Passender Hypothesentest

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Passender Hypothesentest

Beitragvon Gabriel1102 » Fr 17. Apr 2020, 18:33

Hallo zusammen,
im Ramen meiner Masterarbeit bin ich gerade dabei meine Hypothesen zu testen und komme auf keinen grünen Zweig. Ich hoffe es kann mir in diesem Forum jemand helfen, um die richtigen Verfahren zur Testung meiner Hypothesen zu finden.
Vorweg gleich mal die Hypothesen:
H1: Wenn sich die Generation Z, im Vergleich zu anderen Generationen über einen Arbeitgeber informiert, dann lassen sich klare Unterschiede in der Art der Informationsbeschaffung feststellen. 
H2: Wenn sich die Generation „Z“ über unterschiedliche Arbeitgeber informiert, dann greift sie im Vergleich zu allen früheren Generationen am Häufigsten auf soziale Medien zurück. 
H3: Je jünger die zukünftigen Arbeitskräfte (Generation Z), desto stärker ist das Bedürfnis nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance.
H4: Ethik und soziale Verantwortung hat bei der Generation Z im Vergleich zu früheren Generationen einen höheren Stellenwert als umfangreiche Sozialleistungen des Unternehmens.

Was in dem Zusammenhang wichtig ist, die Daten sind nicht Normalverteilt.
Die Variablen zum Informationsbeschaffungsverhalten sind ordinal skaliert.
Die Variablen der Hypothesen H3 und H4 sind metrisch.


Die Hypothesen H1 und H3 würde ich mit einem Kruskal-Wallis-Test testen. Jedoch bin ich mir unsicher ob dieser der richtige ist.
Das größte Problem habe ich bei H2 und H3 wo nicht weiß welches Verfahren das richtige ist.

Danke im Vorraus
Gabriel1102
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Re: Passender Hypothesentest

Beitragvon PonderStibbons » Fr 17. Apr 2020, 21:00

Was in dem Zusammenhang wichtig ist, die Daten sind nicht Normalverteilt.

Wieso sollte das wichtig sein?
Die Variablen zum Informationsbeschaffungsverhalten sind ordinal skaliert.

Dann ist dabei das Thema Normalverteilung nicht nur sowieso irrelevant,
sondern auch gar nicht diskutierbar; ordinale Variablen können nicht
normalverteilt oder nichtnormalverteilt sein, es betrifft sie einfach
nicht.
Die Hypothesen H1 und H3 würde ich mit einem Kruskal-Wallis-Test testen. Jedoch bin ich mir unsicher ob dieser der richtige ist.
Das größte Problem habe ich bei H2 und H3 wo nicht weiß welches Verfahren das richtige ist.

Wie sieht das Erhebungsdesign aus? Welche Variablen wurden wann bei wem mit
welchen Verfahren gemessen? Wie groß ist die Stichprobe? Was soll womit wegen
der Hypothesen verglichen werden?

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Passender Hypothesentest

Beitragvon Gabriel1102 » Fr 17. Apr 2020, 22:00

Hallo PonderStibbons,
tut mir leid wenn nicht alle Daten vorhanden waren. Denn wie unschwer erkennbar ist bin ich absoluter Statistik Neuling.
Die Daten wurden mithilfe eines Fragebogens erhoben.
Zur Informationsbeschaffung enthielt der Fragebogen 13 Items welche mit einer 4 Punkte Likert-Skala bewertet werden konnte.
Mögliche Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren wurden mit 61 Itmes gemessen welche mit einer 5 Punkte Likert-Skala bewertet werden konnte. Die Items wurden einer Faktoranalyse unterzogen und zu neuen Variablen (mittelwert) transformiert.
Der gesamte Fragebogen wurde von 94 Probanden, 3 unterschiedlichen Generationen, beantwortet.

Ich hoffe ich habe nichts vergessen

Danke schon einmal

Mit Freundlichen Grüßen
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Re: Passender Hypothesentest

Beitragvon PonderStibbons » Fr 17. Apr 2020, 22:27

Ich bitte um eine für Außenstehende nachvollziehbare Beschreibung
der Studie und der Datenerhebung und der Fragen an die Datenauswertung.
Du sagst, es handele sich um eine Masterarbeit, demzufolge wirst Du es
ohnehin leisten müssen.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Passender Hypothesentest

Beitragvon Gabriel1102 » Sa 18. Apr 2020, 09:44

Hallo PonderStibbons,

Bei dem Erhebungsinstrument handelt es sich um einen online erstellten Fragebogen der via Link im persönlichen Netzwerk und an Schulen verteilt wurde. Zusätzlich erfolgte auf Facebook ein Aufruf, zur Teilnahme an der Befragung.

Der Fragebogen gliedert sich in 2 Bereiche.
Im ersten Bereich wurden die Probanden gebeten, 13 Kanäle (Internet, Facebook etc.) mithilfe einer vier-stufigen-Likert-Skala (regelmäßig, gelegentlich, selten, nutze ich gar nicht) zu bewerten, wie intensiv sie diese zur Informationsbeschaffung über einen potentiellen Arbeitgeber nutzen.

Im zweiten Bereich waren 61 Items zu möglichen Arbeitgeberattraktivitätsfaktoren (bspw. ein hohes Grundgehalt) angeführt, welche die Probanden mit einer Fünf-Punkte-Likert-Skala (sehr wichtig, wichtig, teilweise wichtig, eher unwichtig, vollkommen unwichtig) bewerten sollten wie wichtig diese für sie sind.
Der aus 61 Itmes bestehende Fragebogen wurde einer Faktoranalyse unterzogen. Dies diente dem Ziel feststellen, auf welche gemeinsamen Faktoren die einzelnen Items hochluden. Dabei wurden 14 Faktoren festgestellt welche in weiterer Folge zu neuen Variablen (Mittelwert) transformiert wurden und weisen daher ein metrisches Skalenniveau auf.

Um Generationsunterschiede ermitteln zu können, wurde jeder Proband gebeten das Geburtsjahr anzugeben.
Die Geburtsjahre wurden nach der Datenerhebung zu den entsprechenden 3 Generationen (Generation X, Y, Z) gruppiert, um die an Generationen ausgerichteten Hypothesen testen zu können.


Die Hypothese H1 würde ich mit einem Kruskal-Wallis-Test und paarweisem Vergleichs testen, ob es zwischen den Generationen signifikante Unterschiede bei jedem der 13 Kanäle gibt.

H3 würde ich ebenfalls mit einem Kruskal-Wallis-Test und paarweisem Vergleich testen, ob zwischen den 3 Generationen unterschiede bezogen auf Work-Life-Balance vorliegen.

Bei den Hypothesen H2 und H4 habe ich jedoch Schwierigkeiten (vorausgesetzt meine Überlegungen zu H1 und H3 stimmen). Da ich hier eine Rangfolge benötigen würde um Unterschiede feststellen zu können.
Bspw. H2:
Wenn sich die Generation „Z“ über unterschiedliche Arbeitgeber informiert, dann greift sie im Vergleich zu allen früheren Generationen am Häufigsten auf soziale Medien zurück

Hierfür müsste ich herausfinden, welche Kanäle (von jeder Generation) bevorzugt zur Informationsbeschaffung genutzt wird. Zwar habe ich die Mittelwerte pro Kanal und Generation ermittelt, jedoch kann ich diese nicht verwenden um die Hypothesen zu testen und ich weiß nicht welcher Test hierfür der richtige wäre.
Gleiches bei H4. Hier müsste ich herausfinden, welche der beiden Variablen (soziale Verantwortung oder umfangreiche Sozialleistungen) pro Generation die höhere Bedeutung für jede Generation hat.

Ich hoffe, ich konnte alles Ausführlich genug beschreiben und Danke noch einmal

Mit freundlichen Grüßen
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Re: Passender Hypothesentest

Beitragvon PonderStibbons » Sa 18. Apr 2020, 11:10

Ja, jetzt kann ich es nachvollziehen.
Im ersten Bereich wurden die Probanden gebeten, 13 Kanäle (Internet, Facebook etc.) mithilfe einer vier-stufigen-Likert-Skala (regelmäßig, gelegentlich, selten, nutze ich gar nicht) zu bewerten,

Zur Nomenklatur: was Du da beschreibst, trägt nicht den Namen Likert-Skala.
Es ist einfach das Antwortformat eines Rating-Items. Hingegen ist
Likert-Skala der Name für Messinstrumente, die sich aus mehreren Items vom
Likert-Typ zusammensetzen, die gemeinsam ein Konstrukt repräsentieren und deren
Werte summiert werden.

Der aus 61 Itmes bestehende Fragebogen wurde einer Faktoranalyse unterzogen. Dies diente dem Ziel feststellen, auf welche gemeinsamen Faktoren die einzelnen Items hochluden. Dabei wurden 14 Faktoren festgestellt welche in weiterer Folge zu neuen Variablen (Mittelwert) transformiert wurden und weisen daher ein metrisches Skalenniveau auf.

Eine Faktorenanalyse mit gerade mal 93 Probanden bei 61 Items ist sehr, sehr amibitioniert.
Zudem werden Messinstrumente nicht an derselben Stichprobe entwickelt und validiert, bei
der sie dann auch noch zur Untersuchung von Hypothesen eingesetzt werden. Aber wenn Dein
Betreuer das absegnet, soll es wohl so sein.
Um Generationsunterschiede ermitteln zu können, wurde jeder Proband gebeten das Geburtsjahr anzugeben.
Die Geburtsjahre wurden nach der Datenerhebung zu den entsprechenden 3 Generationen (Generation X, Y, Z) gruppiert, um die an Generationen ausgerichteten Hypothesen testen zu können.

Muss das wirklich sein? Kontinuierliche Variablen sollte man eigentlich nicht kategorisieren,
und diese Generationeneinteilung klingt mehr nach Feuilleton als nach Wissenschaft.
Die Hypothese H1 würde ich mit einem Kruskal-Wallis-Test und paarweisem Vergleichs testen, ob es zwischen den Generationen signifikante Unterschiede bei jedem der 13 Kanäle gibt.

So gesehen die passende Wahl, auch wenn ich (siehe oben) eine Spearman-Korrelation
zwischen Alter und Response für näherliegend hielte. Kategorisierung von Altersangaben
vernichtet statistische Informationen und kann zu falschen Ergebnissen führen.
Wenn sich die Generation „Z“ über unterschiedliche Arbeitgeber informiert, dann greift sie im Vergleich zu allen früheren Generationen am Häufigsten auf soziale Medien zurück

Das ist nicht klar formuliert. Häufiger als andere? Oder zu mehr als 50%, im Unterschied zu den anderen,
die unter 50% liegen? Oder relativ am häufigsten von allen Kanälen wird dieser gewählt, während andere
Generationen mindestens einen anderen Kanal häufigster wählen?

Hierfür müsste ich herausfinden, welche Kanäle (von jeder Generation) bevorzugt zur Informationsbeschaffung genutzt wird. Zwar habe ich die Mittelwerte pro Kanal und Generation ermittelt, jedoch kann ich diese nicht verwenden um die Hypothesen zu testen und ich weiß nicht welcher Test hierfür der richtige wäre.

Wieso Mittelwerte, das sind doch die Ratingskalen (von "regelmäßig" bis "gar nicht")? Da geht allenfalls der Median.

Leider ist die Messung der abhängigen Variablen sehr schwach (wenig differenzierte, ordinale 1-Item-
Messung), was die Möglichkeiten einschränkt. Aber ohnedies müsstest Du vielleicht Deine H3 nochmal klar
formulieren, was/wer wird womit/mit wem verglichen und was heißt "am häufigsten".
Gleiches bei H4. Hier müsste ich herausfinden, welche der beiden Variablen (soziale Verantwortung oder umfangreiche Sozialleistungen) pro Generation die höhere Bedeutung für jede Generation hat.

H4 war:
H4: Ethik und soziale Verantwortung hat bei der Generation Z im Vergleich zu früheren Generationen einen höheren Stellenwert als umfangreiche Sozialleistungen des Unternehmens.

Das ist keine völlig verständliche Aussage Es könnte auf eine Wechselwirkung zwischen
einem Messwiederholungsfaktor (Wichtigkeit gemessen für Ethik und für Sozialleistungen) und
Variable "Gruppenzugehörigkeit" (wissenschaftlich und methodisch betrachtet wäre besser
unkategorisiertes Alter) hinauslaufen, realisierbar als gemischte Varianzanalyse mit einem
Innersubjekt- und einem Zwischensubjektfaktor, aber genau weiß ich es noch nicht.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Passender Hypothesentest

Beitragvon Gabriel1102 » So 26. Apr 2020, 09:21

Hallo PonderStibbons,
danke für die ausführlichen Antworten und die Hilfestellung.

Ps: Tut mir leid für die späte Danksagung

Freundliche Grüße
Gabriel1102
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