Ergebnisse einer Mediationsanalyse

Alle Verfahren der Regressionanalyse.

Ergebnisse einer Mediationsanalyse

Beitragvon kaminblau » Di 12. Sep 2017, 13:58

Hallo zusammen,

cool, dass es das Forum gibt. So wie ich das überblicke würden ohne euch sehr sehr viele Studenten verzweifeln :D
Dazu gehöre ich auch ... Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit einer einfachen Mediation im Rahmen meiner Bachelorarbeit. Da ich kein Statistik-Profi bin, fällt mir das recht schwer. Ich glaube zwar, dass ich recht nah am Ergebnis dran bin, aber da ich mich bisher nur in einen sehr beschränkten Bereich eingearbeitet habe, fehlt mir Hintergrundwissen, um mir mit dem was ich tue wirklich sicher zu sein :)

Grundlage ist die: Stichprobe > 100; Meine UV ist dichotom (handelt sich um zwei unterschiedliche Info-Texte 1 + 2), der Mediator ist empfundene Widersprüchlichkeit und AV ist erhöhte Risikowahrnehmung.

Meine Hypothesen sind demnach:
- H0: Widerspruch(Text2) ≤ Widerspruch(Text1)
- H1: Widerspruch(Text2) > Widerspruch(Text1)

UND

WS=Widerspruch, gWS=geringerer Widerspruch
- H0: Risikowahrnehmung(WS) ≤ Risikowahrnehmung(gWS)
- H1: Risikowahrnehmung(WS) > Risikowahrnehmung(gWS)

So, nun weiß ich, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, um nachzuvollziehen, ob der indirekte Effekt signifikant ist. Multiple Regression, Sobel-Test und nonparametrisches Bootstrapping und noch ein paar andere.
Meine erste wesentliche Frage ist: Verstehe ich das richtig, dass die mehr oder weniger aufeinander aufbauen? Also, dass die Regressionsanalyse quasi die "manuelle" Variante und Grundlage für die Sobel-Formel ist und das Bootstrapping eine verbesserte Variante des Sobel? Was ich bisher gelesen habe, deutet das an, aber es steht nicht explizit so drin. Oder bietet es sich sowieso an, da eine "3-Schritte-Überprüfung" zu machen und alles drei zu rechnen?

Meine zweite Frage ist: Kann ich die Mediation direkt mit dem Bootstrapping untersuchen oder macht es immer Sinn auch die Voraussetzungen für die multiple Regression einzubeziehen?
Ich weiß z.B. dass ich schon von X --> Y keine signifikanten Ergebnisse bekomme, im Prinzip ist die restliche Mediationsanalyse ja sowieso hinfällig. Aber mein Betreuer meint, dass es sinnvoll ist, trotzdem weiterzumachen und ich möchte da eigentlich auch ganz durchsteigen.

Dann zum dritten Punkt: Ich arbeite mit SPSS und dem PROCESS Macro von Hayes. Steige da auch weitestgehend durch, was Eingaben angeht, bin mir also zu 90% sicher, dass ich das Richtige eingegeben habe :D
Meine Matrix sieht so aus:

Run MATRIX procedure:

************* PROCESS Procedure for SPSS Release 2.16.3 ******************

Written by Andrew F. Hayes, Ph.D. http://www.afhayes.com

**************************************************************************
Model = 4
Y = difwifi (hierbei handelt es sich um die Risikowahrnehmung, also Y)
X = Text (entspricht dem Infotext 1 bzw. 2, also X)
M = infcon (ist der Widerspruch, also M)

Sample size
137

**************************************************************************
Outcome: infcon

Model Summary
R | R-sq | MSE | F | df1 | df2 | p
,0452 | ,0020 | ,9039 | ,2765 | 1,0000 | 135,0000 | ,5998

Model
coeff | se | t | p | LLCI | ULCI
constant 1,7500 | ,1188 | 14,7254 | ,0000 | 1,5532 | 1,9468
Text ,0856 | ,1628 | ,5259 | ,5998 | -,1840 | ,3553

**************************************************************************
Outcome: difwifi

Model Summary
R | R-sq | MSE | F | df1 | df2 | p
,1557 | ,0242 | ,5568 | 1,6645 | 2,0000 | 134,0000 | ,1932

Model
coeff | se | t | p | LLCI | ULCI
constant -,4079 | ,1506 | -2,7088 | ,0076 | -,6573 | -,1585
infcon ,0992 | ,0676 | 1,4678 | ,1445 | -,0127 | ,2110
Text ,1300 | ,1279 | 1,0163 | ,3113 | -,0819 | ,3419

************************** TOTAL EFFECT MODEL ****************************
Outcome: difwifi

Model Summary
R | R-sq | MSE | F | df1 | df2 | p
,0925 | ,0086 | ,5616 | 1,1646 | 1,0000 | 135,0000 | ,2824

Model
coeff | se | t | p | LLCI | ULCI
constant -,2344 | ,0937 | -2,5020 | ,0135 | -,3895 | -,0792
Text ,1385 | ,1283 | 1,0792 | ,2824 | -,0741 | ,3510

***************** TOTAL, DIRECT, AND INDIRECT EFFECTS ********************

Total effect of X on Y
Effect | SE | t | p | LLCI | ULCI
,1385 | ,1283 | 1,0792 | ,2824 | -,0741 | ,3510

Direct effect of X on Y
Effect | SE | t | p | LLCI | ULCI
,1300 | ,1279 | 1,0163 | ,3113 | -,0819 | ,3419

Indirect effect of X on Y
Effect | Boot SE| BootLLCI | BootULCI
infcon ,0085 | ,0211 | -,0109 | ,0634

Normal theory tests for indirect effect
Effect | se | Z | p
,0085 | ,0204 | ,4167 | ,6769

******************** ANALYSIS NOTES AND WARNINGS *************************

Number of bootstrap samples for bias corrected bootstrap confidence intervals:
10000

Level of confidence for all confidence intervals in output:
90,00

NOTE: Some cases were deleted due to missing data. The number of such cases was:
1

------ END MATRIX ----


Daraus entnehme ich:
- Der Koeffizient von Pfad a (X --> M) ist 0,0856 und mit p = 0,5998 absolut nicht signifikant.
- Der Koeffizient von Pfad b (M --> Y) ist 0,0992 und mit p = 0,1445 ebenfalls nicht signifikant.
- Der Koeffizient von c' (X --> Y bei Mediation) ist 0,1300 und mit p = 0,3113 auch nicht signifikant.
- Der totale Effekt ist mit 0,1385 und p = 0,2824 wie gesagt auch nicht signifikant.

Also liegt keine Mediation vor, nicht einmal ein signifikanter Zusammenhang von X auf Y. Das zeigt sich doch auch am Konfidenzintervall des indirekten Effekts, da die Null mit eingeschlossen ist.

Große Frage Nummer 3 wäre daher: Stimmt das so weit oder bin ich schon auf dem falschen Dampfer?

Meine (endlich) letzte Frage wäre dann noch: Ich habe ja zwei gerichtete Variablen (Text 2 erhöht Widerspruch, bzw. höherer Widerspruch führt zu höherer Risikowahrnehmung). Ich habe gelesen und auch von meinem Betreuer gesagt bekommen, dass ich da jetzt einfach das Konfidenzintervall auf 90% einstellen soll und den p-Wert halbieren kann, um die Signifikanz für die gerichtete Hypothesen zu überprüfen. Also letztlich macht es ja keinen Unterschied, die Werte sind so weit drüber, dass sich da nichts ändert, aber stimmt das in der Theorie?

So, das wären meine Fragen dazu. Wie gesagt bin ich mir relativ sicher, dass das so passt, aber da ich sowas noch nie gerechnet/gemacht habe kann ich noch so viel lesen, zu 100% wäre ich mir nie sicher. Daher bin ich für jede Antwort sehr sehr dankbar und hoffe, dass ich mein Fragen verständlich stellen konnte und auch die Matrix einigermaßen gut formatiert ist.

Viele Grüße
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Re: Ergebnisse einer Mediationsanalyse

Beitragvon PonderStibbons » Mi 13. Sep 2017, 08:56

Stimmt das so weit oder bin ich schon auf dem falschen Dampfer?

Sieht für mich in Ordnung aus.
Meine (endlich) letzte Frage wäre dann noch: Ich habe ja zwei gerichtete Variablen (Text 2 erhöht Widerspruch, bzw. höherer Widerspruch führt zu höherer Risikowahrnehmung). Ich habe gelesen und auch von meinem Betreuer gesagt bekommen, dass ich da jetzt einfach das Konfidenzintervall auf 90% einstellen soll und den p-Wert halbieren kann, um die Signifikanz für die gerichtete Hypothesen zu überprüfen. ).


Gerichtete Hypothesen erfordern keine gerichteten Tests. https://psychologie.uni-graz.at/de/biol ... -list/faq/ FAQ#3 (Konfidenzintervalle sind das Gegenstück zu Signfikanztests mit entsprechendem alpha, die Ergebnisse sind dieselben.
NB, signifikant können Testergebnisse werden, nicht Hypothesen.
NB, Wenn Du Konfidenzintervalle betrachtest, wo kommt dann der p-Wert her?

Den Ablehnungsbereich auf de facto 20% hochzujazzen, wie es hier anscheinend versucht wird, davon habe ich noch nie gehört.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Ergebnisse einer Mediationsanalyse

Beitragvon kaminblau » Do 14. Sep 2017, 17:48

Hey PonderStibbons,

danke schon mal für deine Antwort!
Das freut mich, dass ich zumindest die Matrix richtig auslesen konnte :D

Gerichtete Hypothesen erfordern keine gerichteten Tests. https://psychologie.uni-graz.at/de/biol ... -list/faq/ FAQ#3 (Konfidenzintervalle sind das Gegenstück zu Signfikanztests mit entsprechendem alpha, die Ergebnisse sind dieselben.
NB, signifikant können Testergebnisse werden, nicht Hypothesen.
NB, Wenn Du Konfidenzintervalle betrachtest, wo kommt dann der p-Wert her?

Den Ablehnungsbereich auf de facto 20% hochzujazzen, wie es hier anscheinend versucht wird, davon habe ich noch nie gehört.


Wieso brauche ich keinen einseitigen Test? Das verschiebt doch mein 5%-Niveau ebenfalls auf eine Seite und bin ich auch immer über die Aussage stolpert, dass bei gerichteten Hypothesen einseitig getestet wird.

Auch der Leitfaden hier (https://www.uni-trier.de/fileadmin/urt/ ... modreg.pdf) geht in Punk 1.2.4, Seite 29 darauf ein. Daher komme ich auch auf das 90%-Intervall.

Kannst du mich diesbezüglich noch erleuchten?

Viele Grüße
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Re: Ergebnisse einer Mediationsanalyse

Beitragvon PonderStibbons » Fr 15. Sep 2017, 08:36

Der Sinn eines einseitigen Konfidenzintervalles/Tests erschließt sich mir wie gesagt nicht.
Die Methode wäre desungeachtet formal korrekt, wie ich der Beschreibung entnehme.

Mit freundlichen Grüßen

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