Varianzerklärung Sozialwissenschaften

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Varianzerklärung Sozialwissenschaften

Beitragvon SimBeam » Do 16. Jul 2015, 13:45

Hallo Community,
ich brauche für meine Arbeit noch einen Literaturnachweis, der besagt, dass in den Sozialwissenschaften oft schon deutlich geringere Varianzerklärungen (Bestimmtheitsmaße) akzeptiert werden als in anderen Bereichen.
Möglichst aus einem Methodenbuch/Artikel und nicht aus einer konkreten Studie.
Hat jemand zufällig was parat?

Danke und Grüße
SimB
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Re: Varianzerklärung Sozialwissenschaften

Beitragvon PonderStibbons » Do 16. Jul 2015, 14:05

ich brauche für meine Arbeit noch einen Literaturnachweis, der besagt, dass in den Sozialwissenschaften oft schon deutlich geringere Varianzerklärungen (Bestimmtheitsmaße) akzeptiert werden als in anderen Bereichen.

Stimmt eigentlich nicht. Bzw. was konkret meinst Du mit "akzeptiert werden"?

Nebenbei interessieren Effektstärken doch erstmal nur in 2. Linie, zunächst
schaut alle Welt für Akzeptanz/Nichtakzeptanz von Ergebnissen auf die
inferenzstatistischen Tests.

Welches ist denn der Kontext Deiner Frage, wozu brauchst Du die Antwort?

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Varianzerklärung Sozialwissenschaften

Beitragvon DHA3000 » Do 16. Jul 2015, 16:24

Das ist ja mal "lustig". Warum werden denn in Sozialwissenschaften niedrigere R-Quadrate akzeptiert? Weil man sich mit schlechteren Modellen leichter zufrieden gibt?

Wenn du wirklich etwas sinnvolles tun willst, dann diskutiere dein niedriges Bestimmtheitsmaß und ziehe die richtigen Schlüsse.
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Re: Varianzerklärung Sozialwissenschaften

Beitragvon SimBeam » Fr 17. Jul 2015, 09:30

Hallo DHA3000 und PonderStibbons,

danke erstmal für eure Antworten und für die Zeit, die ihr euch genommen habt.
Ich hatte ja nach einem Literaturnachweis gefragt, ihr seid direkt in die inhaltliche Diskussion eingestiegen.
Da die Aussage von meiner Statistikprofessorin kommt, stelle ich sie hier nicht in Frage. Schon allein, weil sie meine Arbeit korrigiert.
Daher nochmal die Frage, ob jemand einen Verweis auf die Literatur kennt.
Danke an alle, die was wissen und es hier teilen!

Noch kurz inhaltlich, dem will ich natürlich nicht aus dem Weg gehen
@DHA3000:
- Warum gibt man sich mit schlechteren Modell zufrieden? U.a. deshalb, weil es etwas anderes ist, die Temperatur in Häusern zu modellieren oder die Fließgeschwindigkeit von Gewässern, oder aber die Entstehung von Konfliktsituationen in größeren Gruppen darzustellen.
- Genau das, was du als sinnvoll bezeichnest, tue ich. Ich diskutiere mein Bestimmtheitsmaß, ziehe verschiedene inhaltliche Aspekte in Betracht, und hinterfrage auch die errechneten Maße kritisch. Was ich vom Bestimmtheitsmaß in meinem Kontext erwarten kann, genau darauf zielt mein oben genannte Frage ja ab...

@PonderStibbons:
- Meine zu diskutierenden Ergebnisse entspringen einer binären logistischen Regression und erklären eine Verhaltensbeobachtung.
- Offtopic: Zur Akzeptanz von Ergebnissen habe ich übrigens neulich einen interessanten Artikel gelesen, eine Übersetzung eines Artikels aus Nature: http://www.spektrum.de/news/statistik-w ... en/1224727

Viele Grüße und einen wunderschönen sonnigen Tag euch allen
SimBeam
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Re: Varianzerklärung Sozialwissenschaften

Beitragvon PonderStibbons » Fr 17. Jul 2015, 10:34

Ich hatte ja nach einem Literaturnachweis gefragt, ihr seid direkt in die inhaltliche Diskussion eingestiegen.

Für die Behauptung, so wie sie da steht, gibt es meines Wissens nach
keinen seriösen Literaturhinweis. Zu dem Thema gibt es natürlich
Veröffentlichungen, aber nicht alle passen für alle denkbaren Diskussionen.

"How hard is hard science, how soft is soft science" (Hedges LV,
American Psychologist 42, 1987, S. 443-455) ist zum Beispiel ein Artikel, der
dieser Behauptung entgegenspricht. Oder, "When small effects are
impressive" (Prentice DA & Miller DT, Psychological Bulletin 112, 1992,
S. 160-164) wäre ein Artikel, der den Sinn von allgemeinen
Einschätzungen von Größenangaben in Frage stellt.


Da die Aussage von meiner Statistikprofessorin kommt

Wie war denn da die wörtliche Formulierung? Ich kenne aus eigener
Erfahrung Datenanalysen und deren Diskussion zwar nur aus Medizin,
Biologie, Sportwissenschaften, Ökonomie, Epidemiologie, Psychologie,
Soziologie, und darauf bezogen ist die Aussage unzutreffend, und
selbst im Vergleich zu "hard sciences" (s.o.) stimmt sie nicht, aber
vielleicht gibt es dennoch einen ausreichenden Grund. NB wäre
die Frage nach entsprechender Referenzliteratur doch zuallererst
an diejenige zu richten, welche die Behauptung aufstellt.


- Meine zu diskutierenden Ergebnisse entspringen einer binären logistischen Regression und erklären eine Verhaltensbeobachtung.

Das ist leider nicht sehr informativ.

- Offtopic: Zur Akzeptanz von Ergebnissen habe ich übrigens neulich einen interessanten Artikel gelesen, eine Übersetzung eines Artikels aus Nature: http://www.spektrum.de/news/statistik-w ... en/1224727

Ja, dass Signifikanztests die Wissenschaft hemmen (können), ist soweit bekannt,
aber es ging ja anscheinend nicht darum, was eine gute Praxis wäre, sondern
wie die aktuelle Praxis konkret aussieht. Nebenbei darf man die Varianzaufklärung
aus einer Stichprobe nicht verwecheln mit der tatsächlichen Effektstärke. Insofern
ist (außer in Übersichtsarbeiten und von Meta-Analysen) die Diskussion von
Effektstärken und von Varianzaufklärung auf Basis von Stichprobendaten aus
Einzelstudien in der Regel (also bei Vorliegen allenfalls dreistelliger Stiprobengrößen
und Vorliegen nicht-großer Effekte in der Grundgesamtheit) ebenso problematisch
bis irreführend wie schon die ganze Signifikanztesterei selbst.

Miut freundlichen Grüßen

P.
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folgende User möchten sich bei PonderStibbons bedanken:
SimBeam

Re: Varianzerklärung Sozialwissenschaften

Beitragvon SimBeam » Fr 17. Jul 2015, 11:52

Lieber PonderStibbons,
vielen Dank für deine Ausführungen, da waren einige interssante Gedanken und Verweise dabei, die ich gerne aufnehme.
Für die ganz große Diskussion meiner Forschung bleibt leider keine Zeit, und ein Forum ist wohl auch nicht der geeignete Ort dafür. Ich will es daher dabei belassen.

NB wäre die Frage nach entsprechender Referenzliteratur doch zuallererst an diejenige zu richten, welche die Behauptung aufstellt.

Ich stimme in der Theorie voll und ganz zu.
So traurig es sein mag, aber der Erfolg von Internetforen, auch im universitären Umfeld, erklärt sich bestimmt zu großen Teilen durch die desolate Auskunftsfreudigkeit und Offenheit von Professoren gegenüber Studenten und Doktoranden an deutschen Hochschulen. Oder, das will ich nicht ausschließen, durch die studentische Wahrnehmung der Auskunftsfreudigkeit, die vielleicht gar nichts mit der tatsächlichen zu tun haben mag.

Viele Grüße und danke für den Austausch
SimBeam
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Re: Varianzerklärung Sozialwissenschaften

Beitragvon PonderStibbons » Fr 17. Jul 2015, 12:01

Was spricht denn dagegen, eine höfliche mail zu senden mit der
Frage, ob man einen Literaturtipp zu der Aussage bekommen könnte.

Im Moment bist Du anscheinend gezwungen, nach einer Referenz
zu fahnden, die womöglich gar nicht existiert.


Mit freundlichen Grüßen

P.
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