Hi ITerlinden,
Ich hab Deine Korrelationsmatrix mal durch TETRAD gejagt. Das ist eine software zur Exploration möglicher kausaler Strukturen. Sie zeigt dir in einem Pfaddiagramm integriert alle möglichen Modelle an, die mit den Daten zusammenpassen. Das Ergebnis ist hier:
https://www.dropbox.com/s/0k037982k0v26 ... e.png?dl=0 (den link werd ich 1 Woche aktiv halten).
Zentral ist hier die Interpretation der Linien mit den Kreisen. Diese ist eine Visualisierung der kausalen Ambiguität. Was klar ist (aufgrund Deiner Daten):
a) Die "Nutzung" ist völlig unkorreliert mit allen anderen Variablen und spielt (wie gesagt unter Berücksichtigung der geringen Power) keine Rolle. Dies sieht man bereits in Deiner Korrelationsmatrix.
b) Die anderen 3 Variablen sind in einer Kette angeordnet, aber die Effektrichtungen sind unklar. Hier spielt jetzt die theoretische Plausibilität eine zentrale Rolle.
Welche Modellmöglichkeiten in Frage kommen:
1) Job demands --> detachment --> (perceived) pressure) (das wäre mein Favorit)
2) Job demands <-- detachment --> pressure (d.h. die Wahrnehmung beider Stressoren reflektiert die zugrundeliegende Belastetheit/mangelnde Erholung)
3) Job demands <-- detachment <--> pressure (Detachment führt zur verzerrten Wahrnehmung von job demands; die Beziehung zwischen detachment und pressure ist spurious und geht auf unbeobachtete confounder zurück
4) Job demands <--> detachment --> pressure (dasselbe wie bei #3, nur ist der confounder vorne und der Effekt von detachment auf pressure)
All diese Alternativen haben eines gemeinsam (deshalb sind sie daten-äquivalent): Demands und pressure korrelieren (r = .21) und diese Korrelation verschwindet, sobald detachment kontrolliert/auspartialisiert wird. Daher muss detachment in der Mitte der Kette liegen.
Das man jetzt mehrere Möglichkeiten hat, fühlt sich für dich sicher nicht gerade berauschend an, hilft aber sehr bzgl. einer bestimmten Bescheidenheit-v.a. bei Regressionsansätzen wie PROCESS, die noch viel mehr Möglichkeiten zulassen. So hat z.B. ein partielles Mediationsmodell über 40 solcher äquivalenten Alternativen!
Und immerhin kann man (wieder: N berücksichtigen) verschiedene Alternativen ausschließen:
1) Pressure + job demands --> Detachment
2) Beide Beziehungen (demands-detachment und detachment-pressure) spurious. D.h. eine Beziehungen von beiden muss kausal sein
3) Alle Modelle, in denen die "Nutzung" irgendeine Rolle spielt.
Ich weiß nicht, ob es für dich möglich ist, die Grundlagen des o.G. in Deiner BA-arbeit zu lernen. Im Grund ist das nicht schwer und da ich das ganze eingebrockt habe, würde ich dir auch weiterhelfen. Für den Fall könntest du bei deinem Ansatz bleiben und eine post-hoc-Sektion anfügen, wo du die o.g. Explorationen diskutierst.
Wenn du übrigens im Datensatz weitere Variablen hast (demografische?), dann könnte man die hinzufügen und u.U. die o.g. Möglichkeiten differenzieren.
Ich weiß, dass ist ein Kulturschock für dich. TETRAD gibt es seit den 80ern und außerhalb der Psychologie bekannt. In der Psychologie kennt das niemand und alle machen nachwievor Regressionsanalysen. Hier ist übrigens ein nettes Video von Richard Scheines, in dem er auch ein schönes Beispiel über ein Regressionsmodell zeigt, dass leider ebenfalls zu völlig falschen Schlüssen führt.
https://www.youtube.com/watch?v=7gktywp6j1Y&t=1848sGrüße
Holger