Wann a priori Kontraste und zusätzlich Kovarianzanalyse?

Fragen zur Planung einer Untersuchung oder eines Projekts.

Wann a priori Kontraste und zusätzlich Kovarianzanalyse?

Beitragvon joost » Di 11. Aug 2015, 08:09

Hallo zusammen :)

Ich mache einen Interventionsvergleich und habe dazu 5 verschiedene Variablen, die ich im Pre- und Posttest bei 3 Gruppen (Exp.1, Exp2, Kontrollgruppe) erfasse; Dann noch 2 Variablen, die nur in 2 der Gruppen (Exp1, Exp2) erfasst sind.
Mir ist klar, dass sich eine messwiederholte Anova anbietet; Dann schlägt der Lehrstuhl vor, zusätzlich geplante Kontraste zu rechnen; soweit auch gut. Aber: die geben mir doch nur bei den 3 Gruppen zusätzliche Information (Gruppe 1 besser als Gruppe 2 schlechter als Gruppe 3, im Gegensatz zu: es gibt irgendeinen GruppenHaupteffekt und / oder Interaktionseffekt), richtig? Bei je zwei Faktorstufen (Gruppe A/B, t1/t2) je Faktor erhalte ich doch über Kontraste keine zusätzliche Information ggü. einer zweifaktoriellen messwiederholten Anova?
Weiterhin: wenn meine messwiederholte Overall-VA am Anfang schon zeigt, dass es keinen Gruppenhaupteffekt und Interaktionseffekt gibt (sondern nur einen Haupteffekt vorher - nachher), kann ich mir dann die geplanten Kontraste für diesen Fall von vorneherein sparen?




Und: es war zusätzlich eine Kovarianzanalyse je Variable gewünscht, mit dem t1-pretestwert als Kovariante, um die individuellen Unterschiede vor Intervention zu kontrollieren. Aber: steckt nicht genau diese Betrachtung bereits in der messwiederholten Anova drin?


***************************
Kleine Zusatzfrage:
ich teste ja eh meine Skalen auf Normalverteilung, um mich für parametrische versus nonparametrische Verfahren zu entscheiden.
wenn ich nun aber später auf Gruppenunterschiede teste, müsste ich da nicht alle Skalen auf Normalverteilung für jede Gruppe getrennt untersuchen?
joost
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Re: Wann a priori Kontraste und zusätzlich Kovarianzanalyse?

Beitragvon PonderStibbons » Di 11. Aug 2015, 09:13

Bei je zwei Faktorstufen (Gruppe A/B, t1/t2) je Faktor erhalte ich doch über Kontraste keine zusätzliche Information ggü. einer zweifaktoriellen messwiederholten Anova?

Ja.
Weiterhin: wenn meine messwiederholte Overall-VA am Anfang schon zeigt, dass es keinen Gruppenhaupteffekt und Interaktionseffekt gibt (sondern nur einen Haupteffekt vorher - nachher), kann ich mir dann die geplanten Kontraste für diesen Fall von vorneherein sparen?

Das ist eine Frage der Philosophie. Wenn man geplante Kontaste rechnet, kann
man sich die Betrachtung ANOVA sparen, weil einen die Kontraste interessieren,
nicht die ANOVA insgesamt. Aber wenn man schon die Globaltests betrachtet
und sie keinen Effekt anzeigen, würde das meines Erachtens eine weitere
Interpretation der Kontraste überflüssig machen. Die Frage ist, wieso werden
Kontraste hier gerechnet. Sieht nach sowas wie Draufsatteln aus, verkappte
post-hoc-Tests.
Und: es war zusätzlich eine Kovarianzanalyse je Variable gewünscht, mit dem t1-pretestwert als Kovariante, um die individuellen Unterschiede vor Intervention zu kontrollieren. Aber: steckt nicht genau diese Betrachtung bereits in der messwiederholten Anova drin?

"Individuelle Unterschiede vor der Intervention kontrollieren" ist so ein alter Menschheitstraum,
desssentwegen unablässig dafür untaugliche Kovarianzanalysen gerechnet werden. In der Tat
beschäftigen sich Kovarianzanalyse und Messwiederholungs-Varianzanalyse in so einer Situation
mit einem ähnlichen Problem, man muss das nicht doppelmoppeln. Und die MW-Analyse ist
in Anbetracht von => Lord's paradox meines Wissens die bessere Wahl (siehe auch
http://homepages.gold.ac.uk/aphome/ancova.pdf ).

ich teste ja eh meine Skalen auf Normalverteilung, um mich für parametrische versus nonparametrische Verfahren zu entscheiden.

Das ist falsch, weil die Verteilung der Residuen bzw. der Werte in den Zellen relevant
ist, nicht die Verteilung der Variablen. Aber wie soll man "nonparametrische" Messwiederholungs-
Varianzanalysen rechnen? Und wer hat gesagt, dass Nicht-Normalverteilung von irgendwas
in Deiner Studie "parametrische Verfahren" verbietet?

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Wann a priori Kontraste und zusätzlich Kovarianzanalyse?

Beitragvon joost » Di 11. Aug 2015, 10:01

Schnelle & extrem hilfreiche Antwort -
ich danke Dir!

*verneig*
Zuletzt geändert von joost am Di 11. Aug 2015, 11:28, insgesamt 1-mal geändert.
joost
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