STATISTIK-FORUM.de

[Ankah93]

Liebes Forum,

ich berechne zurzeit den Einfluss von Vertrauen auf Lebenszufriedenheit in Deutschland. Dafür rechne ich ein Multivariates Regressionsmodell.
Meine Kontrollvariablen sind Gender,Alter, Alter², Zurechtkommen mit dem Haushaltseinkommen und der subjektive Gesundheitszustand. Aus der Literatur wurde ersichtlich das Einkommen und Gesundheit - logischerweise- einen sehr hohen effekt haben auf die Lebenszufriedenheit einer Person. Einkommen hat einen standardisierten Regressionskoeffizienten von 0,336*** und Gesundheit 0,271***. Soweit alles gut - allerdings machen mich dir Werte der Alter-Variablen stutzig:

Das Alter (in Jahren) hat einen standardisierten Regressionskoeffizienten von -0,295*** und Alter² sogar 0,352***. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass die Alter-Variablen einen ähnlich starken Effekt auf die Lebenszufriedenheit haben wie Einkommen oder Gesundheit.

Habt ihr eine Idee woran das liegen könnte bzw. wie man das interpretieren soll ?

Gruß,
Fritz

[strukturmarionette]

Hi,

zunächst:

Multivariates Regressionsmodell.

- das würde mehrere AVs in einem Modell bedeuten; welche Sind das bei Dir; du bennenst nur eine?
- N?

Gruß
S.

[PonderStibbons]

Das Alter (in Jahren) hat einen standardisierten Regressionskoeffizienten von -0,295*** und Alter² sogar 0,352***.

Der eine Koeffizient demzufolge negativ, der andere positiv.

Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass die Alter-Variablen einen ähnlich starken Effekt auf die Lebenszufriedenheit haben wie Einkommen oder Gesundheit.

Warum kannst Du Dir das nicht vorstellen?

Habt ihr eine Idee woran das liegen könnte bzw. wie man das interpretieren soll ?

Da man nichts über die Studie weiß (Stichprobenzusammenstellung und Bandbreite von Alter,
Bildung, Gesundheit, Größe der Stichprobe, konkrete Messung von "Lebenszufriedenheit")
schwierig zu sagen.

Mit frenundlichen Grüßen

PonderStibbons

[Ankah93]

Hallo,

Also die Stichprobe ist der deutsche Datensatz des European Social Survey von 2016. N = 2852.
Die Variablen sind folgendermaßen skaliert:

Alter in Jahren - Min. 15 Max.90
Alter² - dementsprechend quadriert
Haushaltseinkommen - 1 - 4
Gesundheitszustand - 1-5
Religionszugehörigkeit - Binär
Geschlecht - Binär

Die AV Lebenszufriedenheit ist mit einer unipolaren 11-stufigen Skala gemessen. Also 0 - 10.

Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass die Alter-Variablen einen ähnlich starken Effekt auf die Lebenszufriedenheit haben wie Einkommen oder Gesundheit.
Warum kannst Du Dir das nicht vorstellen?

Naja, das würde ja heißen dass man mit steigendem Alter immer zufriedener mit seinem Leben wird. Das finde ich unlogisch, vor allem wenn das einen stärkeren Einfluss als Gesundheit hat. Das wird so aus der vorhandenen Literatur auch nicht ersichtlich...

Hi,

zunächst:

Multivariates Regressionsmodell.

- das würde mehrere AVs in einem Modell bedeuten; welche Sind das bei Dir; du bennenst nur eine?
- N?

Gruß
S.

Dann habe ich mich falsch ausgedrückt: Es gibt eine AV (Lebenszufriedenheit) und mehrere UV.

Danke schonmal für eure Mühe

Gruß,
Fritz

[Ankah93]

"Der negative Koeffizient des "lineares Anteils" des Effekts von Alter gibt an, dass zunehmendes Alter durchshnittlich zunächst mit einer durchschnittlich geringeren Ausprägung des outcomes einhergeht. Der positive "curvilinear Effekt" gibt an, dass dieser negative Trend sich abschwächt und an einem bestimmten Punkt ins positive Umschlägt. Alter hat also einen U-förmigen Effekt auf das outcome."

Das Zitat habe ich in einem Beitrag in diesem Forum von 2012 entdeckt. Der Link: regressionanalyse-f11/interpretation-von-parametern-t2796.html

Könnte man das bei mir vllt ähnlich interpretieren ?

[PonderStibbons]

Haushaltseinkommen - 1 - 4
Gesundheitszustand - 1-5

Dann kannst Du für diese beiden Variablen nicht jeweils einen Koeffizienten haben, sondern es müssten 3 bzw. 4 sein.
Ordinalskalierte Variablen mit k Stufen werden in der regression durch k-1 dummy-Variablen repräsentiert.

Naja, das würde ja heißen dass man mit steigendem Alter immer zufriedener mit seinem Leben wird.
Das finde ich unlogisch, vor allem wenn das einen stärkeren Einfluss als Gesundheit hat. Das wird so aus der vorhandenen Literatur auch nicht ersichtlich...

Gesundheitzustand ist ebenfalls im Modell, deswegen finden wir hier Alterseffekte bereinigt um
den Effekt der Gesundheit.

Dass die Lebenzufriedenheit mit zunehmendem Alter zunächst absinkt (negativer Koeffizient von Alter), dann
aber wieder ansteigt (positiver Koeffizient des quadratischen Effekts) ist allerdings ein sehr alter Hut.
Insofern wundere ich mich schon, welche Literatur Du wohl meinen könntest.

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons

[Ankah93]

Dass die Lebenzufriedenheit mit zunehmendem Alter zunächst absinkt (negativer Koeffizient von Alter), dann
aber wieder ansteigt (positiver Koeffizient des quadratischen Effekts) ist allerdings ein sehr alter Hut.
Insofern wundere ich mich schon, welche Literatur Du wohl meinen könntest.

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons

Perfekt. Mit diesem Absatz wurde meine Frage beantwortet! Vielen dank!