Deskriptive Statistik mit Chi-Quadrat?

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Deskriptive Statistik mit Chi-Quadrat?

Beitragvon counterfeit » Fr 23. Dez 2011, 02:26

Hi!

Die Auswertung eines Teils meiner Diplomarbeit geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf! vielleicht gibts hier den einen oder anderen, der mir ein paar tips geben könnte!, wäre wirklich super!

Mein Problem: Ich habe einen Onlinefragebogen erstellt und mit meiner Betreuerin aufgrund der ohnehin schon aufwendigen Literaturrecherche beschlossen, diesen "nur" deskriptiv auszuwerten.
Laut ihr soll ich eben einfach ein paar Grafiken machen, was bei meiner Umfrage rausgekommen ist. Da hab ich jetzt aber ein kleines Verständnisproblem.

Deskriptiv wäre ja zum Beispiel:
77% der Teilnehmer waren Tätowiert, 33 % nicht. Bei den Tätowierten waren 66% Frauen beteiligt, während bei den nicht tätowierten nur 20% Frauen beteiligt waren.

Soweit so gut.

Jetzt gibt es aber nicht nur einfache "Schilderungen" sondern auch Vergleiche:

z.B.: Von denjenigen Tätowierten, die Komplikationen hatten, waren 60% bei nicht professionellen Tätowierern.

Sollte/müsste ich nicht für so eine Aussage einen Chi-Quadrattest machen und dann eine angeben, ob dieser Zusammenhang signifikant (z.b. p=0,05) ist oder nicht?

Weil ich zu Beginn überzeugt war, dass ich das so machen muss, obwohl meine Betreuerin meinte, das führe zu weit, hab ich das auch bei Tätowierungen und Geschlecht gemacht:
Da kam ein hochsignifikanter Zusammenhang heraus. (aber wohl mehr, weil bei der umfrage werbungsbedingt mehr frauen mitgemacht haben und nicht wegen den TÄtowierungen)
Das führt allerdings zu meiner nächsten Frage: für welche Variablen darf ich denn diese Auswertung (Chi-quadrat) überhaupt nehmen? Nur normalverteilte? aber wie weiß ich ob jetzt das geschlecht im bezug auf tätowierungen normalverteilt ist, oder ob komplikationen auf tätowierungen normalerverteilt sind?

Wahrscheinlich liegt da bei mir ein richtig großer Knopf im Kopf....Wäre dankbar, wenn den vielleicht jemand durch einen kleine Gedankenanstoß lockern könnte!

vielen vielen vielen Dank und ein frohes Weihnachtsfest!
Lg
counterfeit
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Re: Deskriptive Statistik mit Chi-Quadrat?

Beitragvon strukturmarionette » Fr 23. Dez 2011, 10:11

Hi,

Mein Problem: Ich habe einen Onlinefragebogen erstellt und mit meiner Betreuerin aufgrund der ohnehin schon aufwendigen Literaturrecherche beschlossen, diesen "nur" deskriptiv auszuwerten.
Laut ihr soll ich eben einfach ein paar Grafiken machen, was bei meiner Umfrage rausgekommen ist.


Wenn das so ist und für eine gute Note ausreicht, wozu dann Chi²-Verfahren?


Weil ich zu Beginn überzeugt war, dass ich das so machen muss, obwohl meine Betreuerin meinte, das führe zu weit, hab ich das auch bei Tätowierungen und Geschlecht gemacht:
Da kam ein hochsignifikanter Zusammenhang heraus. (aber wohl mehr, weil bei der umfrage werbungsbedingt mehr frauen mitgemacht haben und nicht wegen den TÄtowierungen)


Hat die Betreuerin denn begründet, warum Deine Vorgehensweisen ´zu weit´ führen und wenn ja, wie?

für welche Variablen darf ich denn diese Auswertung (Chi-quadrat) überhaupt nehmen? Nur normalverteilte? aber wie weiß ich ob jetzt das geschlecht im bezug auf tätowierungen normalverteilt ist, oder ob komplikationen auf tätowierungen normalerverteilt sind?


Chi²-Verfahren werden hauptsächlich bei nominalskalierten Daten angewendet. Die Annahme der Normalverteilung spielt als Anwendungsvoraussetzung hierbei keine Rolle. Grundsätzlich werden mit Chi²-Verfahren Wahrscheinlichkeiten von Ereignissen bzw. Merkmalen oder Merkmalskombinationen geschätzt, die multinomialverteilt sind.
Das wichtigste wäre demnach zunächst, Deine Skalenniveaus abzuschecken.
Dann die Fragestellungen bzw. Arbeitshypothesen im einzelnen zu formulieren.
Dann wäre noch wichtig, zu beachten, dass mit Ausnahme des Cochran-Testes und des McNemar-Tests die einzelnen Beobachtungen voneinander unabhängig sein sollten,

S.
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Re: Deskriptive Statistik mit Chi-Quadrat?

Beitragvon counterfeit » Fr 23. Dez 2011, 12:50

Hi!,

Ja neben meiner Betreuerin liest auch noch ein Zweitleser, der ebenfalls benotet.
Was mich einfach noch stutzig macht ist, ob einer rein dekriptive Auswertung überhaupt irgendeinen Sinn macht. Sie beschreibt ja lediglich die Häufigkeiten in meiner Stichprobe und lässt aber keinerlei Schlussfolgerungen zu, oder?

Die Begründung gegen Chi-Quadrat war, dass ich schon alle Grafiken/Tabellen erstellt habe und vieles noch einmal überarbeiten müsste.

Wenn ich dich richtig verstanden habe, ist eine rein deskriptive Auswertung ohne Signifikanz möglich, aber ich darf keine Schlussfolgerungen ziehen.
Das wäre ja aber eigentlich genau das Interessant. Wenn ich daten zu prof und nicht professionellen Tätowierungen +Komplikationsrate erhebe und dann keine Schlussfolgerung machen darf, ob das in einem Zusammenhang steht, für was dann das Ganze?

Den Einwand der Normalverteilung hat mir gestern ein Freund geschrieben, ich hab ihn schon verworfen (den Einwand ;-)).
Die meisten meiner Variablen sind nominal skaliert, und Alter etc könnte ich gruppieren um ebenfalls nominale Skalen zu erhalten.

Wie weiß ich denn, ob Variable von einander unabhängig sind? Wenn ich das richtig verstanden hab, sind Geschlecht udn Tätowierung ja voneinander unabhängig.
Wäre ein derartige Vorgehen richtig:
Geschlecht/Tätowierung -> Kreuztabelle -> Chi-Quadrat -> signifikant für Zusammenhang -> den Zusammenhang erklären, weil er vermutlich aus einem Bias bei der Datenerhebung (facebook) entstanden ist.

Könnte ich Kategorien für den Chi-Quadrattest irgendeiner Testung unterziehen bevor ich sie einwandfrei verwenden kann (außer dass die Merkmalsausprägung > 5 sein muss und sie nominal verteilt sind), siehe Problem Frauen/Tätowierung.

Nochmals vielen vielen vielen Dank und ein frohes Fest!
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Re: Deskriptive Statistik mit Chi-Quadrat?

Beitragvon strukturmarionette » Fr 23. Dez 2011, 15:35

Hi,

Könnte ich Kategorien für den Chi-Quadrattest irgendeiner Testung unterziehen bevor ich sie einwandfrei verwenden kann


Um welchen Typus von Kategorien es sich handelt (bspw. nominal oder ordinal), ergibt sich aus unserem Verständnis von Gott und der Welt (i.e. einer jeweiligen, dem aktuellen Stand einer wissenschaftlicher Disziplin entsprechend).
Eine Testung diesbezüglich kenne ich nicht.

S.
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Re: Deskriptive Statistik mit Chi-Quadrat?

Beitragvon counterfeit » Fr 23. Dez 2011, 17:37

hi!
so hab ich das eigentlich gar nicht gemeint;-) aber vergessen wir den punkt, er is mir schon klarer geworden.

ich könnte ja, nachdem soviel mehr Frauen mitgemacht haben, die Fälle gewichten und dann den Zusammenhang Tätowierung und Geschlecht erneut mit einem chi-quad testen, oder?
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Re: Deskriptive Statistik mit Chi-Quadrat?

Beitragvon strukturmarionette » Fr 23. Dez 2011, 19:21

Hi,

wei groß sind die Unterschiede in den Anzahlen (m/w) denn?
Wenn tatsächlich nur weibliche Probanden vorselektiert worden sind, dann ist auch kein Signifikanztest auf irgendweinen Zusammenhänge zwischen diesen zwei (dichotomen, nominalskalierten) Variablen möglich.
Vielleicht könntest du den Stichprobenumnfang der weiblichen Pbn auf die Anzahl der männlichen reduzieren.

S.
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Re: Deskriptive Statistik mit Chi-Quadrat?

Beitragvon counterfeit » Fr 23. Dez 2011, 19:33

ja das problem hab ich bei 2 großen gruppen.
insgesamt tätowierte probanden 65,2% nicht tätwierte nur 34,6 % ->lässt eigentlich keine vergleiche zwischen tätowierte und nichttäowierte (schulabschluss etc) zu oder? das gleiche gilt bei
tätowierten Frauen und tätowierten Männern (ca 70% vs 30%)

lg
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Re: Deskriptive Statistik mit Chi-Quadrat?

Beitragvon strukturmarionette » Fr 23. Dez 2011, 21:24

Hi nochmal,

die Nullhypothese (H0) des von dir (wahrscheinlich verwendeten) Chi²-Tests lautet:

- Es gibt keinen Zusammenhang zwischen zwei kategorialen Variablen
(Dieser Zusammenhang ist ungerichtet und auch nicht näher konkretisiert; es gibt halt irgend(k)einen Zusammenhang, der sich aus der Vereteilung der Anzahlen in der Kreuztabelle -oder Kontingenztafel- ergibt)

insgesamt tätowierte probanden 65,2% nicht tätwierte nur 34,6 % ->lässt eigentlich keine vergleiche zwischen tätowierte und nichttäowierte (schulabschluss etc) zu oder?


Das ist was anderes, weil nur zwei Variablen betrachtet werden. Auch sind nicht hauptsächlich die Prozentzahlen relevant, um über Signifikanztests nachzudenken, sondern eher die Anzahlen (bzw. Teil-Stichpobenumfänge) relevant.

Problematisch würde es auch hier dann werden, wenn du beispielsweise deine Messwerte in einem ´Tätowiertenwirtenclub´ -vorselektiert- erhoben hast, zu dem nur Tätowierte Zugang haben.

tätowierten Frauen und tätowierten Männern (ca 70% vs 30%)


Diese (bzw. die Anzahlen) wären dann im Verhältnis zu den nichttätowierten Männleins und Weibleins zu untersuchen.

S.
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Re: Deskriptive Statistik mit Chi-Quadrat?

Beitragvon strukturmarionette » Fr 23. Dez 2011, 23:40

insgesamt tätowierte probanden 65,2% nicht tätwierte nur 34,6 % ->lässt eigentlich keine vergleiche zwischen tätowierte und nichttäowierte


Das ist was anderes, weil nur zwei Variablen betrachtet werden. Auch sind nicht hauptsächlich die Prozentzahlen relevant, um über Signifikanztests nachzudenken, sondern eher die Anzahlen (bzw. Teil-Stichpobenumfänge) relevant.

Sorry, das ist natürlich so falsch, ...das ist was anderes, weil nur ein Var betrachtet wird (tätowiert-->Ja vs. Nein)

S.
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Re: Deskriptive Statistik mit Chi-Quadrat?

Beitragvon counterfeit » Fr 23. Dez 2011, 23:57

- Es gibt keinen Zusammenhang zwischen zwei kategorialen Variablen
(Dieser Zusammenhang ist ungerichtet und auch nicht näher konkretisiert; es gibt halt irgend(k)einen Zusammenhang, der sich aus der Vereteilung der Anzahlen in der Kreuztabelle -oder Kontingenztafel- ergibt)


genau das wäre mein H0, die es zu verwerfen gilt.

okay ein konkretes beispiel: ca 800 tätowierte und ca 400 nicht tätowierte.
ich hab gefragt ob sie in einer kleinen mittelgroßen oder großen/landeshauptstadt wohnen.

kreuztabelle: klein mittel groß
tät
nicht tät

wäre das ohne bearbeitung möglich, dass ich da einen chi quadrat test mache, ob zb. tätowierte häufiger in städten wohnen.

kommt da nicht ein verfälschter wert raus, wenn tätowierte da so überproportional vertreten sind?

die gleiche frage würde sich auch auf männlich/weiblich umlegen lassen. und dann wär da auch das problem das frauen überproportional vertreten wären....


oder hab ich da wo einen denkfehler ?

vielen dank für deine vorweihnachtliche hilfe;-)
wünsch dir ein tolles fest!
counterfeit
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