Hallo,
ein Freund von mir, der gerade seine Bachelorarbeit schreibt und mitbekommen hat, dass ich für mein Studium selbst etwas mit Statistik machen muss, hat mich nach Rat gefragt.
Ich fasse sein Vorhaben, bzw. was er schon getan hat, mal zusammen. Zuvor aber noch ein Hinweis: Ich selbst gehe manchmal schon etwas zu planlos durch die Welt, seine Herangehensweise an diese Thematik ist aber deutlich unüberlegter gewesen, als es das für eine Abschlussarbeit hätte sein sollen. Viele Entscheidungen, die er in der Vorbereitung oder während der Durchführung getätigt hat, sind ohne konkreten Plan im Hinterkopf gefallen.
Jedenfalls:
Er stellt sich in seiner Arbeit die Frage, ob die visuelle Wahrnehmung einen Einfluss auf die akustische besitzt. Es geht weniger um so Geschichten wie den McGurk-Effekt. Eher um die Wahrnehmung von Musik. Beispiel fürs Verständnis: Man sieht sich ein Video an, auf dem eine Person eine "normale" Gitarre spielt und bewertet das Spiel hinsichtlich mehrerer Aspekte (zb. Klangqualität, etc). Danach wird man gebeten, sich ein zweites Video anzusehen, auf dem eine Person eine andere Gitarre spielt (ich weiß nicht, inwiefern sich die Modelle unterscheiden. Vielleicht sieht sie aggressiver oder ähnliches aus). Danach soll man das Spiel wieder bewerten. Was man als Versuchsperson nicht weiß, ist: Der Ton beider Videos war exakt identisch. Nur das Bild hat sich halt verändert.
So viel zu seinem Thema.
Er hat seine Datenerhebung schon abgeschlossen und daher habe ich keinen Einfluss mehr darauf, wie er das getan hat und was er erhoben hat. Wie ich schon schrieb, sind da - für mich - einige wundersame Entscheidungen gefällt worden.
Er hat statt zwei Videos acht Videos erstellt, die sich alle im Bild unterscheiden, im Ton aber nicht.
Es wurden insgesamt 32 Personen diese Videos vorgelegt. Allerdings haben nicht alle 32 Personen alle acht Videos betrachtet und bewertet, sondern es wurden zwei Gruppen gebildet (jeweils 16 Personen) und die erste Gruppe hat die Videos 1-4 und die zweite Gruppe die Videos 5-8 betrachtet und bewertet.
Zu jedem Video wurden zehn Fragen gestellt, die sich alle auf die Akustik beziehen.
Und nun stehe ich hier und möchte ihm irgendwie helfen, denn ansonsten wirft er wild irgendwelche Zahlen in irgendwelche Excel-Funktionen rein und hofft, dass irgendetwas passiert. Man muss aber auch dazusagen, dass er in seinem Studium nie Statistik hatte und das bei der Bachelorarbeit nicht gefordert wird. Er hat sich das Thema aber selbst rausgesucht und braucht jetzt halt irgendein Ergebnis.
Was sehr schade ist, ist, dass er die 32 Personen in zwei Gruppen aufgeteilt hat und diesen Gruppen jeweils unterschiedliche Videos vorgelegt hat. Mir fällt nämlich nichts ein, wie man das sinnvoll verarbeiten könnte.
Meine Idee war jetzt aber, dass man sich zunächst mal nur eine Gruppe betrachtet und eine einfaktorielle ANOVA mit Messwiederholung rechnet und schaut, ob es Unterschiede zwischen den Bewertungen der vier Videos gibt (Messwiederholung deshalb, da es sich bei den Videos ja um verbundene Stichproben handelt: Eine Person guckt nacheinander alle vier Videos).
Aus den zehn Items, die pro Video beantwortet wurden (eine symmetrisch-formulierte Likert-Skala), würde ich pro Person einen Summenscore rechnen und diesen dann als intervallskaliert annehmen.
Die vier unterschiedlichen Videos würde ich dann als Faktorstufen des Faktors "Video" nutzen.
Wenn es dann keine signifikanten Unterschiede zwischen den Bewertungen der vier Videos gibt, könnte man schlussfolgern, dass das Gesehene keinen Einfluss auf das Gehörte hat. Wenn es Unterschiede zwischen den Videos gäbe, dann wäre die Interpretation vermutlich etwas schwieriger.
Ergibt das so Sinn?
Was mich daran stört, ist halt, dass ich dann die ANOVA nur mit jeweils n=16 rechnen kann.
Wenn ich GPower befrage und folgende Angaben mache:
Effect Size: 0.25
Signifikanzniveau: 0.05
Power: 0.8
Anzahl der Gruppen: 1
Anzahl der Messungen: 4
Korrelation zwischen den Messungen: 0.7
Dann sagt mir das Programm, ich brauche nur eine Stichprobengröße von 15 Personen. Nun ist die Korrelation zwischen den Messungen mit 0.7 recht hoch angegeben. Ich habe ja den Datensatz hier, kann also Korrelationen rechnen. Bei vier Gruppen weiß ich aber nicht, was ich da wie miteinander korrelieren soll, um einen Korrelationskoeffizienten bei GPower anzugeben. Einzelne Korrelationen zwischen jeweils zwei der vier Gruppen liegen zwischen 0.4 und 0.8.
Vorweg: Ich habe das einfach mal so wie oben beschrieben gerechnet und es kommen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Videos raus.
Meine halbwegs konkrete Frage an euch ist nun: Ist die ANOVA mit Messwiederholung ein sinnvolles Verfahren, um - wenn es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Messungen gab - zu dem Schluss zu kommen, dass das Visuelle keinen Einfluss auf die Akustik besitzt?