Ergebnis knapp nicht signifikant

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Ergebnis knapp nicht signifikant

Beitragvon Lea310 » Mo 25. Nov 2019, 16:26

Hallo,

ich bin gerade etwas überfragt, wie ich in der Diskussion mit einem ganz knapp nicht signifikanten Ergebnis umgehen soll. Es geht um eine Mixed ANOVA mit Messwiederholung. Hier wurde der Interaktionseffekt mit p = .057 knapp nicht signifikant (bei 5 %). Meine Stichprobe ist insgesamt klein (N = 119), meine Gruppengrößen (3 Gruppen) liegen bei 47 zu 41 zu 31. An sich wäre der Interaktionseffekt das Ergebnis gewesen, welches ich erwartet habe. Wie diskutiere ich das nun? Kann ich sagen, dass man bei größerer Stichprobe davon ausgehen kann, dass das Ergebnis signifikant würde? Und darf ich sagen, dass sich die Tendenz zeigt, dass sich die Gruppen zu den Messzeitpunkten unterscheiden? Oder ist das schon tabu weil das Ergebnis nicht signifikant wurde?

Vielen Dank für die Hilfe und viele Grüße,

Lea
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Re: Ergebnis knapp nicht signifikant

Beitragvon bele » Mo 25. Nov 2019, 17:12

Hallo Lea,

Kann ich sagen, dass man bei größerer Stichprobe davon ausgehen kann, dass das Ergebnis signifikant würde?


Nein, das kannst Du leider nicht. Du kannst Dein "knapp daneben"-Ergebnis durchaus als Ermutigung für eine größere Folgestudie verkaufen, aber es kann durchaus sein, dass eine größere Stichprobe auch zu einem deutlich größeren p führen würde.

Und darf ich sagen, dass sich die Tendenz zeigt, dass sich die Gruppen zu den Messzeitpunkten unterscheiden? Oder ist das schon tabu weil das Ergebnis nicht signifikant wurde?


Du kannst natürlich einen Trend oder eine Tendenz diskutieren (ohne das klar definiert wäre, was das sein soll) aber Du musst Deine Niederlage eingestehen und darfst nicht so tun, als ob sie ein Gewinn wäre. Ob es einen Interaktionseffekt gibt und wenn ja, welche Richtung er hat, hast Du nicht beweisen können.

LG,
Bernhard
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Re: Ergebnis knapp nicht signifikant

Beitragvon strukturmarionette » Di 26. Nov 2019, 00:28

Hi,

- die meisten wichtigen Angabe fehlen; wenn es Dir um Statistik geht, gibt es weder Niederlagen noch Beweise.
- soweit es Dir um 'Mach mir da Signifikanzen rein' geht, wie das oft in der Medizin missverstanden wird, kannst Du gewiss N erhöhen oder das Lineare Modell durch ein besser passendes ersetzen.

Gruß
S.
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Re: Ergebnis knapp nicht signifikant

Beitragvon Lea310 » Di 26. Nov 2019, 11:08

Hallo,

vielen Dank für die Rückmeldungen.

Es geht mir tatsächlich überhaupt nicht darum, unbedingt Signifikanzen reinzubringen. Mein Betreuer meinte neulich, dass knapp nicht signifikante Ergebnisse diskutiert werden müssen. Und das würde ich eben gerne stringent machen, ich weiß allerdings nicht wie, zumal ich mich nicht in Statistik auskenne.
Vielleicht muss ich die Frage mit mehr Hintergrundinformation umformulieren:

Ich habe explorativ untersucht, ob ein Training einen Einfluss auf die Stressbewältigungsfertigkeiten hat. Gemessen wurde Prä, Post und nach einem Jahr. In meiner Arbeit liegt der Fokus auf der Nachhaltigkeit. Ich habe nun drei Gruppen verglichen: Nicht trainiert (n =31) - teilweise trainiert (n = 41) und vollständig trainiert (n = 47). Da ich für die Gruppe, die nicht trainiert hatte, nur 9 Fälle für den Postmesszeitpunkt hatte, musste ich diesen in der explorativen Analyse leider ausschließen. Heißt, ich vergleiche die drei Gruppen bezüglich T1 und T4. Und hier zeigt sich eben der Interaktionseffekt knapp nicht signifikant.

Wie diskutiere ich das nun am besten?

Vielen Dank nochmal und viele Grüße,
Lea
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Re: Ergebnis knapp nicht signifikant

Beitragvon bele » Di 26. Nov 2019, 11:48

Hallo Lea,

Deine Untersuchung war ein Zufallsexperiment. Wenn es diesen Interaktionseffekt gibt, dann beeinflusst er das Ergebnis. Wenn er es in diesem Zufallsexperiment stark genug beeinflusst, um p unter 5% zu bringen, dann hat man sich geeinigt, an den Effekt und an das von Dir gezeigte Vorzeichen zu glauben. Wenn nicht, muss niemand daran glauben. Man darf aber weiter daran glauben -- die Existenz dieses Interaktionseffekts ist keinesfalls widerlegt, Du hast ihn nur "noch" nicht belegt.
Natürlich ist die Grenze bei 5% letztlich willkürlich gezogen worden. Es ist deshalb richtig, dass Dein Betreuer möchte, dass Du über das weiterhin Möglich-Sein Deines Effekts und dass man seinen Beleg nur knapp verpasst hat etwas lesen möchte. Rote Linie für Dein Schreiben muss die Wahrheit sein, dass die vorher eingezogene Latte gerissen worden ist.
Solange Du diese rote Linie einhälst darfst Du frei formulieren und brauchst keine besonderen Vorgaben aus dem Statistikbuch zu beachten. Was bedeutet Dein "knapp daneben" für die Streßforschung? Der Begriff "Trend" ist für diese Graubereiche nicht unüblich. Er beschreibt mehr ein Gefühl, dass das Verpassen der magischen 5%-Grenze doch knapp gewesen ist. Er sollte keine "neue 10%-Grenze" einziehen.

Hast Du eigentlich vorher eine Fallzahlberechnung durchgeführt? Wenn ja, ist es immer eine gute Idee, die in der Diskussion nochmal zu erwähnen. Wenn die beispielsweise auf eine Power von 80 % gerechnet wurde, dann ist immerhin eine 20%-Fehlerquote von vorneherein eingeplant gewesen.

HTH,
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Re: Ergebnis knapp nicht signifikant

Beitragvon Lea310 » Mi 27. Nov 2019, 11:44

Hallo Bernhard,

vielen Dank, das war sehr erhellend für mich! :)

Viele Grüße, Lea
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Re: Ergebnis knapp nicht signifikant

Beitragvon strukturmarionette » Mi 27. Nov 2019, 16:05

Hi,

Gemessen wurde Prä, Post und nach einem Jahr. ich vergleiche die drei Gruppen bezüglich T1 und T4.

- Warum T4, wenn deine AV nur dreimal gemessen wurde?

Gruß
S.
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