Hypothesentestung- richtiger Ansatz?

Hypothesentestung- richtiger Ansatz?

Beitragvon Nadine1990 » Fr 1. Jan 2016, 21:13

Hallo,

ich komme gerade nicht bei der Auswertung meiner anfänglichen Hypothesen weiter- die ich jetzt wohl im Nachhinein einfach blöd aufgestellt habe.
Eine Hypothese lautet z.B.:

1) Lehramtsstudierende mit Behinderung/Lehramtsstudierende mit Migrationshintergrund haben eine positivere Einstellung hinsichtlich der inklusiven Beschulung von Schüler_innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf.

Eigentlich dachte ich, dass ich den Zusammenhang der Hypothese auf Grundlage eines Chi-Quadrat-Test teste (aufgrund des Skalenniveaus).
Doch mir ist nicht klar, ob es reicht einfach eine Kreuztabelle zu erstellen mit z.B. "Lehramtsstudierende mit Behinderung" * "In einer Klasse aus Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf ist es schwer Disziplin zu halten" (dieses Item konnte anhand der Kategorien "stimme gar nicht zu" bis "stimme voll und ganz zu" beantwortet werden). Wenn ich das täte, würde ich doch generell erstmal testen, ob ein Zusammenhang zwischen Lehramtsstudierenden mit Behinderung und ihrer Einstellung hinsichtlich Disziplin in Bezug auf Schüler_innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf besteht, oder?

Aber eigentlich wollte ich ja testen, ob bei den Lehramtsstudierenden mit Migrationshintergrund im Vergleich zu den anderen Studierenden eine positivere Einstellung vorliegt.

Kann mir jemand weiterhelfen?

Beste Grüße
Nadine
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Re: Hypothesentestung- richtiger Ansatz?

Beitragvon PonderStibbons » Fr 1. Jan 2016, 21:36

1) Lehramtsstudierende mit Behinderung/Lehramtsstudierende mit Migrationshintergrund haben eine positivere Einstellung hinsichtlich der inklusiven Beschulung von Schüler_innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf.

Positiver als wer? Was sind das für Lehramtssudierende mit Behinderung/Lehramtsstudierende mit Migrationshintergrund, wo kommen die her, was wurde bei denen gemessen?

Am besten, Du beschreibst ersteinmal Deine Studie vollständig und zusammenhängend (Thema, Fragestellung,
Untersuchungsdesgin, Gruppen, vorgenommene Messungen, Stichprobengrößen).

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Hypothesentestung- richtiger Ansatz?

Beitragvon Nadine1990 » Fr 1. Jan 2016, 22:42

Das Thema meiner Masterarbeit lautet "Die Einstellungen von Lehramtsstudierenden im Masterstudium gegenüber der inklusiven Beschulung von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf". Dementsprechend verfolgt diese Arbeit das Ziel die Einstellungen der Lehramtsstudierenden im Masterstudium in Bezug auf die Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf aufzudecken. Ich habe dafür einen Fragebogen zusammengestellt, diesen in einem Pretest getestet, auf dessen Grundlage verbessert und noch einmal angewendet. Die Grundgesamtheit der Studierenden an der Uni, an der ich getestet habe, beträgt 952 Studierende, davon habe ich per sogenannter Ad-hoc-Stichprobe insgesamt 132 Studierende befragt. Bisher habe ich lediglich die Angaben der Studierenden deskritiv ausgewertet und möchte nun meine anfänglich aufgestellten Hypothesen testen.

Diese lauten u.a.:
1.) Lehramtsstudierende mit einer Behinderung/ mit einem Migrationshintergrund haben eine positivere Einstellung hinsichtlich der inklusiven Beschulung von Schüler_innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf.
2) Lehramtsstudierende, die bereits im Verlauf ihres Studiums an einem Seminar oder einer Vorlesung zum Thema Inklusion teilgenommen haben, vertreten eine positivere Einstellung gegenüber der inklusiven Beschulung von Schüler_innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf.
3) Lehramtsstudierende, die ihre Kontakte mit Menschen mit Behinderung als „häufig“ bzw. „sehr häufig“ klassifizieren, haben eine positivere Einstellung hinsichtlich der inklusiven Beschulung von Schüler_innen mit sonderpädagogi-schem Förderbedarf.


"Eine positivere Einstellung" meint hier, eine positivere Einstellung im Vergleich zu den anderen befragten Studierenden.
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Re: Hypothesentestung- richtiger Ansatz?

Beitragvon strukturmarionette » Fr 1. Jan 2016, 23:09

Hi,

Für Deine drei gerichteten Unterschiedshypothesen mit der jeweils abhängigen Variablen:
Einstellung hinsichtlich der inklusiven Beschulung von Schüler_innen mit sonderpädagogi-schem Förderbedarf.

- jeweils ein Zweistichprobentest für unabhängige Stichproben
- Die Auswahl erfolgte hauptsächlich abhängig vom Skalenniveau der AV. Das Skalenniveau hängt ab von der Vorgehensweise bei der Operationsalisierung der Einstellungsmessungen aufgrund Deines selbsterstellten Fragebogens.
- Demnach müssten das Skalenniveau zunächst klar und bekannt sein.
- Des Weiteren wäre ggfs zu prüfen, ob Deine selbsterstellten Messinstrumente was taugen (Validität, Reliabilität, Objetivität u.a.).
- Und: Wenn du vorab die Auffassung vertrittst, dass es sich bei Deiner Stichprobe nicht um eine Zufallsstichprobe (ad-Hoc ...) handelt, ist Inferenzstatistik m.E. normalerweise unzulässig.

Gruß
S.
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Re: Hypothesentestung- richtiger Ansatz?

Beitragvon PonderStibbons » Fr 1. Jan 2016, 23:14

1.) Lehramtsstudierende mit einer Behinderung/ mit einem Migrationshintergrund haben eine positivere Einstellung hinsichtlich der inklusiven Beschulung von Schüler_innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf.

Wer soll denn da konkret mit wem verglichen werden, 3 Gruppen? Je 2 Gruppen?
Je 1 Gruppe versus gesamter Rest? Wie ist übrigens Behinderung bzw.
Migrationshintergrund hier definiert und erfasst? Wie groß sind die Gruppen?
Und wie wird (positivere) Einstellung gemessen? Da war anscheinend die Rede
von Items unterschiedlichen Skalenniveaus.
2) Lehramtsstudierende, die bereits im Verlauf ihres Studiums an einem Seminar oder einer Vorlesung zum Thema Inklusion teilgenommen haben, vertreten eine positivere Einstellung gegenüber der inklusiven Beschulung von Schüler_innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf.
3) Lehramtsstudierende, die ihre Kontakte mit Menschen mit Behinderung als „häufig“ bzw. „sehr häufig“ klassifizieren, haben eine positivere Einstellung hinsichtlich der inklusiven Beschulung von Schüler_innen mit sonderpädagogi-schem Förderbedarf.

Studierende mit einer positvieren Einstellung nehmen auch häufiger die entsprechenden
Angebote wahr, soll das belegt werden? Oder sind kausale Aussagen sowieso nicht angestrebt?

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Hypothesentestung- richtiger Ansatz?

Beitragvon Nadine1990 » Fr 1. Jan 2016, 23:25

Hallo,

@ strukturmarionette: das heißt es wäre dann ein t-test für unabhängige Stichproben? Jedoch habe ich ja eigentlich lediglich nominales und ordinales Skalenniveau.

@ PonderStibbons:
Es sollen immer die Studierenden mit einem bestimmten Merkmal z.B. einer Behinderung, Migrationshintergrund mit den Antworten der restlichen Studierenden verglichen werden.

Die Gruppe der Studierenden mit Behinderung ist ziemlich klein (n=4), die Gruppe der Studierenden mit Migrationshintergrund ist etwas größer (n=13).
Da die Items des Fragebogens von "stimme gar nicht zu", "stimme kaum zu", "stimme nur teilweise zu", "stimme im Großen und Ganzen zu", "stimme voll und ganz zu" wollte ich entsprechend des jeweiligen Items selbst bestimmen, was eine positive Einstellung wäre (d.h. entsprechend des jeweiligen Items entweder "stimme gar nicht zu" und "stimme kaum zu" oder "stimme im Großen und Ganzen zu" und "stimme voll und ganz zu").
Nadine1990
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Re: Hypothesentestung- richtiger Ansatz?

Beitragvon PonderStibbons » Sa 2. Jan 2016, 00:16

Es sollen immer die Studierenden mit einem bestimmten Merkmal z.B. einer Behinderung, Migrationshintergrund mit den Antworten der restlichen Studierenden verglichen werden.

O.k., das hieße z.B. Migrationshintergrund versus Studierende mit Behinderung & sonstige Studierende.
Die Gruppe der Studierenden mit Behinderung ist ziemlich klein (n=4),

Darauf lassen sich schwerlich irgendwelche Schlussfolgerungen aufbauen.
die Gruppe der Studierenden mit Migrationshintergrund ist etwas größer (n=13).

Na immerhin.
Da die Items des Fragebogens von "stimme gar nicht zu", "stimme kaum zu", "stimme nur teilweise zu", "stimme im Großen und Ganzen zu", "stimme voll und ganz zu" wollte ich entsprechend des jeweiligen Items selbst bestimmen, was eine positive Einstellung wäre (d.h. entsprechend des jeweiligen Items entweder "stimme gar nicht zu" und "stimme kaum zu" oder "stimme im Großen und Ganzen zu" und "stimme voll und ganz zu").

Es sollen demnach ordinale Messungen dichotomisiert werden. Das ist nicht
anzuraten. Um 2 Gruppen hinsichtlich eines ordinalen Merkmals zu vergleichen,
wäre ein Mann-Whitney U-Test zu verwenden.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Hypothesentestung- richtiger Ansatz?

Beitragvon strukturmarionette » Sa 2. Jan 2016, 00:16

Hi,

dann kämen als Signifikanztests wohl Chi² Zweistichprobentests in Frage.
Damit kannste nichts falsch machen.
Du kannst damit aber nicht auf 'gerichtete' Zusammenhänge hin testen.

Gruß
S.
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Re: Hypothesentestung- richtiger Ansatz?

Beitragvon Nadine1990 » Sa 2. Jan 2016, 01:07

Heißt das ihr meint, ich sollte meine Hypothesen noch einmal ändern?
Ist dies denn legitim am Ende des Forschungsprozesses?

Oder wäre es möglich, die Hypothesen beizubehalten bei den Mann-Whitney U-Test?
Nadine1990
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Re: Hypothesentestung- richtiger Ansatz?

Beitragvon strukturmarionette » Sa 2. Jan 2016, 01:21

Hi,

Oder wäre es möglich, die Hypothesen beizubehalten bei den Mann-Whitney U-Test?

- Ja.

Gruß
S.
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