Benötige Hilfe bei der Wahl von Analyseverfahren (Bachelor)

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Benötige Hilfe bei der Wahl von Analyseverfahren (Bachelor)

Beitragvon sevannoah » Mi 4. Jan 2017, 16:32

Sehr geehrte Community!

Ich sitze zur Zeit an meiner Thesis und habe große Probleme mit der Analyse meiner erhobenen Daten.
Zunächst werde ich kurz grundlegendes zu meiner Arbeit erklären um einen leichteres Verständnis zu ermöglichen!

Meine Arbeit befasst sich mit den Auswirkungen von Bildung im Bereich Entrepreneurship an deutschen Universitäten. Genauer untersuche ich die Unterschiede der Effektivität von praktisch orientierten Lehrmethoden (PL) im Vergleich zu theoretisch orientierten Lehrmethoden (TL) auf die Absicht zu gründen ( Entrepreneurial Intention = EI) und tatsächliches Verhalten (Entrepreneurial behavior = EB). Der Fragebogen den ich verfasst habe unterliegt einem Pretest (T1) / Posttest (T2) - Design ( Also vor der entrepreneurial education und danach) und beinhaltet drei Abschnitte:

Abschnitt 1: Fragen zur Entrepreneurial Intention


Hier gibt es zwei intervallskalierte Items:

a) Wie wahrscheinlich ist es das Sie eine Karriere als Selbständiger einschlagen?
1= unwahrscheinlich - 7= wahrscheinlich


b) Wie wahrscheinlich ist es das Sie eine Karriere als Angestellter einschlagen?
1= unwahrscheinlich - 7 = wahrscheinlich


Die Fragen wurden den Probanden in T1 und T2 gestellt!



Abschnitt 2: Fragen zu Entrepreneurial behavior

Hier gibt es drei nominalskalierte Items

a) Sie führen zur Zeit ein Unternehmen als Selbständiger

JA oder NEIN


b) Sie sind gerade dabei ein Unternehmen als Selbständiger aufzubauen

JA oder NEIN


c) Sie haben nach der Entrepreneurial education versucht ein Unternehmen als Selbständiger aufzubauen

JA oder NEIN


Die Fragen wurden nur in T2 gestellte!

Alle Items stammen aus Studien die das ähnliche Thema behandeln.

An der Erhebung nahmen 109 Teilnehmer teil, 60, die eine Entrepreneurial education mit theoretische orientierten Lehrmethoden erhielten (TL) und 49, die praktisch orientiere Lehrmethoden erhielten (PL). Zusätzlich befragte ich alle Probanden nach soziodemographischen Hintergründen, wobei für meine Studie nur das Geschlecht relevant ist ( Es wurde in anderen Studien behauptet das Frauen generell weniger Entrepreneurial Intention haben als Männer).

So nun kommen meine Hypothesen und die Fragen dazu!

H1: Entrepreneurial education hat einen allgemein positiven Einfluss auf Entrepreneurial Intention.

Ich möchte hier zeigen das Bildung egal ob mit theoretischen (TL) oder praktischen (PL) Lehrmethoden einen positiven Einfluss auf Entrepreneurial Intention hat und würde auch gleichzeitig, falls möglich, unterschiede zwischen entrepreneurial Intention bei Männern und Frauen aufzeigen.

Welches Analyseverfahren kann ich hierfür nutzen? Kennt jemand den SPSS-Befehl? Welche Tests muss ich im Vorfeld machen um Reliabilität der Ergebnisse zu bestätigen?

H2: Die praktisch orientierte Lehrmethode (PL) hat einen positiveren Effekt auf die Entrepreneurial Intention (EI) als die theoretisch orientierte Lehrmethode (TL)


Auch hier möchte ich gerne das Geschlecht mit einbringen um eventuell unterschiedliche Auswirkungen der Methoden auf Geschlechter aufzuzeigen.
Welches Anaylseverfahren nutze ich hier am besten?

H3: Die praktisch orientierte Lehrmethode (PL) für zu mehr Entrepreneurial Behavior (EB = Gründungen) als die theoretisch orientierte Lehrmethode.

Hier möchte ich zeigen das Probanden die PL hatten häufiger in T2 gegründet haben als TL. Zu beachten ist hier, das Entrepreneurial Intention als Indikator für Entrepreneurial Behavior angesehen wird und ich vielleicht analysieren sollte, ob es wahrscheinlicher ist das ein Proband dessen EI sich aus PL gebildet hat gründet im gegensatz zu einem Probanden dessen EI sich aus TL gebildet hat?

Welches Analyseverfahren würde sich für diese Hypothese anbieten?

Ich hoffe irgendjemand versteht meine Problematik und kann mir ein wenig helfen!

Im Voraus bedanke ich mich vielmals bei jedem der sich die Zeit nimmt sich das durchzulesen und sich darüber Gedanken zu machen!

Gruss S.N.
sevannoah
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Re: Benötige Hilfe bei der Wahl von Analyseverfahren (Bachel

Beitragvon PonderStibbons » Mi 4. Jan 2017, 16:48

Genauer untersuche ich die Unterschiede der Effektivität von praktisch orientierten Lehrmethoden (PL) im Vergleich zu theoretisch orientierten Lehrmethoden (TL) auf die Absicht zu gründen ( Entrepreneurial Intention = EI) und tatsächliches Verhalten (Entrepreneurial behavior = EB).

Donnerlüttchen, da brauchst Du aber sehr hohe Probandenzahlen, zumindest für "Verhalten". Oder ist das Gründen in dieser Gruppe a) recht häufig und b) über eine Lehrmethode markant zu beeinflussen?

Hier gibt es zwei intervallskalierte Items:
a) Wie wahrscheinlich ist es das Sie eine Karriere als Selbständiger einschlagen?
1= unwahrscheinlich - 7= wahrscheinlich

Normalerweise würde man erstmal ordinalskaliert annehmen.
An der Erhebung nahmen 109 Teilnehmer teil,

Ups...
Welches Analyseverfahren kann ich hierfür nutzen?

Wenn man Fünfe gerade sein lässt und die 7erskala als intervallskaliert ansieht,
geht eine "Messwiederholungs-Varianzanalyse" mit "Messung vorher/nachher"
als Innersubjektfaktor und "Lehrmethode" als Zwischensubjekt (Gruppierungs-)
Faktor. Man kann noch weitere Faktoren aufnehmen wie Geschlecht.

H3: Die praktisch orientierte Lehrmethode (PL) für zu mehr Entrepreneurial Behavior (EB = Gründungen) als die theoretisch orientierte Lehrmethode

Falls vorher noch keiner was gegründet hatte, wäre das einfach ein Vergleich "Gruppe"
versus "Gründung ja/nein", mit Chi² Test.

Wenn Du weitere Faktoren wie Intention oder Geschlecht einbeziehen willst, wird es
komplizierter, dann brauchst Du eine multiple binär-logistische Regression.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Benötige Hilfe bei der Wahl von Analyseverfahren (Bachel

Beitragvon bele » Mi 4. Jan 2017, 17:03

Habe nach dem Tippen meiner Antwort gesehen, dass PonderStibbons schneller geantwortet hat. Ich poste das trotzdem Mal, weil etwas anders herangegangen bin:


Hi,

Du musst zunächst einmal festlegen, wie Du Deine verschiedenen Items zu einem Gesamtwert zusammenfassen willst. Für Abschnitt 1 nehme ich an, willst Du die Werte als metrisch behandeln und deren Differenz als Gesamtwert für Intention nehmen? Für Abschnitt 2 nehme ich an, Du willst die Anzahl der "Ja" als Gesamtwert nehmen?

Für H1 könntest Du ein lineares Modell rechnen, bei dem der Unterschied zwischen T1 und T2 als abhängige Variable dient und das Geschlecht als unabhängige Variable.

Für H2 könntest Du ein lineares Modell rechnen, bei dem der Unterschied zwischen T1 und T2 als abhängige Variable dient und drei unabhängige Varialben: das Geschlecht, die Lehrmethode und die Interaktion zwischen beiden.

H3 ist deutlich komplizierter, da für die Zielvariable nur Werte nur 3 bis 4 Stufen in Frage kommen. Eine einfache lineare Regression ist da sicher nicht zu vertreten. Eine ordinale Regression könnte in Frage kommen, das müsste man sich dann noch einmal genauer anschauen.

2 von Deinen 3 Thesen kann man wahrscheinlich recht gut mit einfacher linearer Regression angehen. Das Problem ist: Das ist ein Verfahren mit vielen Stolpersteinen. Mit einem SPSS-Befehl ist es da nicht getan, sondern Du musst Dich gründlich mit den Grundlagen und Spielarten des Verfahrens auseinander setzen, damit Du entscheiden kannst, ob die Rechenergebnisse "des Befehls in SPSS" irgendwelche Schlüsse zulassen oder nicht.

Ob nun ANOVA wie von PonderStibbons vorgeschlagen oder lineare Regression wie von mir, in beiden Fällen gilt: Einfach nur ein SPSS-Befehl wird der schwierigen Situation (mäßig großes n, grenzwertige Skalenniveaus, etc.) nicht gerecht.

LG,
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Re: Benötige Hilfe bei der Wahl von Analyseverfahren (Bachel

Beitragvon sevannoah » Mi 4. Jan 2017, 17:25

Hallo!

Vielen Dank an euch beide!

@bele

Gibt es einen Befehl bei SPSS bei dem ich Abschnitt 1 Gesamtwert berechnen kann? Nutze ich ab dem Zeitpunkt dann nur noch diesen Wert bei der Analyse?
Wie verfahre ich bei Abschnitt 2? Für mich ist von Bedeutung das der Proband einmal " Ja " geantwortet hat bei irgendeiner der Items, da er dann entrepreneurial behavior gezeigt hat.

Zu H1: Das wäre dann eine einfach lineare Regression oder? Gibt es da irgendwelche zusätzlichen Tests die ich machen müsste?

Zu H2: Das wäre dann eine mutiple Regression oder? Gibt es hierzu irgendwelche Tests die ich zusätzlich machen müsste?

Ansonsten erstmal vielen Dank bele für deine Mühen!

@PonderStibbons

Hier auch nochmal Vielen Dank!

Zu H3: Es hat vorher keiner was gegründet, bzw ziehe nur solche Probanden in Betracht. Wäre der Chi²-Test dann die angemessenste Variante für die 3. Hypothese?

Gruss,

S.N
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Re: Benötige Hilfe bei der Wahl von Analyseverfahren (Bachel

Beitragvon bele » Mi 4. Jan 2017, 17:38

sevannoah hat geschrieben:Gibt es einen Befehl bei SPSS bei dem ich Abschnitt 1 Gesamtwert berechnen kann? Nutze ich ab dem Zeitpunkt dann nur noch diesen Wert bei der Analyse?


Von SPSS verstehe ich leider gar nichts und kann da nicht helfen. Wo Du diesen Differenzwert/Gesamtwert verwenden kannst hängt davon ab, wo Du ihn für ein plausibles Maß der EI hälst. Ich vermute, von da ab überall. Ob man so etwas als ordinal oder als metrisch verwendet ist keine mathematische Frage, sondern eine der Plausibilität, des Augenmaßes und der inhaltlichen Abwägung. Das musst Du mit Deinem wirtschaftlichen oder pädagogischen Wissen und Anschauungen entscheiden.

Wie verfahre ich bei Abschnitt 2? Für mich ist von Bedeutung das der Proband einmal " Ja " geantwortet hat bei irgendeiner der Items, da er dann entrepreneurial behavior gezeigt hat.

Das ist doch schon eine brauchbare sachwissenschaftliche Entscheidung. Nebenbei wird auch die Statistik einfacher, wenn Du nicht vier mögliche Antwortstufen hast, sondern nur zwei. Die "ordinale Regression" schrumpft zur normalen logistischen Regression. Ich würde "nein" als 0 kodieren und "ja" als 1 und dann einfach die zeilenweise Summe der drei Spalten errechnen. Wie gesagt, ich habe keine Ahnung, wie das in SPSS geht.

Zu H1: Das wäre dann eine einfach lineare Regression oder? Gibt es da irgendwelche zusätzlichen Tests die ich machen müsste?

Das übliche halt: Alle Daten in Grafiken anzeigen lassen, Residen plotten, nach Werten mit großer Leverage suchen ("einflussreiche Punkte"), alles das, warum lineare Regressionrechnung mehr ist als ein Befehl in SPSS.

Zu H2: Das wäre dann eine mutiple Regression oder? Gibt es hierzu irgendwelche Tests die ich zusätzlich machen müsste?

Siehe oben.


LG,
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