von bele » Di 26. Nov 2019, 11:48
Hallo Lea,
Deine Untersuchung war ein Zufallsexperiment. Wenn es diesen Interaktionseffekt gibt, dann beeinflusst er das Ergebnis. Wenn er es in diesem Zufallsexperiment stark genug beeinflusst, um p unter 5% zu bringen, dann hat man sich geeinigt, an den Effekt und an das von Dir gezeigte Vorzeichen zu glauben. Wenn nicht, muss niemand daran glauben. Man darf aber weiter daran glauben -- die Existenz dieses Interaktionseffekts ist keinesfalls widerlegt, Du hast ihn nur "noch" nicht belegt.
Natürlich ist die Grenze bei 5% letztlich willkürlich gezogen worden. Es ist deshalb richtig, dass Dein Betreuer möchte, dass Du über das weiterhin Möglich-Sein Deines Effekts und dass man seinen Beleg nur knapp verpasst hat etwas lesen möchte. Rote Linie für Dein Schreiben muss die Wahrheit sein, dass die vorher eingezogene Latte gerissen worden ist.
Solange Du diese rote Linie einhälst darfst Du frei formulieren und brauchst keine besonderen Vorgaben aus dem Statistikbuch zu beachten. Was bedeutet Dein "knapp daneben" für die Streßforschung? Der Begriff "Trend" ist für diese Graubereiche nicht unüblich. Er beschreibt mehr ein Gefühl, dass das Verpassen der magischen 5%-Grenze doch knapp gewesen ist. Er sollte keine "neue 10%-Grenze" einziehen.
Hast Du eigentlich vorher eine Fallzahlberechnung durchgeführt? Wenn ja, ist es immer eine gute Idee, die in der Diskussion nochmal zu erwähnen. Wenn die beispielsweise auf eine Power von 80 % gerechnet wurde, dann ist immerhin eine 20%-Fehlerquote von vorneherein eingeplant gewesen.
HTH,
Bernhard
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`Oh, you can't help that,' said the Cat: `we're all mad here. I'm mad. You're mad.'
`How do you know I'm mad?' said Alice.
`You must be,' said the Cat, `or you wouldn't have come here.'
(Lewis Carol, Alice in Wonderland)