Soweit, so richtig?

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Soweit, so richtig?

Beitragvon Brian Leetch » Di 30. Aug 2016, 23:26

Hallo allerseits,

da ich gesehen habe, dass man hier schnell und kompetent Hilfestellung bekommt, möchte ich mich bzgl. meines Vorgehens etwas absichern. Falls es falsch lief, ist es noch nicht zu spät. ;)

Also, ich habe eine Online-Befragung durchgeführt. Es geht in dem Fragebogen um Einstellungen von verschiedenen Arbeitstypen hinsichtlich ihrer Einstellung zu Interessenvertretungen und ihren Ansprüchen an eine Arbeitstelle.
Alles in allem habe ich N=135 Teilnehmer.
Im ersten Schritt habe ich 2 Gruppen aus der Grundgesamtheit gebildet. Um diese zu erfassen habe ich mehrere Items entwickelt (5er Skala), die je nachdem wie sie beantwortet wurden dazu dienen die Personen einer der Gruppen zuzuordnen.
Ich habe dies in mehreren Schritten getan. Zuerst mit dem IF-Befehl die Bedingungen definiert, wann eine Person zu Gruppe 1 und wann zu Gruppe 2 gehört. Im zweiten Schritt habe ich dann die Gruppe 2 nocheinmal anhand der Antworten zu einer Fragebatterie (5er Skala, 5 Items, daraus einen Index gebildet), die für Gruppe 1 uninteressant ist, in 2 weitere Gruppen aufgeteilt, so dass ich am Ende 3 Gruppen habe, deren Einstellungen ich untersuchen möchte.
Aus den zusammengehörigen Items der Fragebatterien (einmal 5 Item und 5er Skala und einmal 10 Item und 10er Skala) habe ich jeweils einen Index gebildet (Cronbachs α bei beiden über 0,7).
Zur Auswertung habe ich erst den Mittelwert des Gesamtsamples zu den beiden Indizes sowie N und Standartabweichung ermittelt.
Dann den Korrelationskoeffizient Spearman-Rho für die beiden Indizes ermittelt (kein Zusammenhang). Nachfolgend ermittelte ich die Mittelwerte für die soziodemografischen Variablen (Alter, Geschlecht, Bildung), verglich die Ausprägungen und untersuchte mit eta einen Zusammenhang (es gibt einen nur minimalen). Eta da die Variablen ja verschiedene Niveaus haben. Das gleiche folgte dann erst für die 2 zuerst erstellten Ausprägungen von von Arbeitskräften (N=28 und 72) und im Anschluss dann auch für die 3 Aausprägungen (N= 27, 27, 23). Für alles wurde dann im Anschluss noch eine einfaktorielle Varianzanalyse berechnet umd die Signifikanz zu messen. Außerdem untersuchte ich noch die Mitgliedschaft in Interessensverbänden mithilfe von Cramers V, da beide Variablen nominal sind.
Soweit so gut, aber für mich ergeben sich jetzt einige Fragen:

- Die Signifikanz ist bei allen untersuchten Modellen überhaupt nicht vorhanden (rangieren zwischen p=0,45 - 0,86). Seht ihr einen groben Fehler im Vorgehen, ist das Sample einfach zu klein oder sind die Unterschiede in der Einstellung einfach nicht da? (Was auch eine interessante Erkenntnis wäre)

- Linearität ist nicht vorhanden, weshalb eine solche Regression, die das vorraussetzt nicht in Frage kommt. Logistische kommt aufgrund der Untersuchung der Einstellungsindizes auch nicht in die engere Auswahl. Gibt es noch eine Methode, auf die ich bislang nicht komme, um weitere Aussagn treffen zu können? Oder kann ich die Aussagen so für sich stehen lassen?

-Durch die Definition von Bedingungen fallen einige Personen aus dem Raster und spielen in den Berechnungen keine Rolle mehr. Im Moment definiere ich sie als Mischform und lasse sie aussen vor. Gibt es eine Möglichkeit diese Personen mit einzubeziehen? Ich dachte an eine Clusteranalyse, so dass ich auch diese Personen miteinbeziehn kann, da sie ja ihrem Antwort verhalten nach ähnlich zugeordnet werden können. Die Theorie zu den Typen von Arbeit ließe das zu und ich könnte dann ja aus der erstellten Variable auch die weitere Aufteilung vornehmen. Macht das Sinn oder einfach so lassen, da zu viel pfuscherei?

Danke schon einmal für jede Hilfe/Anmerkung von euch!
Brian Leetch
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Re: Soweit, so richtig?

Beitragvon Brian Leetch » Do 1. Sep 2016, 20:28

Habe mit etwas nachlesen - auch hier im Forum - nochmal anders angesetzt. Ich habe aus den Fragen, mit deren Antworten ich die beiden Gruppen definiere, einen Index erstellt. (Cronbachs α=0,77). Dann habe ich wiederrum zwei Bedingungen erstellt (Do if gefiltert nach Gehaltsvariable), also wenn Antwort beim Index >=xy dann Gruppe 1 und wenn <xy dann Gruppe 2. Gruppe 2 habe ich dann, wie vorher auch, nach den Werten eines weiteren Index nochmals unterteilt. Jetzt habe ich 3 Gruppen (diesmal N= 17 (2), 28(1), 23(0)). Mit diesen dann wieder die Einstellungen untersucht. Diesmal wieder keine Signifikanz bei den Einstellungen zwischen den drei Gruppen (diesmal jedoch kleinere Sig-Werte), allerdings diesmal einen Effekt zwischen den Gruppen 2 und 3, die ich aus Gruppe 2 bildete. (eta=0,316, eta²=0,100, einfaktorielle Varianzanalyse: Sig=0,035)
Ich würde das jetzt so interpretieren:
Es zeigt sich, basierend auf dem eta-Korrelationskoeffizient von 0,316 ein starker Zusammenhang zwischen Einstellung und Gruppenzugehörigkeit, der einen mittleren Effekt aufweist und dabei auf dem 5%-Niveau Signifikant ist.
Korrekt?

Dann bliebe die Frage danach, wie kann ich die Richtung des Zusammenhangs feststellen?
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Re: Soweit, so richtig?

Beitragvon bele » Fr 2. Sep 2016, 07:26

Brian Leetch hat geschrieben:Dann bliebe die Frage danach, wie kann ich die Richtung des Zusammenhangs feststellen?

Was meinst Du mit "Richtung des Zusammenhangs" welche Gruppe den größeren Mittelwert hat oder meinst Du die Richtung der Kausalität?

LG,
Bernhard
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Re: Soweit, so richtig?

Beitragvon Brian Leetch » Fr 2. Sep 2016, 09:39

Hallo Bernhard,

den Mittelwertvergleich habe ich bereits durchgeführt und ich kann sagen, dass Gruppe 2 höhere Werte bei der Einstellung hat als Gruppe 1.
Ginge mir jetzt um eine mögliche Kausalität, da das Ergebnis etwas überraschend ist und ich gerne eine klare Aussage treffen würde. Etwas:
"Die Zugehörigkeit zu Gruppe ist ausschlaggebend dafür, welche Einstellung man gegenüber Sachverhalt xy besitzt." Oder halt andersherum.

Ist das möglich?

VG
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Re: Soweit, so richtig?

Beitragvon bele » Fr 2. Sep 2016, 10:20

Ich glaube nicht, dass das möglich ist. Für Kausalitätsaussagen braucht man eigentlich Experimente, in denen man Guppenzugehörigkeit und Einstellungen manipulieren kann und dann beobachtet, ob das jeweils andere sich dadurch auch ändert.

"Die Zugehörigkeit zu Gruppe ist ausschlaggebend dafür, welche Einstellung man gegenüber Sachverhalt xy besitzt." Oder halt andersherum.

Und es gibt mindestens noch eine dritte Variante: Die Mondphase bei der Geburt ist ausschlaggebend für Gruppenzugehörigkeit und Einstellung, so dass beide miteinander einher gehen aber keines von beiden die Ursache für das andere ist.

LG,
Bernhard
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Re: Soweit, so richtig?

Beitragvon Brian Leetch » Fr 2. Sep 2016, 11:50

Ok, dann gebe ich also erst einmal nur an, das ein Zusammenhang zwischen Einstellung und Gruppenzugehörigkeit besteht und der Unterschied zwischen den Gruppen (Gruppe 2 höhere Werte als Gruppe 1) signifikant ist.
Und im Fazit würde ich mich dann drauf beziehen, das keine Aussage darüber getroffen werden kann, ob eine Kausalität besteht, geschweige denn, welche Richtung diese aufweist und verweise auf weitere Untersuchungen dieses Sachverhaltes, um dem nachzugehen.
Sollte dem so sein, ist mir sehr geholfen und ich bedanke mich schon einmal vielmals! :-)

VG
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Re: Soweit, so richtig?

Beitragvon bele » Fr 2. Sep 2016, 12:56

Brian Leetch hat geschrieben:Und im Fazit würde ich mich dann drauf beziehen, das keine Aussage darüber getroffen werden kann, ob eine Kausalität besteht, geschweige denn, welche Richtung diese aufweist und verweise auf weitere Untersuchungen dieses Sachverhaltes, um dem nachzugehen.


Nun ja, mit statistischen Mitteln kann darüber keine Aussage getroffen werden. Inhaltlich solltest Du vielleicht versuchen zu argumentieren, was sinnvoll erscheint und was nicht.
Viel Spaß,
Bernhard
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Re: Soweit, so richtig?

Beitragvon Brian Leetch » Mi 7. Sep 2016, 10:17

Danke schon einmal bis hierhin!

Jetzt bin ich allerdings auf diesen Post von PonderStibbons gestoßen: http://www.statistik-forum.de/post29313.html?hilit=dichotomisieren#p29313, in dem es um die Problematik ("das Greuel") dichotomisieren geht.
Nachvollziehbar.

Dadruch ergibt sich dann für mich aber ein vollkommen anderer Ansatz.
Ich würde dann eine Regression mit den Skalen (die vorher die Gruppen bestimmten) rechnen und dann darüber die Aussagen tätigen. Das ist noch nicht das Problem.
Und wenn ich die Korrelation der beiden Skalen berechne und diese Signifikant ist, kann ich sagen: "Wer bei Skala 1 einen hohen Wert hat, hat eine große Wahrscheinlichkeit auch bei Skala 2 einen hohen Wert zu haben." Oder halt nicht, wenn die Korrelation nicht signifikant ist. Richtig?
Wo es bei mir gerade hakt, ist die Tatsache, dass ich ja untersuche wollte, gibt es zwschen den Gruppen 2 & 3, die bei Skala 1 gleiche Werte vorweisen, aber bei Skala 2 nicht, einen feststellbaren Unterschied. Wie kann ich das in dem Fall lösen?

Danke und Gruß!
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