?

Beitragvon PonderStibbons » So 14. Jun 2015, 13:09

danke für die ausführliche Antwort! Die Inhalte der Tests habe ich etwas vereinfacht, weil ich daran in erster Linie die statistische Problematik darstellen wollte.

Ja, sowas geht dann überwiegend leider schief.
Was mir noch nicht klar ist: Da es theoretisch nicht plausibel wäre, in meiner Fragestellung eine abhängige und eine unabhängige Variable zu bestimmen (s. Gedanke 1 im ersten Post), würde ich eine Regression eigentlich ausschließen.

Bei einer Partialkorrelation machst Du doch quasi dasselbe.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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