Regressionskoeffizient wider Erwarten positiv

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Regressionskoeffizient wider Erwarten positiv

Beitragvon Annalisa » Mo 31. Okt 2016, 17:59

Hallo zusammen,

im Rahmen meiner Bachelorarbeit habe ich den Einfluss von Narzissmus (abhängige Variable) auf das Mitgefühl (unabhängige Variable) untersucht.
Dabei ist Narzissmus mit Hilfe eines Experiments gemessen worden (genauer Untersuchungshergang sprengt den Rahmen) und die Werte reichen von -0,5 bis 1. Wobei negative Werte auf Altruismus und positive Werte als Narzissmus zu deuten sind.
Die unabhängige Variable wurde mittels Items auf 7-stufigen Likert Skalen gemessen.
Nun ergibt die Regression einen signifikanten Koeffizienten für Mitgefühl von 1,86.

Den deute ich wie folgt:
Der Regressionskoeffizient von 1,86 bedeutet, dass nach diesem Modell mit jeder zusätzlichen Einheit von Narzissmus das Mitgefühl um 1,86 steigt.

Dieses Ergebnis widerspricht aber jeglicher Theorie und deswegen frage ich mich, ob eventuell meine abhängige Variable das Problem ist.
Da diese sowohl negative, als auch positive Werte aufweist, aber dabei die negativen Werte nur bis -0,5 gehen und die positiven bis 1.

Ich wäre sehr dankbar, wenn mir jemand auf die Sprünge helfen könnte, ob meine Gedanken bezüglich meiner abhängigen Variablen richtig sind.

Vielen Dank und viele Grüße,
Annalisa :)
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Re: Regressionskoeffizient wider Erwarten positiv

Beitragvon bele » Mo 31. Okt 2016, 18:37

Hi!

Rein Gebrauch von "abhängig" und "unabhängig" ist etwas verwirrend, aber es spielt keine Rolle, ob eine der Variablen nur positive und die andere positive und negative Werte umfasst.
Vielleicht ist Mitgefühl so erfasst worden, dass die Narzistischen sich IJ der Rolle des mitfühlenden besonders gefielen?
War der Koeffizient signifikant?

LG,
Bernhard
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Re: Regressionskoeffizient wider Erwarten positiv

Beitragvon Annalisa » Di 1. Nov 2016, 13:23

Hallo Bernhard,

erstmal vielen Dank für deine Antwort.
Ja. Der Koeffizient ist auf 0,1 Niveau signifikant.

Ich habe eine multiple lineare Regression mit SPSS erstellt, da die anderen unabhängigen Variablen eher der Kontrolle dienten und auch den Hypothesen entsprachen, habe ich sie nicht erwähnt.
Ich habe auch eine Multikollinearitätsanalyse gemacht und danach eine Variable, die mit Mitgefühl korreliert hat, entfernt. Auch habe ich die Regressionskoeffizienten sowohl standardisiert, als auch nicht standardisiert betrachtet. Aber dennoch ist der Regressionskoeffizient von Mitgefühl positiv. Mehr Möglichkeiten sind mir nicht eingefallen.

Zu der Befragung: Diese war online und anonym und die Versuchsteilnehmer wurden nicht darüber aufgeklärt, dass es darum geht Narzissmus zu untersuchen. Auch wurden sämtliche Items rotiert, um die Versuchungsabsicht zu verschleiern.

Aber wenn es keine mathematische Erklärung gibt, muss ich wohl tatsächlich den Fehler im Modell suchen. Und vielleicht hast du tatsächlich Recht und die narzisstischen Befragten überschätzen ihr Mitgefühl selber.


Viele Grüße,
Annalisa
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Re: Regressionskoeffizient wider Erwarten positiv

Beitragvon bele » Di 1. Nov 2016, 14:02

Hallo,

Annalisa hat geschrieben:Ja. Der Koeffizient ist auf 0,1 Niveau signifikant.


Das ist ungewöhnlich, die Grenze liegt normalerweise bei 0,05 und auch das zählt nur, wenn das Modell im Ganzen signifikant wird. Entweder bist Du mit Deine Statistik sicher, dann musst Du nach inhaltlichen Gründen suchen, z. B. warum ein selbstverliebter Fragen zum Mitgefühl so und nicht anders beantwortet (Der berühmt-narzistische Donald Trump sagt ja auch "I respect women, Nobody has more respect for women" - auch wenn man begründete Zweifel formulieren kann). Oder Du bist Dir Deiner Statistik nicht sicher, dann müsstest Du noch ein wenig was zur Stichprobengröße in Relation zur Zahl der erhobenen unabhängigen Variablen sagen und dazu, ob unabängige Variablen stark mit Narzissmus korrelieren und wie gut die Varianzaufklärung ist, wie man auf eine so ungewöhnliche Signifikanzschwelle kommt und so weiter.

LG,
Bernhard
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Re: Regressionskoeffizient wider Erwarten positiv

Beitragvon Annalisa » Do 3. Nov 2016, 15:41

Hallo Bernhard,

ich wollte mich nur kurz zurückmelden und berichten. Ich habe meiner Professorin gestern die Ergebnisse vorgelegt und sie hatte die gleiche Interpretation bezüglich der verzerrten Wahrnehmung hinsichtlich des eigenen Mitgefühls! :)

Leider hatte ich keine Social Desirability Fragen in meinem Experiment, sonst hätte ich diese Annahme in der Arbeit auch belegen können.

Aber deine intuitive Interpretation scheint korrekt zu sein.

Nochmals vielen Dank für die Hilfsbereitschaft :)

Eine Frage fällt mir jedoch noch ein. Ich habe vorab für das Mitgefühl eine explorative Faktoranalyse durchgeführt. Anhand dessen ergaben sich auf Basis der Eigenwerte 5 Faktoren.
In einem zweiten Schritt habe ich dann 5 Regression gerechnet, bei denen jeweils ein Mitgefühl-Faktor die abhängige Variable war.
Da Narzissmus und Mitgefühl jedoch unterschiedlich gemessen wurden, habe ich in einem zweiten Schritt eine z-Standardisierung durchgeführt und die Regression nochmals berechnet.
Jetzt frage ich mich, ob die Faktoren noch einen Sinn ergeben und sehe 3 Möglichkeiten:
1. Ich nehme die Faktorenanalyse erneut vor und z-standardisiere die Mitgefühl-Items vorher
2. Ich erstelle die Faktorenanalyse und z-standardisiere die 5 Faktoren die herauskommen um die Regression zu berechnen
3. Ich belasse es bei den ersten unstandardisierten Faktorlösungen und z-standardisiere nur die unabhängigen Variablen (wie Narzissmus) und berechne die Regression damit

Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt.
Schon mal viele Dank für eine Antwort :)

Annalisa


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Re: Regressionskoeffizient wider Erwarten positiv

Beitragvon bele » Do 3. Nov 2016, 17:24

Annalisa hat geschrieben:Aber deine intuitive Interpretation scheint korrekt zu sein.

Das schmeichelt dem Nicht-Psychologen.

Nochmals vielen Dank für die Hilfsbereitschaft :)

Sehr gerne. Du darfst auch gerne jedem Dir helfenden im Forum mit dem Thanks-Button Danke sagen. Das wird gerne gesehen und ermutigt vielleicht auch andere, Deine Fragen zu beantworten.

Eine Frage fällt mir jedoch noch ein.

Das wäre sicher auch eine gute Frage für Deine Professorin gewesen. Persönlich verstehe ich die Frage gerade nicht. Du hast fünf Faktoren des Mitgefühls und willst für jeden eine Regression rechnen. Da denke ich als erstes an die Alpha-Inflation, aber das ist Deine Sache. Dann willst Du standardisieren, und ich weiß nicht warum. Natürlich werden Narzissmus und Mitgefühl auf verschiedenen Skalen gemessen, aber das ist mit verschiedenen Persönlichkeitseigenschaften ja immer so. Werden Persönlichkeitszüge immer standardisiert? Vielleicht ist das besser durch jemanden zu beantworten, der die Gepflogenheiten in der Psychologie besser kennt.

LG,
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Re: Regressionskoeffizient wider Erwarten positiv

Beitragvon Annalisa » Do 3. Nov 2016, 17:40

Hallo Bernhard,

vielen Dank für deine Antwort.
Ich hätte wahrscheinlich erwähnen sollen, dass ich mehrere Interaktionsterme als unabhängige Variablen habe.
Da die meisten unabhängigen Variablen auf 7-stufigen Likert Skalen gemessen wurden, Narzissmus aber komplett anders, habe ich diese Variablen z-standardisiert.
Dann habe ich mit den z-standardisierten Werten die Interaktion berechnet.
Nur Dummy-Variablen habe ich nicht z-standardisiert, sondern mit 1 und 0 belassen.

Da ich, wie erwähnt, nicht weiß, ob auch das Mitgefühl, als abhängige Variable z-standardisiert werden muss, habe ich beide Regressionen berechnet und verglichen.
Die Signifikanz hat sich zwischen den Regressionen mit dem "normalen" und z-standardisierten Mitgefühl nicht unterschieden, dafür aber die Regressionskoeffizienten etwas.

Mir ist die Frage erst heute aufgekommen und da meine Professorin erwähnte, dass zu viele Nachragen die Note beeinflussen, frage ich lieber an anderer Stelle nach :roll:

Vielen Dank und viele Grüße
Annalisa
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Re: Regressionskoeffizient wider Erwarten positiv

Beitragvon bele » Do 3. Nov 2016, 17:57

Annalisa hat geschrieben:Die Signifikanz hat sich zwischen den Regressionen mit dem "normalen" und z-standardisierten Mitgefühl nicht unterschieden, dafür aber die Regressionskoeffizienten etwas.

Das hat Dich aber nicht wirklich gewundert, oder?

Mir ist die Frage erst heute aufgekommen und da meine Professorin erwähnte, dass zu viele Nachragen die Note beeinflussen, frage ich lieber an anderer Stelle nach

Das ist entweder sehr faul von ihr oder sie will die Selbständigkeit der statistischen Arbeit benoten. Dann könnte man Dein Nachfragen im Forum als Täuschungsversuch betrachten?

LG,
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Re: Regressionskoeffizient wider Erwarten positiv

Beitragvon Annalisa » Do 3. Nov 2016, 18:10

Annalisa hat geschrieben:Die Signifikanz hat sich zwischen den Regressionen mit dem "normalen" und z-standardisierten Mitgefühl nicht unterschieden, dafür aber die Regressionskoeffizienten etwas.
bele hat geschrieben:Das hat Dich aber nicht wirklich gewundert, oder?


Nein, aber ich hatte gehofft, anhand der Ergebnisse (evt. unlogischen) zu verstehen ob die z-Standardisierung von Mitgefühl Sinn macht. Da sich die z-standardisierten Regressionskoefizienten von den "normalen" jedoch nur minimal unterscheiden, hat mir das nicht weitergeholfen.


Annalisa hat geschrieben:Mir ist die Frage erst heute aufgekommen und da meine Professorin erwähnte, dass zu viele Nachragen die Note beeinflussen, frage ich lieber an anderer Stelle nach
bele hat geschrieben:Das ist entweder sehr faul von ihr oder sie will die Selbständigkeit der statistischen Arbeit benoten. Dann könnte man Dein Nachfragen im Forum als Täuschungsversuch betrachten?


Ich tippe eher auf ersteres :?:

Viele Grüße
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