HILFE! Dringende Auswertungsfrage

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

HILFE! Dringende Auswertungsfrage

Beitragvon Faymee » Fr 2. Sep 2016, 10:22

Hallo,

ich bin leider total verunsichert was meine Prüfungen angeht und möchte eure Meinung dazu hören bzw. euren Rat wissen.
Und zwar ist das Thema meiner Arbeit "Der Einfluss von Persönlichkeit und Stimmung auf Selbstkontrollermüdung und sportliche Leistungsfähigkeit"
Hierzu habe ich eine Gesamtstichprobe (N =43) in drei Gruppen eingeteilt (n = 14,15,16), diese haben jeweils alle ein Baseline-Test (Sit-ups) gemacht. Hier war die maximale Anzahl gefordert die die Probanden absolvieren können. Im Anschluss absolvierte jeder eine Balance-Rechen-Aufgabe die zur Selbstkontrollermüdung führt (Literatur bestätigt dies) danach führen die Probande eine zweite Runde Sit-ups (wieder maximale Anzahl) durch. Vor den Sit-ups schauen die Gruppen jeweils ein unterschiedliches Video (Sportvideo, Comedyvideo und Naturvideo) um zu schauen wie dieser Inhalt, die Stimmung der Probanden beeinflusst und eine mögliche Mäßigung nach sich zieht (Erkennbar an der unterschiedlichen Verschlechterung oder evtl. gar keiner Verschlechterung).
So zusätzlich habe ich mit einem Fragebogen die generelle Selbstkontrollfähigkeit (Tangney, 2004) der Probanden abgefragt. Hierbei kann man die Probanden schließlich nach Personen mit niedriger und Personen mit hoher Selbstkontrollfähigkeit einteilen. Die Theorie sagt dass man bei zwei aufeinanderfolgenden Aufgaben die Selbstkontrolle erfordern besser agieren kann wenn man eine generell hohe Selbstkontrollfähigkeit hat, da man nach einer ersten Anforderung an die Selbstkontrolle mehr Ressourcen übrige behält als die mit niedriger Selbstkontrolle.
Meine Frage ist nun, wie bringe ich das mit ein? Soll ich nur die Gesamtstichprobe in den Blick nehmen und diese nach niedrig und hoch einteilen und schauen wie es sich verhält? (allerdings haben ja alle ein unterschiedliches Video)
Oder kann ich auch einzeln für die Gruppen schauen? Und wie mache ich das am besten? (Varianzanalyse mit Differenz der Sit-ups als abhängige und die Gruppe und Selbstkontrollfähigkeit (hoch/niedrig) als unabhängige?)
Anmerkung vorab: Die Videos unterscheiden sich nicht in ihrer Intervention ...die mittleren Differenzwerte der drei Gruppen unterscheiden sich statistisch nicht signifikant....allerdings habe ich auch sehr hohe SD ....
Ich weiß dass ist eine sehr umfangreiche Frage aber ich bin mit meinem Latein am Ende und total verunsichert was mein Design betrifft
Faymee
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Re: HILFE! Dringende Auswertungsfrage

Beitragvon PonderStibbons » Fr 2. Sep 2016, 11:38

Meine Frage ist nun, wie bringe ich das mit ein?

In was? Eine konkrete Fragestellung, die die Messung von "Selbstkontrollfähigkeit"
einbezieht, hast Du noch nicht genannt.

Womöglich ist Deine Frage, ob die Veränderung der Leistung unterschiedlich
stark ist, je nach Sebstkontrollfähigkeit? Da wäre es am einfachsten, die
Differenzwerte der Leistung als abhängige Variable zu nehmen und eine
Varianzanalyse mit dem Faktor "Video" und der (in SPSS so genannten)
Kovariate "Selbstkontrolle" zu rechnen (das in 2 Gruppen einzuteilen, halte
ich bis zum Beweis des Gegenteils für groben Unfug). Unter "Modell" in
SPSS gibst Du dann an, dass Du die Wirkung von "Video", "Selbstkontrolle" und
der Wechselwirkung "Video*Selbstkontrolle" auf den Differenzwert
untersuchen willst. Die Wechselwirkung zeigt an, ob der Effekt von "Video"
unterschiedlich stark ist, je nach Ausprägungsgrad der "Selbstkontrolle" bzw.
ob der Effekt von "Selbstkontrolle" je nach Video unterschiedlich ist.

Aber vielleicht hattest Du auch was anderes im Sinne.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: HILFE! Dringende Auswertungsfrage

Beitragvon Faymee » Fr 2. Sep 2016, 12:31

Vielen Dank erstmal für die Beantwortung der Frage in diesem Forum ;-).

Code: Alles auswählen
In was? Eine konkrete Fragestellung, die die Messung von "Selbstkontrollfähigkeit"
einbezieht, hast Du noch nicht genannt.


Mögliche Hypothesen die ich aufstellen würde sind:
Probanden mit generell hoher individueller Selbstkontrollfähigkeit („trait self-control“) zeigen beim Ausführen einer Kraftübung (Sit-ups) nach einer kognitiv schwierigen Aufgabe mit anschließendem Kurzvideo bessere Leistungen, als Probanden mit generell geringer Selbstkontrollfähigkeit.

Wäre dann für die Gruppeneinteilung folgende Hypothese richtig? (Also mit Variante der ANCOVA)

Die durch die verschiedenen Videos ausgelöste Stimmung wirkt sich unterschiedlich auf die Leistung in einer Kraftübung (Sit-ups) nach einer kognitiv schwierigen Aufgabe aus je nach Ausprägung der Selbstkontrollfähigkeit?

Code: Alles auswählen
Varianzanalyse mit dem Faktor "Video" und der (in SPSS so genannten)
Kovariate "Selbstkontrolle" zu rechnen (das in 2 Gruppen einzuteilen, halte
ich bis zum Beweis des Gegenteils für groben Unfug)


Warum nimmt man die Selbstkontrolle als Kovariate? ich könnte ja theoretisch auch eine Varianzanalyse mit zwei unabhängigen Variablen (bzw. Faktoren machen)
Also AV: Differenz Sit-ups & feste Faktoren: Selbstkontrolle (hoch/niedrig) und Gruppe?

Code: Alles auswählen
(das in 2 Gruppen einzuteilen, halte
ich bis zum Beweis des Gegenteils für groben Unfug)


Meinst du die Einteilung der Probanden nach hoch/niedrig? Ich habe quasi die Gruppe anhand des Medians in Probanden mit hoher (>= 3.00) und Probanden mit niedriger Selbstkontrolle (< 3.00) eingeteilt

sollte ich bei der Varianzanalyse lieber den Mittelwert heranziehen oder wie meinst du das?


Fragen über Fragen... und danke für deine Hilfe!!
Faymee
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Re: HILFE! Dringende Auswertungsfrage

Beitragvon PonderStibbons » Fr 2. Sep 2016, 13:17

Warum nimmt man die Selbstkontrolle als Kovariate?

Kovariate ist hier erstmal eher SPSS-Sprech, es ist einfach ein Prädiktor.
Und als Faktor kann man es nicht nehmen, weil man intervallskalierte
Prädiktoren grundsätzlich nicht dichotomisieren sollte.
Ich habe quasi die Gruppe anhand des Medians in Probanden mit hoher (>= 3.00) und Probanden mit niedriger Selbstkontrolle (< 3.00) eingeteilt

Wieso Median, ist der Median genau 3.00? - Aber egal, sowas führt
potenziell zu verzerrten Ergebnissen und unübertragbaren Resultaten.

Ist doch auch inhaltlich unhaltbar. Probanden mit Wert 3.00 und
3.01 sind in unterschiedlichen Gruppen, solche mit 1.00 und 2.99
in derselben Gruppe, was soll das für einen Sinn ergeben.

Nein, Dichotomisieren ist ein Gräuel, das soll man nicht machen.
Und das ist seit Jahrzehnten bekannt.
http://www.psychology.sunysb.edu/attach ... mizing.pdf
http://www.unc.edu/~rcm/psy282/cohen.1983.pdf

sollte ich bei der Varianzanalyse lieber den Mittelwert heranziehen oder wie meinst du das?

Habe ich bereits ausführlich in der ersten Antwort beschrieben. Die
Variable wie sie ist, in SPSS-Sprech als "Kovariate".

Mit freundlichen Grüßen

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Re: HILFE! Dringende Auswertungsfrage

Beitragvon Faymee » Fr 2. Sep 2016, 13:32

Danke für deine schnelle Antwort.

Ich finde deinen Einwand und die Kritik an das Verfahren des Dichotomisierens gut! Ich habe darüber auch schon nachgedacht - allerdings hat meine Dozentin selbst
mir diesen Vorschlag gemacht, sodass ich dieses Verfahren angewendet habe. Evtl. könnte man dass ja später diskutieren? (Obwohl ich dann ja mein eigenes Verfahren kritisiere, was irgendwie unsinnig ist - ich hätte es ja dann von vorherein lassen können :lol: )

Und als Faktor kann man es nicht nehmen, weil man intervallskalierte Prädiktoren grundsätzlich nicht dichotomisieren sollte.

Aber ich könnte doch stattdessen eine Varianzanalyse mit AV = Differenz der Sit-ups und die festen Faktoren Gruppe (nominalskaliert) und Selbstkontrollfähigkeit (Ordinalskaliert --> Mittelwert) heranziehen (?
Also Selbstkontrollfähigkeit in SPSS nicht als Kovariate.
Weil wenn ich diese nur als Kovariate eingebe, dann erhalte ich nicht den Einfluss von beiden Faktoren zusammen (Gruppe x Selbstkontrollfähigkeit)

Worin würde denn der Unterschied liegen wenn ich als festen Faktor entweder die Einteilung (Selbstkontrolle hoch niedrig --> nominal) oder einfach den Mittelwert der Selbstkontrollfähigkeit heranziehe (darf ich das überhaupt bei Ordinalskalierten Variablen?

Freundliche Grüße zurück und danke für die Geduld!
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Re: HILFE! Dringende Auswertungsfrage

Beitragvon PonderStibbons » Fr 2. Sep 2016, 15:46

Aber ich könnte doch stattdessen eine Varianzanalyse mit AV = Differenz der Sit-ups und die festen Faktoren Gruppe (nominalskaliert) und Selbstkontrollfähigkeit (Ordinalskaliert --> Mittelwert) heranziehen

Ich verstehe leider nicht, was Du mir damit sagen willst.

Weil wenn ich diese nur als Kovariate eingebe, dann erhalte ich nicht den Einfluss von beiden Faktoren zusammen (Gruppe x Selbstkontrollfähigkeit)

"Kovariate" ergibt Sinn, wenn Selbstkontrolle eine intervalslkalierte Variable geblieben
ist. Wenn Selbstkontrolle dichotomisiert wurde, ist das enstandene dichotome Gräuel
als Faktor zu verwenden.

Worin würde denn der Unterschied liegen wenn ich als festen Faktor entweder die Einteilung (Selbstkontrolle hoch niedrig --> nominal) oder einfach den Mittelwert der Selbstkontrollfähigkeit heranziehe (darf ich das überhaupt bei Ordinalskalierten Variablen?

Wie gesagt, ich weiß nicht, was Du mir mitteilen willst.
Wilst Du sagen, Selbstkontrolle ist nicht intervallskaliert
sondern ordinal?

Mit freundlichen Grüßen

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Re: HILFE! Dringende Auswertungsfrage

Beitragvon Faymee » Fr 2. Sep 2016, 16:28

Ja genau Selbstkontrollfähigkeit ist in diesem Fall ordinalskaliert (Zustimmung von 1 bis 5 --> bspw. "Ich bin faul")

Ich habe dann von allen Items einen Mittelwert gebildet, sodass jede Personen einen Mittelwert der Selbstkontrollfähigkeit aufweist (zwischen 1 und 5).

Kann ich dann in einer Varianzanalyse nicht einfach als AV: Differenz der Sit-ups und den Mittelwert der Selbstkontrollfähigkeit (statt dem dichotomisierten Gräuel :D ) + die nominalskalierte Variable der Gruppe in das Kästen darunter packen (feste Faktoren).

Warum soll die Selbstkontrollfähigkeit in das Kästchen der Kovariate? (Hier erhalte ich auch keine Information dann über die Interaktion zwischen Selbstkontrollfähigkeit und Gruppe)
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Re: HILFE! Dringende Auswertungsfrage

Beitragvon PonderStibbons » Fr 2. Sep 2016, 17:40

Ach so, es geht darum, wie man aus den Items der Skala einen Gesamtwert
bildet? Das kannst Du vermutlich tatsächlich durch Mittelwertbildung. Aber
das ist dann eine intervallskalierte Variable, kein "Faktor". Faktoren sind
kategorial. Wie gesagt, wenn man dann SPSS verwenden will, muss man
die intervallskalierte Variable als "Kovariate" eingeben und unter "Modell"
ein angepasstes Modell anfordern (die Haupteffekte der beiden Variablen
und die Wechselwirkung).

Mit freundlichen Grüßen

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Re: HILFE! Dringende Auswertungsfrage

Beitragvon Faymee » Fr 2. Sep 2016, 17:59

Mit war halt nicht bewusst, dass in einer ANOVA bei Feste Faktoren keine
intervallskalierten Variablen eingefügt werden dürfen.
Das mit dem "Modell" ist ein guter Tipp das wusste ich auch nicht und habs auch gleich gefunden.

Wäre eine passende Hypothese dann:

Die durch die verschiedenen Kurzvideos ausgelöste Stimmung wirkt sich unterschiedlich auf die Leistung in einer
Kraftübung (Sit-ups) nach einer kognitiv schwierigen Aufgabe aus je nach Ausprägung der Selbstkontrollfähigkeit.
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Re: HILFE! Dringende Auswertungsfrage

Beitragvon Faymee » Fr 2. Sep 2016, 23:52

Eine kurze Frage und damit (hoffentlich) auch die Letzte.

Kann ich den Mittelwert von einer 13-Item Fragebogen berechen, sodass ich für die Selbstkontrollfähigkeit pro Proband einen Mittelwert
habe und ist es dann in Ordnung wenn ich diesen als Kovariate verwende?

Ich habe da gerade so meine Zweifel weil dieser Mittelwert doch trotzdem ordinalskaliert ist oder?
Eigentlich müssen doch die Abstände gleich sein richtig?
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