Hilfe für Abschlussarbeit -> Welche Auswertungsmethode?

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Hilfe für Abschlussarbeit -> Welche Auswertungsmethode?

Beitragvon Flowercrown » So 16. Apr 2017, 23:40

Hallo Zusammen,
ich schreibe momentan ein erstes Exposé für meine Abschlussarbeit und soll hierfür meine geplante Auswertung kurz beschreiben.
Ich führe eine Datenerhebung durch und möchte diese dann später mit SPSS analysieren und auswerten. Die Datenerhebung sieht so aus, dass ich verschiedene Patienten (pro Person jeweils über einen Zeitraum von 7 aufeinanderfolgenden Tagen) befrage. Leider bin ich eine totale Statistik-Niete und habe nun ein paar Ideen zusammengeschrieben. Wäre total dankbar, wenn jemand darüber schauen würde und mir sagen könnte, ob das so einigermaßen stimmt oder kompletter Mist ist.

Hypothesen:
a) Bei Suchtkranken lässt sich allgemein eine höhere Rate an Traumatisierungen und PTBS-Diagnosen im Vergleich zur Normalpopulation finden (hohe Komorbidität vorhanden). Hierbei gilt zusätzlich, dass Frauen durchschnittlich häufiger von einer PTBS betroffen sind, Männer jedoch insgesamt häufiger eine Alkoholabhängigkeit aufweisen.
b) PTBS-Symptomatik und Craving korrelieren positiv miteinander. Das bedeutet, je ausgeprägter die PTBS-Symptomatik, desto höher ist auch das Verlangen nach dem Suchtmittel Alkohol.
c) Die Entgiftungsbehandlung hat Einfluss auf den Verlauf der PTBS-Symptomatik und auf das Craving. Zu Beginn der Therapie sollte es zu einem Anstieg der PTBS-Symptomatik (und damit des Craving) aufgrund des unmittelbaren Entzugs des Suchtmittels Alkohol kommen, wohingegen die Symptome im weiteren (Entzugs-) Verlauf stetig abnehmen bzw. konstant bleiben sollten.

Geplante Auswertung:
Um Hypothese a), ob die Diagnose einer Alkoholabhängigkeit positiv mit der Diagnose einer PTBS korreliert, zu überprüfen, wird ein Chi2-Test (?) (t-Tests für unabhängige Stichproben?) berechnet. Zusätzlich sollen deskriptivstatistisch verschiedene Häufigkeiten berechnet werden, darunter der Anteil an Probanden mit einer PTBS abhängig vom Geschlecht und der Anteil an männlichen und weiblichen Probanden mit einer Alkoholabhängigkeit.
Um für Hypothese b) das Ausmaß des (linearen) Zusammenhangs zwischen einer PTBS und Craving zu quantifizieren, kann eine Pearson-Korrelation berechnet werden.
Hypothese c) t-Test für abhängige Stichproben? ANOVA mit Messwiederholung?

Liebe Grüße :(
Flowercrown
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Re: Hilfe für Abschlussarbeit -> Welche Auswertungsmethode?

Beitragvon strukturmarionette » Mo 17. Apr 2017, 01:03

Hi,

- wieviele und welche AVs (auch: mittels welcher Messinstrumente) ('Symptome im weiteren (Entzugs-) Verlauf') werden im Zeitablauf von sieben Tagen siebenmal gemessen?
- Wie groß sind die (Teil-) Stichprobenumfänge?

Gruß
S.
strukturmarionette
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Re: Hilfe für Abschlussarbeit -> Welche Auswertungsmethode?

Beitragvon Flowercrown » Mo 17. Apr 2017, 10:00

Hallo und vielen Dank schon mal für deine Antwort!

- Für Hypothese c) werden die PTBS-Symptomatik und das Craving von jedem Patientin im Verlauf der Zeit mithilfe von Fragebögen betrachtet (die sogenannte PCL-5 und die Mannheimer Craving Scale).

- Insgesamt werden es ca. 20 Probanden sein, die dann alle separat jeweils über einen Zeitraum von 7 Tagen Fragebögen ausgefüllt haben. Eine Interventionsmaßnahme außer den Suchtmittelentzug gibt es nicht.

Zu Hypothese a) ist vielleicht noch hilfreich:
Männer und Frauen – unterscheiden sich diese beiden Gruppen signifikant in Bezug auf
- Durchschnittliche Höhe der PTBS-Symptomatik
- Durchschnittliche Höhe des Craving
- Anteil einer Diagnose „Alkoholkrank“
- Anteil einer Diagnose „PTBS“

Ich hoffe das hilft! Viele liebe Grüße
Flowercrown
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Re: Hilfe für Abschlussarbeit -> Welche Auswertungsmethode?

Beitragvon Flowercrown » Mo 17. Apr 2017, 13:55

Hier nochmal präziser formulierte Hypothesen:

H1: Probanden mit einer Alkoholabhängigkeit weisen durchschnittlich eine höhere Rate an Traumatisierungen und PTBS-Diagnosen auf, verglichen mit der Normalpopulation.
H2: Frauen in der Stichprobe sind durchschnittlich häufiger von einer komorbiden PTBS betroffen als Männer.
H3: Je ausgeprägter die PTBS-Symptomatik, desto höher ist das Craving.
H4: Das Ausmaß der PTBS-Symptomatik und des Craving verändert sich über den Zeitraum der Entzugsbehandlung.
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Re: Hilfe für Abschlussarbeit -> Welche Auswertungsmethode?

Beitragvon PonderStibbons » Mo 17. Apr 2017, 15:46

H1: Probanden mit einer Alkoholabhängigkeit weisen durchschnittlich eine höhere Rate an Traumatisierungen und PTBS-Diagnosen auf, verglichen mit der Normalpopulation.

Was hat das "durchschnittlich" da verloren? Außerdem fehlt die präzise Angabe, dass diese Probanden Patienten sind.
In Patientenpopulationen hat man häufig erhöhte Raten komorbider Störungen, ganz gleich, ob es auch allgemein
so ist oder nicht.

Was das Testen angeht: Du kannst die Rate der PTBS-Diagnosen in der Patientenstichprobe mit
Alokoholabhängigkeit vergleichen mit dem Erwartungswert aus der "Normalpopulation" (alters-, geschlechts-
bildungsmäßig vergleichbar?) mittels eines Binomialtests.

H2: Frauen in der Stichprobe sind durchschnittlich häufiger von einer komorbiden PTBS betroffen als Männer.

Wie gesagt, was hat das durchschnittlich da zu bedeuten?
Analysieren kann man das durch eine 4feldertafel (Geschlecht m/w versus PTB ja/nein) und Chi2-Test
bzw. Fishers exact Test. Bei n=20 ist die statistische power allerdings sehr niedrig.
H3: Je ausgeprägter die PTBS-Symptomatik, desto höher ist das Craving.

Du meintest wohl die durchschnittliche Symptomatik bzw. das durchschnttliche
Craving. Da wäre mit einer Speaman-Rangkorrelation testbar.
H4: Das Ausmaß der PTBS-Symptomatik und des Craving verändert sich über den Zeitraum der Entzugsbehandlung.

Wegen n=20 wäre der Friedman-Test (Verfahren für Messwiederholungen) eine Option.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Hilfe für Abschlussarbeit -> Welche Auswertungsmethode?

Beitragvon Flowercrown » Mo 17. Apr 2017, 16:46

Vielen Dank schonmal! Ich versuche es nochmals:
H1: Patienten mit einer Alkoholabhängigkeit weisen eine höhere Rate an Traumatisierungen und PTBS-Diagnosen auf, verglichen mit der Normalpopulation.
a.Frauen in der Stichprobe sind häufiger von einer komorbiden PTBS-Diagnose betroffen als Männer.
H2: Mit der Zunahme der PTBS-Symptomatik kommt es zu einem Anstieg des Craving. Mit der Abnahme der PTBS-Symptomatik kommt es zu einer Abnahme des Craving.
H3: Das Ausmaß der PTBS-Symptomatik und des Craving verändert sich im Verlauf der stationären Entzugsbehandlung.
a. Der unmittelbare Entzug führt zu Beginn zu einem Anstieg der PTBS-Symptomatik und damit auch zu erhöhtem Craving. Am letzten Messzeitpunkt, also nach sieben Tagen, fällt das Ausmaß der PTBS-Symptomatik und des Craving geringer aus als zu Behandlungsbeginn.
b. Bei Frauen zeigt sich unabhängig vom Zeitpunkt eine geringere Abnahme der PTBS-Symptomatik und des Craving als bei Männern.

Die Datensammlung, -analyse und -auswertung erfolgt mittels des Statistikprogramms SPSS, Version 24. Für die Beschreibung und Untersuchung der Gesamtstichprobe werden Mittelwertsvergleiche anhand von t-Tests durchgeführt. Für den Vergleich von Häufigkeitsverteilungen können Chi2-Tests verwendet werden. Um zu überprüfen ob sich die Stichprobe hinsichtlich einer PTBS-Diagnose von der Normalpopulation unterscheidet, kann ein Binomialtest herangezogen werden. Um das Ausmaß des Zusammenhangs zwischen PTBS und Craving zu quantifizieren wird eine Pearson-Korrelation (weshalb Rangkorrelation nach Spearman?) berechnet. Die Veränderung der PTBS-Symptomatik und des Craving im Behandlungsverlauf wird mithilfe mehrerer Varianzanalysen (ANOVAs) mit Messwiederholung geprüft.
Um der Frage nachzugehen, ob der Verlauf der PTBS-Symptomatik und das Craving durch den Faktor Geschlecht beeinflusst sind, werden t-Tests für unabhängige Stichproben (oder ANOVA??) und Pearson-Korrelationen durchgeführt.

Könnte man das so schreiben? Beste Grüße
Flowercrown
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Re: Hilfe für Abschlussarbeit -> Welche Auswertungsmethode?

Beitragvon strukturmarionette » Mo 17. Apr 2017, 17:13

Hi,

- wegen Deiner kleinen Stichprobe(n) wären nichtparamaterische Signifikanztests vorzuziehen (worauf PonderS bereits hinwies)
- auch ist fraglich, ob Deine Annahmen innerhalb der sehr kurzen Frist von wenigen Tagen (suchtmedizin-)fachlich begründet werden können.

Gruß
S.
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Re: Hilfe für Abschlussarbeit -> Welche Auswertungsmethode?

Beitragvon Flowercrown » Mo 17. Apr 2017, 17:17

d.h. Rangkorrelation nach Spearman anstatt Pearson-Korrelation und Friedmann-Test anstatt ANOVA? Wir hatten im Laufe des Studium meines Wissens nach nur die ANOVA behandelt, deshalb hätte ich diese herangezogen

Und ja, das mit der Begründung ist sicherlich wahr, soll trotzdem so durchgeführt werden.

Beste Grüße
Flowercrown
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Re: Hilfe für Abschlussarbeit -> Welche Auswertungsmethode?

Beitragvon PonderStibbons » Mo 17. Apr 2017, 18:57

Mal ganz nüchtern: eine Studie an 20 Probanden ist an sich überflüssig, da allenfalls per Zufall irgendwelche Zusammenhänge nachgewiesen werden können bzw. wichtige Zusammenhänge mit niedriger Wahrscheinlichkeit. Die statistische power ist sehr niedrig. Insofern stellt sich auch die Frage nach der Ethik, wenn Patienten in etwas einbezogen werden, das so gut wie keine Aussicht auf Erfolg bzw, zuverlässige Ergebnisse hat. Wer hat das denn durchgewunen? Zudem stellt sich die Frage nach der Ethik auch dadurch, dass Daten von Patienten erhoben werden sollen, ohne dass anscheinend bei irgendwem der Beteiligten ausreichende Expertise zur Datenanalyse vorliegt. Dass man auf ein Internetforum ausweicht, statt das in der Abteilung/Arbeitsgruppe/whatever zu klären, wirkt etwas befremdlich. Im Allgemeinen habe ich keine Probleme damit, wenn hier Anfängerfragen gestellt werden, aber bei Studien an Patienten verhält sich das anders.

H2: Mit der Zunahme der PTBS-Symptomatik kommt es zu einem Anstieg des Craving. Mit der Abnahme der PTBS-Symptomatik kommt es zu einer Abnahme des Craving.

Das müsste man mit einem Mehrebenenmodell testen. Die krude Alternative wären 20 intra-individuelle Spearman-Korrelationen zwischen PTBS und Craving über die Zeit, deren Medianwert man gegen 0 testen könnte.

b. Bei Frauen zeigt sich unabhängig vom Zeitpunkt eine geringere Abnahme der PTBS-Symptomatik und des Craving als bei Männern.

Das wären klassischerweise zwei gemischte Varianzanalyen mit Messwiederholung, mit dem Messwiederholungsfaktor "Zeitpunkt" und dem Zwischengruppenfaktor "Geschlecht". Bei n=20 ist allerdings zumindest fraglich, ob die Voraussetzungen ausreichend erfüllt sind.

Mit freundlichen Grüßen

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