Interaktionseffekte in hierarchischer multipler Regression

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Interaktionseffekte in hierarchischer multipler Regression

Beitragvon EsthiNie » Di 8. Mär 2016, 18:58

Liebe Statistik-Kenner,

ich kämpfe momentan mit der Auswertung meiner Bachelorarbeit und hoffe, ihr könnt mir in einem Punkt weiterhelfen.
Ich untersuche den Effekt, den Auslandssemester auf die Persönlichkeit haben. Mir wurde vorgeschlagen, das mit einer Regression zu rechnen.

Ich hab also beispielsweise den Wert von Extraversion (z.B. 3,5) zum Zeitpunkt nach dem Auslandsaufenthalt und möchte diesen vorhersagen. Als Prädiktoren füge ich im ersten Block Kontrollvariablen ein (Alter, Geschlecht), im zweiten Block den Wert von Extraversion zum Zeitpunkt vor dem Ausland (z.B. 3,1), im dritten Block die dichotom-kodierte Auslandsvariabel (ja=1, nein=0) und im letzten Block eine Interaktionsvariable aus Extraversion (vor dem Ausland) x Ausland.

In diesem Beispiel sind die Prädiktoren für den ersten Block nicht signifikant geworden. Für Extraversion (vor Ausland), Auslandsvariable und Interaktionsvariable habe ich allerdings signifikante Prädiktoren. Was bedeutet das dann? Extraversion (vor dem Ausland) sagt den Wert nach dem Ausland vorher? Die Zuordnung zum Auslandsgruppe (kontrolliert um den Wert von Extraversion vor dem Ausland) auch? Was hat es mit der Interaktion auf sich? Wenn der Einfluss der Auslandsvariable schon um den Wert von vor dem Ausland kontrolliert ist, ist dass dann nicht schon die Interaktion?

Ich hoffe, ich hab mich halbwegs deutlich ausgedrückt und jemand kann mir helfen. Danke euch schon mal ganz viel im Voraus!
EsthiNie
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Re: Interaktionseffekte in hierarchischer multipler Regressi

Beitragvon PonderStibbons » Di 8. Mär 2016, 22:34

Mach besser eine "gemischte" Varianzanalyse mit Messwiederholungen, Innersubjektfaktor
Messzeitpunkt, Zwischensubjektfaktor Gruppe, Alter und Geschlecht (0/1-codiert) kannst
Du da als Kovariaten verwenden.

Das ganze Kuddelmuddel aus Regression auf Prä-Werte und dazu auch noch Interaktion
er prä-Werte mit einer Intervention führt offenbar zu nichts, zumal falls sich die Gruppen
auch noch unterschiedliche Baseline-Extraversion aufweisen sollten Die Anzahl und
Art der "Kontrollvariaben" ist auch alles andere als überzeugend.

Eine Messwiederholungs-Varianzanalyse dürfte in der Regel leichter interpretierbar sein.

Nebenbei mutet es ulkig an, dass ein Trait wie Extraversion sich nennenswert durch
einen Auslandsaufenthalt verändern soll.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Interaktionseffekte in hierarchischer multipler Regressi

Beitragvon EsthiNie » Mi 9. Mär 2016, 00:08

Huhu,

vielen Dank für deine Antwort! Ich hab meinem Betreuer auch schon ne split-plot ANOVA vorgeschlagen, leider beharrt er auf der Regressionsanalyse. Auch wenn wir beide uns wohl einig sind, dass die hier niemandem einen Gefallen tut, muss ich die Auswertung jetzt leider so machen und mich mit der Interpretation rumschlagen. Wenn man sich also entscheidet, es so zu rechnen, wäre meine Interpretation der Ergebnisse denn dann richtig? Und wieso sind die Kontrollvariablen nicht überzeugend? Der Spaß kommt mit Interkorrelationen von Geschlecht und Alter, daher muss doch dafür kontrolliert werden oder hab ich da was falsch verstanden? Und übrigens sind die Ergebnisse nicht ausgedacht - die ein oder andere Studie konnte schon zeigen, dass Lebensereignisse wie zum Beispiel Auslandsaufenthalte die ach so stabilen Big Five ganz schön verändern können :D uklig, aber wahr!

Viele Grüße und Dankeschöns!
EsthiNie
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Re: Interaktionseffekte in hierarchischer multipler Regressi

Beitragvon PonderStibbons » Mi 9. Mär 2016, 09:42

Wenn man sich also entscheidet, es so zu rechnen, wäre meine Interpretation der Ergebnisse denn dann richtig?

Weiß ich nicht. Bei derartigen Kovarianzanalysen (darum handelt es sich ja de facto hier)
kommt es gerne zu Fehlinterpretationen, z.B. aufgrund unterschiedlicher Ausgangswerte.
Die Interaktion sagt aus, dass der Effekt von Gruppe auf den Extraversions-Post-Wert
abhängt vom Prä-Wert. Bzw. dass der Effekt vom Extraversions-Prä-Wert auf den
Post-Wert abhängt von Gruppenzugehörigkeit. Die Haupteffekte sind angesichts
einer existierenden Interaktion nicht mehr einfach geradeheraus zu interpretieren.
Da würde ich mir mal Literatur besorgen zur Interpretation von Interaktionseffekten
in lnearen regressionsanalysen.

Und wieso sind die Kontrollvariablen nicht überzeugend?

Was sollen die denn kontrollieren? Sind sie a priori derart hoct mit sowohl
dem Prädiktor als auch mit der abhänggen Variable korreliert, dass sie
Scheinkorrelationen zwischen Gruppe und Extraversionsmessung ausschließen
können? Bei "Extraversion" müsste es doch wichtigere Kontrollvariablen geben
nur als Alter und Geschlecht. Aber sei's drum.

Der Spaß kommt mit Interkorrelationen von Geschlecht und Alter, daher muss doch dafür kontrolliert werden oder hab ich da was falsch verstanden? Und übrigens sind die Ergebnisse nicht ausgedacht - die ein oder andere Studie konnte schon zeigen, dass Lebensereignisse wie zum Beispiel Auslandsaufenthalte die ach so stabilen Big Five ganz schön verändern können :D uklig, aber wahr!

Dann ist die Sache doch sinnlos. Was gemessen werden soll, wird durch ein
Verfahren gemessen, das etwas anders zu messen konstruiert ist. Bzw. das
Verfahren misst nicht das, was es angeblich messen soll. Das klingt sowohl
substanziell also auch psychometrisch nach einem Desaster. Aber zum Glück
nicht meinem.
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Re: Interaktionseffekte in hierarchischer multipler Regressi

Beitragvon EsthiNie » Mi 9. Mär 2016, 13:51

Danke bei der Interpretationshilfe - der Interaktionsterm ist mir nun etwas klarer. Die Kontrollvariablen korrelieren wirklich derart hoch sowohl mit Prädiktor als auch mit AV, dann sind sie deiner Aussage nach ja nicht völlig nutzlos.
Und dass meine Regressionsanalyse nicht genau das misst, was andere Studien zeigen konnten, ist mir schon klar. Ich hab ja auch an keiner Stelle behauptet, dass die Ergebnisse direkt so interpretiert werden sollen. Aber Ergebnisse, die zeigen, dass der Persönlichkeitswert nach einem Auslandsaufenthalt vorhergesagt werden kann durch die Zugehörigkeit zur Gruppe Ausland ist ja auch schon mal nicht ganz uninteressant, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt. Eine Annäherung dieser Art wurde schon mehrfach genutzt. Also nimms mir nicht übel, wenn ich an dieser Stelle dann eher den Fachjournals vertraue :) Du hast mir trotzdem super geholfen mit meinem substanziellen und psychometrischen Desaster! :D
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Re: Interaktionseffekte in hierarchischer multipler Regressi

Beitragvon PonderStibbons » Mi 9. Mär 2016, 13:58

Aber Ergebnisse, die zeigen, dass der Persönlichkeitswert nach einem Auslandsaufenthalt vorhergesagt werden kann durch die Zugehörigkeit zur Gruppe Ausland ist ja auch schon mal nicht ganz uninteressant, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt.

Dass da irgendwas mit irgendwas korreliert, stelle ich nicht in Abrede,
ich habe nur darauf hingewiesen, dass das inhaltlich und methodisch
wenig Sinn ergibt.
Also nimms mir nicht übel, wenn ich an dieser Stelle dann eher den Fachjournals vertraue

"Getretner Quark wird breit, nicht stark." Aber Du hast anscheinend
keine Wahl. Dass Dein Betreuer mit seinen Vorgaben nicht sehr hilfreich
ist, wurde schnell klar.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Interaktionseffekte in hierarchischer multipler Regressi

Beitragvon EsthiNie » Mi 9. Mär 2016, 14:25

Ich hab ihn nochmal zu einem Treffen überredet und werde auch deine Einwände vorbringen. Da er aber der Methodenguru von unserer Uni ist, glaub ich kaum, dass er sich von ner Bachelorstudentin überzeugen lässt.

Danke nochmal und beste Grüße!
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