Guten Abend!
Ich schreibe gerade meine Masterarbeit in Psychologie und stecke in einer Moderatoranalyse fest. Ich wäre wahnsinnig dankbar für fachkundige Hilfe - es kann sein, dass ich mich etwas bescheiden anstelle, aber mittlerweile hat sich ein echter gedanklicher Knoten ausgebildet und ich entschuldige mich jetzt schon mal, sollten meine Fragen "albern" daherkommen.
Nun gut, eigentlich war ich guter Dinge. Ich habe noch nie eine Moderatoranalyse gerechnet und alles was ich mir dachte, war, dass das so wild doch nicht sein kann - ist doch eigentlich bloß eine multiple lineare Regression - inklusive Interaktionsterm eben! Ich hatte aber auch noch nie eine Regression gerechnet und mein Hochmut ist in den letzten Tagen geschwunden. In den Statistikkursen gut aufzupassen und das Wälzen von Büchern nicht zu scheuen, scheint eben doch nicht immer zu reichen. Deshalb wende ich mich nun hoffnungsvoll an euch. Konkret sieht meine Situation so aus:
Ich prüfe den Effekt zweier Versuchbedingungen auf die Leistung in einer Matheaufgabe. Zusätzlich habe ich im Rahmen meines Experiments diverse, in relevanter Literatur genannte Persönlichkeitsvariablen erhoben (Gewissenhaftigkeit, Prüfungsangst, etc.) und frage mich, ob diese den Effekt der Versuchsbedingung auf die abhängige Variable (Leistung) moderieren, sprich einen Einfluss auf die Beziehung haben. Eigentlich ganz einfach.
Nun ist es so, dass ich, je mehr ich lese, immer verwirrter werde - vor allem im Hinblick auf die Optionen die SPSS mir bietet. Zum einen habe ich das Process plugin (von Andrew Hayes) runtergeladen. Ich bin mir aber gar nicht sicher, ob ich es nutzen kann. Mein Prädiktor ist binär (Gruppe), meine Moderatorvariablen sind, bis auf eine, stetig und meine Kriteriumvariable (Leistung) ebenfalls stetig. Wenn ich recht verstehe, muss ich die Moderatorvariable "centern", sprich von jedem Wert den Mittelwert abziehen um Multikollinearität mit dem Interaktionsprodukt zu vermeiden. Das Process tool erscheint mir irgendwie zu intransparent, mir war nicht klar, ob ich, wenn ich da die Option "Centering" wähle, das vielleicht automatisch auf alle Prädiktorvariablen angewendet wird und damit auch etwas mit meinem dichotomen Prädiktor anstellt, was ja, wenn ich recht verstehe, nicht notwendig ist? (Frage 1). Mittelwert abziehen macht da ja schonmal gar keinen Sinn..
Nun habe ich mir also überlegt eine ganz normale multiple Regression zu rechnen und dann eben das "centering" und das Bilden des Produkts "von Hand" zu machen. "Versuchsbedingung", "Moderatorvariable" (gecentert) sowie den Interaktionsterm "Versuchsbedingung x gecenterte Moderatorvariable" würde ich dann als Prädiktoren einzufügen. Das schien mir vorerst das Problem zu lösen, doch dann ergab sich ein neues und der Höhenflug endete jäh: Ich habe ja mehr als eine Moderatorvariable in petto. Macht es Sinn, diese alle auf einmal in das "Prädiktorfeld" in SPSS einzufügen? Also: Versuchsbedingung, sämtliche (!) Modratorvariablen, sowie die resultierenden Interaktionsterme? Ich finde das unübersichtlich, gerade im Hinblick auf den Output, aber frage mich, ob es im Hinblick auf eine Alpha-Fehlerkumulierung womöglich die einzig professionelle Lösung ist? Oder führt das Vorgehen zu einem ganz anderen Ergebnis und ich erhalte dann gar keine Auskunft mehr über die einzelnen Prädiktoren und ihren individuellen Anteil an der Aufklärung der Varianz (vor allem auch der mich interessierenden Varianz?)? Werden dann alle Variablen ins Modell integriert, sodass mir Informationen alla Variable XY hat einen moderierenden Einfluss und zwar in dem und dem Ausmaß auf den Effekt von Versuchsbedingung auf die Leistung in der Aufgabe verloren gehen (Frage 2)?
Auch frage ich mich, was dann mit der Voraussetzungsprüfung ist, die man ja simultan zur Analyse durchführt? Vor allem hinsichtlich der Residuenanalyse frage ich mich....werden mir dann die Residuen ausgespuckt, die durch die simultane Integration aller Prädiktoren entstehen und ist das denn, was mich interessieren sollte? Ich denke, es sollte doch eher um die Residuen gehen die der Diskrepanz zwischen beobachteten Werten und den vorhergesagten Werten, resultierend aus einem Modell, in das nur der jeweilige Prädiktor von Interesse integriert ist, entspringen - das spräche für mich dafür, sukzessiv, nacheinander multiple Regressionen zu rechnen - jeweils eine pro Moderator. Klingt das für euch vernünftig? (Frage 3) Sprich für Gewissenhaftigkeit: Gruppe, Gewissenhaftigkeit (gecentert), Interaktionsterm als Prädiktoren und Leistung als Kriterium. Danach für Prüfungsangst: Gruppe, Prüfungsangst (gecentert), Interaktionsterm als Prädiktoren und Leistung wieder als Kriterium. Und so weiter. Und für jeden einzelnen Moderator eine separate Voraussetzungsprüfung... Ich hoffe, es ist klar was ich meine?
Ebenfalls gibt SPSS mir die Möglichkeit unterschiedliche Methoden anzuwenden (forced entry, hierarchical, stepwise)... Hier bin ich nun vollends überfordert...was macht am meisten Sinn? Wenn ich Andy Field richtig verstehe, rät er in seinem Buch zur "forced entry". Mein Analyseziel (siehe oben) ist ja eigentlich total klar und einfach - kann mir jemand raten, was in dem Fall Sinn macht? (Frage 4)
Zu allerletzt frage ich mich auch, ob das Geschlecht einen moderierenden Einfluss auf den Effekt von Versuchsbedingung auf Leistung hat - Geschlecht ist ebenfalls binär und hier sind also beide Prädiktoren dichotom.... Wie geht man da vor? (Frage 5)
Es tut mir Leid, dass ich euch so bombardiere und auch, wenn meine Fragen lächerlich erscheinen sollten. Aber ich möchte es wirklich richtig machen und scheue keine Mühe. Ich habe aber irgendwie das Gefühl mir fehlt eine wichtige Brücke zwischen meinem Wissen und dem, was in Büchern steht und somit ist viel Verwirrung entstanden. Vielleicht mag ja jemand ein bisschen Licht ins Dunkel bringen? Ich wäre wahnsinnig, wahnsinnig dankbar.
Ich danke ganz herzlich und wünsche einen angenehmen Restabend. Eure PsyMa